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90 | Humanistisches Gedankengut im Ostalpenraum
der zahlreichen Abschriften der Licinius-Sammlung368. Vor allem an den Seiten-
rändern des Cod. Borg. Lat. 336 sind überwiegend dieselben Hervorhebungen von
textlichen Besonderheiten zu finden.369 Fuchsmagens Ergänzungen zu Ortsangaben
sind im Cod. Borg. Lat. 336 hingegen meist integrale Bestandteile des Textes. Letzte-
res ist auch in den Licinius-Handschriften zu beobachten.
Die spannende Frage, worin die Grundlage für Fuchsmagens Randbemerkungen zu
suchen ist, bzw. wie diese vor allem mit Giocondos Cod. Borg. Lat. 336 in Beziehung
stehen, ist für die vorliegende Arbeit nicht primär wesentlich, da es um Inschriften
Italiens geht. Diese Frage muss nicht zuletzt aufgrund ihrer Komplexität künftigen
Studien überlassen bleiben.370
Bei sämtlichen Vergleichen von Handschriften wird dennoch in Betracht zu ziehen
sein, dass so mancher Zusatz auf Fuchsmagens eigenes Wissen zurückgehen könnte.
Immerhin hat er auch selbst nachweislich Beiträge zu dieser frühen Material-
sammlung in Gestalt des CT 3569 geleistet, die Inschriften aus der sogenannten
Licinius-Sammlung und von Fra Giovanni Giocondo enthält:
Eine Marginalie aus der Hand des Schreibers Meynhardus Rauhhp bezieht sich auf
ein loses Blatt, auf dem Fuchsmagen eigenhändig sechs stadtrömische Inschriften
abgeschrieben hat: „Has Inscriptiones invenies in charta quas Doctor Fuchsmag propria
manu exaravit“.371 Die betreffenden Denkmäler sind im CT 3569 ebenfalls enthalten
und wurden von Rauhhp durch eine Linie am Rand des Schriftblockes hervorge-
hoben. Zum leichteren Auffinden des erwähnten und heute offenbar verlorenen
Blattes fügte er sogar ein Verweiszeichen hinzu:
„Cum signo tali“
368 CVP 3255* und C(odex) S(tuttgartensis) hist. 4° 316. Zur Beschreibung des CVP 3255* und dessen
Identifizierung als (weitere) Kopie der Licinius-Sammlung siehe ausführlich Kap. 6. Diese beiden
Sammlungen enthalten im Übrigen den vollständigen Text der oben genannten stadtrömischen
Inschrift (CVP 3255*, fol. 17r,4 bzw. CS hist. 4° 316, fol. 74v).
369 Die oben erwähnten Hervorhebungen zur Inschrift CIL VI 1035 finden sich im Cod. Borg. Lat. 336
auf fol. 8v.
370 Insbesondere ist hierzu der CV 270 heranzuziehen. Die in Gestalt des CVP 3255* und des CS hist.
4° 316 vorliegenden Abschriften der Licinius-Sammlung kommen ebenso wenig als Grundlage in
Frage wie ihr gemeinsamer Archetyp und der Cod. Vat. Lat. 3616.
Bei der Frage nach einem ursächlichen Zusammenhang zwischen dem Cod. Borg. Lat. 336 und
Fuchsmagens Ergänzungen im CT 3569 wird zu bedenken sein, dass der Cod. Borg. Lat. 336 auf
fol. 10v einen Zusatz am Seitenrand enthält, wonach eine stadtrömische Inschrift „nunc est in domo
q. Fr. Porcarii“. Diesen Hinweis hätte Fuchsmagen gewiss übernommen. Umgekehrt fehlen im
Cod. Borg. Lat. 336 viele Marginalien, die im CT 3569 enthalten sind. Möglicherweise hat Fuchs-
magen bei seinen Ergänzungen auf dieselbe Quelle zurückgegriffen, die auch dem Cod. Borg.
Lat. 336 zugrunde lag.
371 CT 3569, fol. 43v/S. 97.
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Titel
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Untertitel
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Autor
- Doris Marth
- Verlag
- Holzhausen Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Abmessungen
- 21.4 x 30.2 cm
- Seiten
- 572
- Schlagwörter
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548