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Humanistisches Gedankengut im Ostalpenraum | 81
Auch von Johannes Spießhaymer (Cuspinianus) sind keine handschriftlichen Werke
bekannt, die Abschriften epigraphischer Denkmäler in größerem Umfang enthalten,
obwohl der Ostfranke (1473 in Schweinfurt geboren, 1529 in Wien gestorben) auf
seinen häufigen Reisen im diplomatischen Dienst des Kaisers, vor allem nach
Ungarn, antiken Überresten wie etwa baulichen Ruinen, Ziegelstempeln oder auch
Inschriften sehr wohl große Beachtung schenkte.319 Gemessen an seinem regen Inter-
esse für römerzeitliche Inschriften und nachahmende Werke finden erstere nur
mäßigen Niederschlag in seinen gedruckten historischen Schriften. Immerhin streut
er in diese zumindest gelegentlich den Originalwortlauf antiker Inschriften ein, der
überwiegend durch die Verwendung von Majuskeln aus dem Lauftext hervorhoben
wird. So findet sich etwa in seinem 1540 in Straßburg erschienenen Werk De Cae-
saribus atque Imperatoribus Romanis der vollständige Text der von ihm nach eigener
Angabe in der westungarischen Stadt Tata gefundenen Inschrift CIL III 4309.320 Mit
CIL III 3524 aus Buda überliefert er eine weitere pannonische Inschrift in den 1553 in
Basel erschienenen Commentarii De Consulibus Romanorum.321 Die Zeilentrennung
wird in beiden Fällen zugunsten einer möglichst genauen Wiedergabe des Inschrift-
textes vernachlässigt. Durch die zusätzlich vom Rand eingerückte und zentrierte
Setzung des Textes von CIL III 4309 kann leicht der (falsche) Eindruck entstehen, der
Text wäre in Originalform wiedergegeben worden (siehe Abb. 10).322
Abb. 10: Cuspinianus, De Caesaribus 86 (Ausschnitt)
319 Dieses Urteil fußt v. a. auf den grundlegenden Untersuchungen von Ankwicz-Kleehoven,
Cuspinian, und Uiblein, Altertumsforschung 76–80, sowie auf den weitgediehenen Vorarbeiten von
Andreas Zajic zur geplanten Publikation Epigramm und Epitaph, die er mir großzügigerweise vorab
zur Verfügung gestellt hat. Zu Cuspinianus siehe insbesondere auch Winfried Stelzer, Cuspinianus
(Spieshaymer, Spießheimer), Johannes, in: Verfasserlexikon-Humanismus I 2, 519–537 sowie Christian
Gastgeber, Elisabeth Klecker (Hrsg.), Iohannes Cuspinianus (1473–1529). Ein Wiener Humanist und
sein Werk im Kontext (Singularia Vindobonensia 2), Wien 2012.
320 Cuspinianus, De Caesaribus 86; vgl. Uiblein, Altertumsforschung 78 (dort wird irrtümlich S. 56
angegeben), Ankwicz-Kleehoven, Cuspinian 109 sowie Elisabeth Klecker, Extant adhuc in Pannonia
monumenta Severi. Historia Augusta-Rezeption und humanistisches Selbstverständnis in Cuspinians
Caesares, in: Johannes Helmrath, Alfred Schirrmeister, Stefan Schlelein (Hrsg.), Medien und Spra-
chen humanistischer Geschichtsschreibung, Berlin/New York 2009, 77–98, hier: 85–86. Zur (heute
verschollenen) Inschrift siehe László Barkóczi, RIU II 501.
321 Cuspinianus, De Consulibus 457–458. Vgl. Ankwicz-Kleehoven, Cuspinian 109.
322 Vgl. EDH HD039380. Die Zeilentrennung vernachlässigt Cuspinianus auch bei einigen stadt-
römischen Inschriften, die er zudem nur auszugsweise und mit einiger Sicherheit aus einer (ge-
druckten?) Quelle zitiert; siehe Cuspinianus, De Caesaribus 61 (Inschrift der Trajanssäule: CIL
VI 960 = EDR 102536), 85 (Inschrift des Argentarierbogens: CIL VI 1035 = EDR 103504) und 119 (In-
schrift des Gallienusbogens: CIL VI 1106 = EDR 110168,). Vgl. auch Klecker, Extant monumenta
Severi 85.
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Titel
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Untertitel
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Autor
- Doris Marth
- Verlag
- Holzhausen Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Abmessungen
- 21.4 x 30.2 cm
- Seiten
- 572
- Schlagwörter
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548