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84 | Humanistisches Gedankengut im Ostalpenraum
und Lizentiat des kanonischen Rechts ab, hielt ebendort mit großem Erfolg juristi-
sche Vorlesungen und ist für das Jahr 1478 als Dekan der philosophischen Fakultät
bezeugt.329 Erst viel später, im Jahre 1489, wurde er in Rom von Papst Innozenz VIII.
zum Doctor iuris promoviert. 1481 war er nach Tirol zurückgekehrt und machte sich
zunächst am Innsbrucker Hof von Herzog Sigmund, ab 1485 unter Kaiser
Friedrich III. und seinem Sohn Maximilian I. als geheimer Rat hochverdient und
führte zahlreiche diplomatische Missionen an, die ihn nahezu quer durch Europa
führten. Auch seine weiteren hohen Ämter als Statthalter und Rat (des Regiments)
der Niederösterreichischen Länder zogen rege Reisetätigkeit nach sich.330
Nach dem Tod Friedrichs III. im Jahre 1493 verlegte Fuchsmagen seinen Lebensmit-
telpunkt nach Wien in die heutige Seilergasse 12.331 Sein Haus entwickelte sich zu
einem Treffpunkt der Wiener Humanisten und zu einem Stützpunkt auswärtiger
Besucher.332 Bis zu seinem Ableben am 3. Mai 1510 in Melk blieb er neben dem Kaiser
ein eifriger Förderer der humanistischen Bewegung und der Universität in Wien, die
unter anderem seiner Initiative die Berufung von Conrad Celtis und die Etablierung
des Lehrstuhls für Römisches Recht verdankt.333 Bestattet wurde Fuchsmagen daher
auch unweit seines Wohnsitzes in seiner Hauptwirkungsstätte Wien im Augustiner-
Chorherrenstift St. Dorothea (h. Dorotheum, Dorotheergasse 17), dem er den heute
wertvollsten kirchlichen Bildteppich gestiftet hatte.334 Dieser Gobelin ist nicht zuletzt
deshalb von großer Besonderheit, weil er in der Bildmitte den Stifter selbst kniend
vor dem hl. Leopold darstellt.335 Von Fuchsmagens netzwerkartiger Tätigkeit zeugen
nicht zuletzt über 200 an ihn gerichtete Gedichte und poetische Grüße, die – ver-
Johannes Cuspinianus oder Johann Sallaberger 1997 über Kardinal Matthäus Lang vorgelegt hat)
ist noch ein Desiderat.
329 Vgl. Daniel Schneider (Bearb.), Bestand B 38. Philosophische Fakultät. 1460–1935. Universitätsarchiv
der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i. Br., Freiburg i. Br. 2006. Online im Internet (URL):
http://www.uniarchiv.uni-freiburg.de/bestaende/provenienzgerechte-
bestaende/fakultaeten/b0038/findbuchb0038 [abgerufen am 31.08.2015].
330 Eine knappe Übersicht dazu bieten neben der bereits genannten Literatur zu Fuchsmagens
Biographie die Beiträge zur Geschichte der niederösterreichischen Statthalterei. Die Landeschefs und
Räthe dieser Behörde von 1501–1896, Wien 1897, 413. Vgl. auch Kap. 11.2.
331 Siehe Ankwicz-Kleehoven, Fuchsmagen 68, und ders., Cuspinian 91, Anm. 6.
332 Wahrscheinlich hat auch Konrad Peutinger im Jahr 1506 in Fuchsmagens Haus Quartier bezogen.
Großmann, Frühzeit des Humanismus 274–275, nennt als Hinweis darauf einen Eintrag Peutingers
in einer Handschrift seines Bekannten, der sogar entsprechend datiert ist (CVP 3334, fol. 94r; zu
diesem Codex siehe weiter unten).
333 Vgl. Kurt Mühlberger, Die Gemeinde der Lehrer und Schüler – Alma Mater Rudolphina, in: Peter
Czendes, Ferdinand Opll (Hrsg.), Wien. Geschichte einer Stadt. I: Von den Anfängen bis zur Ersten
Türkenbelagerung, Wien/Köln/Weimar 2001, 319–410, hier: 353–354.
334 Fuchsmagens Tod ist deshalb auch im Necrologium von St. Dorothea zum 3. Mai verzeichnet: „Ob.
d. Ioannes Fuexmag, doctor utriusque iuris et consiliarius Maimiliani imperatoris, a. 1510“, siehe MGH
Necr. V, 261.
335 Zum Wandteppich, der sich heute im Stift Heiligenkreuz befindet, siehe umfassend Storczer, Leo-
poldsteppich, sowie Christof Metzger, Fuchsmagen-Teppich, in: Eva Michel, Maria Luise Sternath
(Hrsg.), Kaiser Maximilian und die Kunst der Dürerzeit. Katalog zur Ausstellung in der Albertina Wien,
München/London/New York 2012, 204–205 mit weiterführenden Literaturhinweisen. Siehe auch
Taf. 3.
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Titel
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Untertitel
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Autor
- Doris Marth
- Verlag
- Holzhausen Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Abmessungen
- 21.4 x 30.2 cm
- Seiten
- 572
- Schlagwörter
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548