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100 | Augustinus Prygl Tyfernus
tragen.418 Hier hat er zumindest seine ersten Studien mit dem Bakkalaureat abge-
schlossen, denn in den Akten der Artistenfakultät wird „Augus[tinus] Prugel“ aus
„Tyffor“ als einer der Scholaren genannt, die am 29. September 1498 promoviert
worden sind.419 Er dürfte aber seine Studien bald darauf in Padua fortgesetzt zu
haben, und zwar gemeinsam mit dem etwa gleichaltrigen slowenischen Landsmann
und Bischof von Laibach, Christoph Raubar (wohl 1476–1536).420 In einer 1519 von
Augustinus Tyfernus herausgegebenen, an Raubar gerichteten Rede ist von decem
annos perpetuos die Rede, die der Laibacher Bischof in Padua verbracht hatte.421
Möglicherweise hat auch Tyfernus ebendort sein Doktorat der Philosophie
erworben.422
Die Biographie der beiden Männer weist einige weitere Verflechtungen auf. Aus dem
an Raubar gerichteten Widmungsbrief zu der eben erwähnten Rede geht hervor, dass
Tyfernus nach dem gemeinsamen Aufenthalt in Padua als Vertrauter, (Privat-)Sekre-
418 Matrikel der Universität Wien (MUW) II 246: 1496 I A 73. Zitiert auch bei Simoniti, Sloven.
Humanismus 105, Anm. 263, und ders., Tyfernus, Slatkonia und Raubar 80, Anm. 20).
419 Thomas Maisel, Ingrid Matschinegg (Bearb.), „Wiener Artistenregister“ 1497 bis 1555. Acta Facultatis
Artium IV (= UAW Cod. Ph 9) 1497 bis 1555. Personen-Nennungen im Zusammenhang mit Prüfung,
Graduierung und Verteilung der Vorlesungsthemen, Wien 2007, 9: 1498 I, 13.10.1498, 22180/b-9. Online
im Internet (URL):
http://www.univie.ac.at/archiv/artreg/AFA4%20nr%2021915%20bis%2029258.pdf [abgerufen am
31.08.2015]. Dies widerlegt die Überlegungen von Simoniti, dass sich Tyfernus nur pro forma an
der Universität Wien immatrikulieren ließ, um sich ihrer Jurisdiktion zu unterstellen (Simoniti,
Tyfernus, Slatkonia und Raubar 80 mit Anm. 20). Zur universitären Terminologie siehe Paul Uiblein,
Mittelalterliches Studium an der Wiener Artistenfakultät. Kommentar zu den Acta Facultatis Artium
Universitatis Vindobonensis 1385–1416 (Schriften des Universitätsarchivs 4), Wien 1987.
420 Dieser war 1488 im Alter von nur 12 Jahren zum Bischof von Laibach (h. Ljubljana) gewählt wor-
den, hat aber sein Amt nach den entsprechenden Weihen erst später angetreten. Zu Raubar, inkl.
einer ausführlichen Rekonstruktion seiner Lebensdaten vgl. Simoniti, Sloven. Humanismus, v. a.
79–87; ferner Karl Amon, Christoph III. Rauber (Koadjutor 1509, Administrator 1512–136), in:
ders. (Hrsg.), Die Bischöfe von Graz-Seckau 1218–1968, Graz 1969, 197–218. Neuere Literatur zu
Raubar nennt Marjeta Šašel Kos, Augustinus Tyfernus and His Epigraphic Manuscripts, in: Marc
Mayer i Olivé, Giulia Baratta, Alejandra Guzmán Almagro (Hrsg.), Acta XII Congressus Internatio-
nalis Epigraphiae Graecae et Latinae, Barcelona 3.–8. Sept. 2002, Barcelona 2007, 1310a, Anm. 7.
421 Orationes duae luculentissimae ab Illustri Gymnasio Viennensi in susceptione R. Principum ac
Episcoporum Laibacensis Seccoviensisque et Tergestini Anno MDXVII habitae (Viennae 1519), fol. A3v.
Nach Simoniti, Sloven. Humanismus 85, und ders., Tyfernus, Slatkonia und Raubar 78, hat Raubar
sein Studium in Padua 1501 mit dem Doktorat beider Rechte abgeschlossen. Vgl. die entsprechen-
den Einträge in den Universitätsakten vom 7. bzw. 8. Juni 1501 bei Elda Martellozzo Forin (Hrsg.),
Acta graduum academicorum Gymnasii Patavini 3,1: Ab anno 1501 ad annum 1525 (Fonti per la storia
dell’Università di Padova 2), Padova 1969, 16 (Nr. 39–40).
422 Der m. W. einzige kleine Hinweis auf ein solches Doktorat ist eine Abkürzung in seinem
Widmungsbrief an Christoph Raubar zu den eben erwähnten „Orationes duae luculentissimae“:
„Quae non poterant me P.D. iuris familiarissimum latere [...]“, heißt es dort (S. A iv) – was mit einiger
Sicherheit als „Philosophiae Doctorem“ aufzulösen ist. Derartige Abkürzungen waren Usus im frü-
hen 16. Jh., wie mir Sonja Reisner (Universität Wien) dankenswerterweise bestätigte. Aus der
Formulierung „iuris familiarissimus" geht hervor, dass Tyfernus auch über fundierte Rechts-
kenntnisse verfügte, diese Studien aber nicht mit einem Doktorat abgeschlossen hat. Johann Skuk
spricht in seiner Arbeit stets von Dr. Augustin Prygl, gibt aber leider keinen Nachweis dafür an:
Die Geschichte der Pfarre Windischgraz (ungedr. Diss.), Graz 1964, z. B. 66, 84, 166, 198. Nach
Simoniti, Tyfernus, Slatkonia und Raubar 80, dem wie mir bisher die Abkürzung „P. D.“ völlig ent-
gangen war, gibt es in den Wiener Universitätsakten keinen Beleg für einen akademischen Grad –
zumindest schweigen die Akten der Artistenfakultät mit Ausnahme des oben zitierten Eintrages.
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Titel
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Untertitel
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Autor
- Doris Marth
- Verlag
- Holzhausen Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Abmessungen
- 21.4 x 30.2 cm
- Seiten
- 572
- Schlagwörter
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548