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94 | Humanistisches Gedankengut im Ostalpenraum
die relativ große Genauigkeit der Textwiedergabe ein grundsätzlich positives Urteil
hinsichtlich der Zuverlässigkeit.
Bei den Ortsangaben sind zwei Besonderheiten zu erwähnen: Zwischen zwei In-
schriften mit den Lokalisierungen „Beneventi“ (h. Benevento) und „Pesauri“
(h. Pesaro) findet sich auf fol. 50v eine Inschrift mit der Ortsangabe „in Urbe Austriae“.
Es handelt sich hier nicht um eine norische Inschrift, sondern um CIL V 1767 aus
dem heutigen Cividale in Friaul392. Aus den Belegen anderer auctores antiquissimi zu
dieser und weiteren Inschriften wird klar, dass hier lediglich eine Modifikation der
sonst üblichen Formulierung „in civitate Austriae“ vorliegt.393 In einem anderen Fall
schlich sich bei der Ortsangabe ein kleiner Schreibfehler ein: „Romae in domo Francisci
Procarii“ heißt es fälschlicherweise in der rechten Spalte auf fol. 27v, womit das Haus
des 1482 verstorbenen Inschriftensammlers Francesco Porcari gemeint sein muss.394
Noch ist ungeklärt, ob sich hier Konrad Peutinger verschrieben hat oder ob der
Fehler auf Fuchsmagen oder eine diesem zur Verfügung stehende Quelle zurück-
geht. Im Peutinger-Codex sind jedoch keine diesbezüglich verwertbaren Hinweise
enthalten.
Einige dieser Inschriften sind auch in Handschriften von Fra Giovanni Giocondo
sowie in der Sammlung des Publius Licinius enthalten. Diese ist dem eben er-
wähnten Francesco Porcari gewidmet und liegt wie oben erwähnt teilweise auch in
Fuchsmagens CT 3569 vor. Es liegt nahe, in eben dieser Sammlung die Quelle für den
relevanten Abschnitt bei Peutinger zu vermuten, doch sind darin die Abschriften
großteils anders angeordnet und weisen wiederholt Unterschiede in der Formulie-
rung der Ortsangaben auf.395
Ob Fuchsmagen die an Peutinger gesandten Inschriften eventuell von Augustinus
Prygl Tyfernus erhalten hat, kann nicht mehr festgestellt werden: Zwar liegt
Augustinus’ Sammlung in Gestalt von zwei unvollständigen Abschriften396 vor, doch
sind die in der Peutinger-Handschrift angeführten Inschriften in dieser Form nicht
unter den erhaltenen Codexteilen.397 Gewiss ist nur, dass Fuchsmagen und Tyfernus
hinsichtlich der Übermittlung von Inschriftenkopien miteinander in Kontakt
standen: Aus dem CVP 3492 (fol. 13v–14r) kennen wir ein Fragment eines Briefes, in
392 Im CIL fehlt der Hinweis auf diese Belegstelle bei Peutinger.
393 Vgl. z. B. auch CIL V 1772. Siehe dazu ferner Kap. 6.1.
394 Zur Familie Porcari siehe Henning Wrede, Antikenstudium und Antikenaufstellung in der Renaissance,
in: Kölner Jahrbuch 26 (1993) 11–25, bes. 15 (mit weiterführenden Literaturangaben).
395 Da auch eine andere Handschrift Peutingers ein Fragment der Licinius-Sammlung enthält
(SuStBA, 2° Cod. H 23, fol. 126–129), kann eine Querverbindung nicht gänzlich ausgeschlossen
werden.
396 CVP 3528 und CVP 3492+3540. Siehe dazu Kap. 4.2.
397 Da der Schwerpunkt der vorliegenden Arbeit auf den norischen Inschriften liegt, muss die weitere
Forschung nach Fuchsmagens Quellen für die obengenannten Inschriften künftigen Studien
überlassen bleiben. Insbesondere wird eine Verbindung zu älteren Inschriftensammlungen wie
jener des Ciriaco d’Ancona – mit großer Wahrscheinlichkeit über die Sammlungen von Giovanni
Giocondo bzw. Publius Licinius – genauer zu untersuchen bzw. zu belegen sein. Vgl. vorerst
CIL V, S. 3–5, bzw. Kap. 4.3 (zur Verbindung zwischen Augustinus Tyfernus und Giocondo).
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Titel
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Untertitel
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Autor
- Doris Marth
- Verlag
- Holzhausen Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Abmessungen
- 21.4 x 30.2 cm
- Seiten
- 572
- Schlagwörter
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548