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106 | Augustinus Prygl Tyfernus
er den Kampf gegen den Lutherischen Glauben fort: Er führte eine längere Aus-
einandersetzung mit dem aus Hallstatt stammenden Prediger Hans Has und trug
wohl maßgeblich zu dessen Hinrichtung am 2. Dezember 1527 bei – rund ein halbes
Jahr, bevor die „visitacion und inquisicion im lande Steyr“ nach Windischgraz kam.451
Augustinus Tyfernus wirkte gewiss auch entscheidend mit, dass am 2. Mai 1533 die
Pfarre Windischgraz dem Bistum Aquileia ausgegliedert und der Diözese Laibach
inkorporiert wurde. Mit der reichen Pfarre übergab König Ferdinand I. dem Lai-
bacher Bischof zudem das Patronatsrecht, das ihm selbst zugestanden hatte.452 Da der
Laibacher Bischof im fraglichen Jahr Christoph Raubar hieß, erscheint es höchst
naheliegend, dass sich Tyfernus in seiner Funktion als betroffener Pfarrer beim be-
freundeten Bischof für diese Inkorporation eingesetzt hatte.
Im Übrigen dürfte Augustinus Tyfernus sehr daran gelegen sein, dass seine Pfarre
nichts von ihrem Reichtum einbüßt. So beschwerte er sich kurz nach deren Einglie-
derung in das Bistum Laibach beim zuständigen Viztum in Graz über einige „statt-
leute und inwoner zu Windischgraz“, weil sie den jährlichen Zins nicht bezahlten.453
Von dieser Haltung zeugt auch ein jahrelanger Streit, den er mit der Windischgrazer
Familie Gall ausgetragen hat: Dabei ging es um die Stiftung einer „ewigen Beleuch-
tung“ für die Pfarrkirche, die einst von den Vorfahren des Hans Gall getätigt worden
war. Dieser erhob im Jahre 1535 Klage, dass der Pfarrer nicht – wie vereinbart – das
ewige Licht von jeder Abend- bis zur darauffolgenden Morgenmesse brennen ließ,
wohl aber jährlich den entsprechenden Betrag eingenommen hätte. Da Tyfernus die
Klage abwies und die Beweise des Hans Gall nicht ausreichten, zog sich der Streitfall
rund zwei Jahre hin. Eine Einigung vor dem Landeshauptmann in Graz am 30. Juni
1537 konnte nicht mehr erzielt werden, da Pfarrer Prygl in der Zwischenzeit ver-
storben war.454
Augustinus Prygl Tyfernus wirkte neben seinen Tätigkeiten als Bischofssekretär,
Pfarrer, Inschriftensammler und Literat auch als Architekt. Sein erstes Werk war das
bischöfliche Palais in Laibach (h. Ljubljana), das Christoph Raubar im Jahre 1512
nach seinen Plänen erbauen ließ.455 Ebenso geht der Um- und Erweiterungsbau des
bischöflichen Schlosses in Oberburg (h. Gornij Grad) auf die beiden Geistlichen
zurück.456 Für seinen zweiten Dienstgeber, den Wiener Bischof Georg von Slatkonia,
entwarf Tyfernus ebenfalls die Pläne für ein großes „Bischofflich Pallaci“ in der Nähe
451 Zu diesen Ereignissen siehe ausführlicher Skuk, Pfarre Windischgraz 161–166.
452 Vgl. Skuk, Pfarre Windischgraz 67–70 und 199.
453 Skuk, Pfarre Windischgraz 166.
454 Vgl. Skuk, Pfarre Windischgraz 84–85 sowie Simoniti, Sloven. Humanismus 110–111.
455 Zeugen dieser Bautätigkeit sind zwei Inschriften aus dem Jahre 1512. Die eine nennt Christoph
Raubar als den Auftraggeber, die andere Augustinus (bei seinem Namen ist dem Steinmetzen
offensichtlich ein Fehler unterlaufen) quasi als „Bauleiter“ (zitiert bei Simoniti, Sloven. Humanismus
133, Anm. 348):
AVGVSTINVS TIERNVS / OPERIS PRAEFECTVS / IACTIS FVNDAMENTIS / IV. NONAS MAY
AN. / M.D.XII.
456 Vgl. Thieme/Becker, Künstlerlexikon XXXIII 512, und Simoniti, Sloven. Humanismus 133.
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Titel
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Untertitel
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Autor
- Doris Marth
- Verlag
- Holzhausen Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Abmessungen
- 21.4 x 30.2 cm
- Seiten
- 572
- Schlagwörter
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548