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86 | Humanistisches Gedankengut im Ostalpenraum
In Gestalt des CVP 8419 blieben die einzigen bisher bekannten eigenständigen Werke
Fuchsmagens erhalten: Für Maximilian I. verfasste und kalligraphierte er in überaus
sorgfältiger Weise auf Pergament eine Aufstellung römischer und oströmischer
Herrscher sowie im Anschluss daran ein Verzeichnis römischer Münzen, die er dem
Kaiser zum Geschenk gemacht hatte.341 Vielleicht war es diese Schenkung, die den
Kaiser nach Fuchsmagens Tod dazu bewogen hatte, seinen altertumskundlichen
Nachlass für sich zu beanspruchen, und zwar mit der Begründung, „er hat selbe, wie
er oft gesagt, uns verehren wollen“.342 Ob Maximilians Hofgenealoge und -historio-
graph Jakob Mennel (auch?) daran dachte, als er die „Collecta Fuchsmag“ erwähnte343,
entzieht sich leider unserer Kenntnis.
Besondere Bedeutung erlangte Fuchsmagen zweifellos durch seine umfangreiche
Bibliothek, die sich zum Teil aus erworbenen oder als Geschenk erhaltenen Origi-
nalmanuskripten zusammensetzte, zum Teil aber auch aus Abschriften, die er an-
fertigen ließ und damit letztendlich wertvolle Werke der Nachwelt erhielt.344 Dies gilt
beispielsweise für eine Redaktion der Chronik des Otto von Freising (CVP 3334) und
wahrscheinlich auch für Teile des sogenannten Chronographen vom Jahr 354, die im
CVP 3416 enthalten sind.345 Die meisten dieser Abschriften gingen nach Fuchsmagens
Tod an Johannes Cuspinianus. Der Kaiser scheint sein Augenmerk eher auf andere
Teile des Nachlasses gerichtet zu haben.346
Fuchsmagen gehörte einst auch ein für die Geschichte der Inschriftenüberlieferung
höchst relevanter Codex. Theodor Mommsen gab der Handschrift den Namen
„Codex Gar“ nach dem Stadtbibliothekar von Trient, Thomas Gar. Dieser war im
19. Jahrhundert auf unbekannten Wegen in den Besitz der Handschrift gekommen
und schenkte sie 1863 der Stadtbibliothek Trient, wo sie heute als „Codex 3569“ ge-
341 „Ordo et Series Caesarum ac Tyrannorum, qui Imperium Invadere ausi sunt“ (fol. 1r), „Imperatores
Orientis a Tempore Caroli Magni“ (fol. 9r), „Divo Maximiliano Caesari Invictissimo Varia hec Veterum
Numismata [...] Et Augustorum et Caesarum atque Magistratuum nominibus Inscripta Johannes
Fuchsmag Doctor dono dedit“ (fol. 10v). Vgl. dazu Lhotsky, Geschichte der Sammlungen II 1, 85–86,
Anm. 48, mit Abb. 21 sowie Abb. 37 der vorliegenden Arbeit (Kap. 7).
342 Brief von Kaiser Maximilian an den Kammermeister Ulrich Mehring in Innsbruck vom 20. Juni
1510, mit dem Auftrag, bei Fuchsmagens Bruder in Hall in Tirol den Nachlass mit den „Briefen
und Abhandlungen so uns und unser Land betreffen, und alte Münzen, und viele andere Anti-
quitäten, die er uns hat verehren wollen“, sicherzustellen. Die Zitate stammen aus Ruf, Fuchs-
magen 115. Vgl. auch Ankwicz-Kleehoven, Fuchsmagen 71, und Großmann, Frühzeit des
Humanismus 274.
343 CVP 8062, fol. 141r; vgl. Ankwicz-Kleehoven, Fuchsmagen 71, und Lhotsky, Quellenkunde 435.
344 Vgl. Lhotsky, Quellenkunde 435.
345 Siehe dazu Divjak/Wischmeyer, Kalenderhandbuch von 354, bes. I 7–10.
346 Zur Bibliothek Fuchsmagens und zum weiteren Weg einzelner Codices vgl. v. a. die Publikationen
von Ankwicz-Kleehoven, Fuchsmagen 71–72, Cuspinian 96, Cuspinian-Bibliothek 216 sowie
Cuspinian-Briefe 57 und 165, ferner Lhotsky, Quellenkunde 435. Eine erste systematische Zusam-
menstellung von Büchern, die auf Fuchsmagen als Vorbesitzer zurückgehen, bietet Friedrich
Simader Bücher aus der mittelalterlichen Universität Wien und ihrem Umfeld, Wien ab 2007. Online im
Internet (URL): http://www.onb.ac.at/sammlungen/hschrift/kataloge/universitaet/Register.htm
[abgerufen am 16.10.2015].
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Titel
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Untertitel
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Autor
- Doris Marth
- Verlag
- Holzhausen Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Abmessungen
- 21.4 x 30.2 cm
- Seiten
- 572
- Schlagwörter
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548