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Humanistisches Gedankengut im Ostalpenraum | 95
dem Tyfernus Fuchsmagen über nachfolgend stehende Abschriften von „epigrammata
polensia“ (Inschriften aus dem h. Pula, Kroatien) in Kenntnis setzt.398
Umgekehrt muss auch Johannes Fuchsmagen an Augustinus Tyfernus Inschriften
übermittelt haben. Der bereits vorgestellte Innsbrucker Codex 664 enthält ein Gedicht
von Tyfernus, das die Rücksendung der von Fuchsmagen gesammelten Inschriften
begleitet. Es heißt dort einleitend: „Augustini Tiferni ad Ioannem Fuchsmag, quando illi
elegia lapidum vetustorum que ipse Fuchsmag colligerat Exemplata remisit“.399 Fuchsmagen
hatte demnach Tyfernus eigene Inschriftenkopien zur Abschrift geliehen. Welche
Inschriften hier konkret gemeint sind, wissen wir leider (noch?) nicht. Es muss sich
dabei aber um eine Sammlung von gewisser Größe gehandelt haben, da sogar ge-
plant war, diese Abschriften im Druck herauszugeben, wovon sich Augustinus ein
Exemplar erhoffte: „Exemplaria cuicumque reddenda iubebis T. ex perlibens reddam, nam
si opus per impressionem edetur, non dubito Exemplum aliquod in manus meas Venturum.
August. T.“ heißt es im Anschluss an das von Augustinus verfasste Begleitgedicht.400
Weitere direkte Hinweise auf eine eigene handschriftliche Inschriftensammlung von
Johannes Fuchsmagen wurden bisher noch nicht gefunden. Allerdings wissen wir
bereits, dass er immer wieder Inschriften kopiert hat. So wird künftig allen noch so
kleinen und indirekten Spuren Beachtung zu schenken sein, um mehr über Form
und Intensität seiner Beschäftigung mit römerzeitlichen Inschriften zu erfahren.
Schon jetzt ist aber festzuhalten, dass es sehr gut in das Bild von Johannes Fuchs-
magen als „erstem systematischen Sammler“401 passen würde, wenn er an der Ent-
stehung einer (umfangreicheren?) Inschriftensammlung zumindest maßgeblich
beteiligt gewesen wäre. Im weiteren Verlauf der vorliegenden Arbeit wird der Frage
nachzugehen sein, ob man Fuchsmagen mit der rekonstruierten Sammlung des
sogenannten Antiquus Austriacus in irgendeinen Zusammenhang bringen darf – oder
sogar muss.
Die Untersuchung des Codex Tridentinus 3569 hat ergeben, dass sich Fuchsmagen
intensiv mit der darin enthaltenen Inschriftensammlung auseinandergesetzt hat –
zahlreiche Randbemerkungen, Ergänzungen und auch Interlinearkorrekturen bele-
gen dies deutlich. Auch in anderen Codices können epigraphisch relevante Notizen
aus der Hand Fuchsmagens gefunden werden: Der CVP 3334, die von Fuchsmagen
intensiv benutzte Abschrift der Chronik Ottos von Freising, enthält an zwei Stellen
(fol. 82v und 162v) in auffallend ähnlicher Form eine Nachricht über einen zu Zeiten
398 Siehe Kap. 4.3.
399 ULBT, Cod. 664, fol. 144v. Vgl. Simoniti, Humanizem na Slovenskem 102, Anm. 67 (mit einem Ab-
druck des gesamten Gedichtes), und ders., Tyfernus, Slatkonia und Raubar 82, sowie Großmann,
Frühzeit des Humanismus 284–285, wo versehentlich „fol. 114b“ angegeben ist. In der jüngsten rele-
vanten Publikation (Korenjak, Tyrolis Latina, hier: I 88) wird ebenfalls kurz auf das Gedicht einge-
gangen, dieses jedoch erstaunlicherweise „einem sonst unbekannten Augustino Tiferno“ zuge-
schrieben.
400 ULBT, Cod. 664, fol. 145r.
401 Lhotsky, Quellenkunde 435.
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Titel
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Untertitel
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Autor
- Doris Marth
- Verlag
- Holzhausen Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Abmessungen
- 21.4 x 30.2 cm
- Seiten
- 572
- Schlagwörter
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548