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136 | Augustinus Prygl Tyfernus
zwar auch am Rand des Inschriftfeldes notiert, erscheinen aber durch dieselbe
Zeilenhöhe als zum Haupttext gehörig. Dadurch, dass die Schreiber beider Tyfernus-
Codices sowohl die Zeichnungen des Reliefs und der profilierten Ränder als auch
Zeilentrennung und Majuskeln ihrer Originalvorlage penibel übernommen haben,
kann festgestellt werden, dass die ungewöhnliche Worttrennung „TRIGI-NTA“ auch
in der Originalabschrift von Tyfernus enthalten gewesen sein muss und damit einen
kleinen Lapsus des Steinmetzen dokumentiert. Durch Peutingers flüchtige Arbeits-
weise hingegen geht bei seiner Wiedergabe des Inschrifttextes neben der Zeilen-
trennung auch teilweise der Sinn verloren, was sich in der Publikation von
Apianus/Amantius wiederholt. Einen zweiten Hinweis darauf, dass Peutinger als
Mittelsmann zwischen Augustinus Tyfernus und Apianus/Amantius in Frage
kommt, liefert das umfangreiche Vorwort der Inschriftenpublikation, wo der Augs-
burger Humanist auf der letzten Seite ausdrücklich als Quelle genannt wird.574
Drittens hat von all jenen Humanisten, deren epigraphisches Werk wir heute kennen,
nur Konrad Peutinger die Sammlung des Augustinus Tyfernus in ihrem ursprüng-
lichen Zustand benutzt. Glücklicherweise hat er auch diese Sammlung wie seine
übrigen Quellen behandelt, indem er – im Gegensatz zu Choler – kaum exzerpierte,
sondern durchwegs vollständig abschrieb.575
Peutinger kannte die Tyfernus-Sammlung offenbar zu einem Zeitpunkt, als der
Autor noch daran arbeitete oder zumindest gelegentlich Zusätze anbrachte. In seinen
Augsburger Handschriften sind nämlich die beiden bereits besprochenen Admonter
Inschriften CIL III 5640 und 5641 nicht enthalten. Diese stehen im CVP 3492 gemein-
sam mit CIL III 3922 auf einem neuen Blatt (fol. 20r, Rückseite unbeschrieben). Im
CVP 3528 folgen die drei Inschriften in derselben Reihenfolge unmittelbar auf
Denkmäler aus Ostia (fol. 58v). In der grundsätzlich sorgfältigeren Kopie
CVP 3492 (+3540) setzte der Schreiber die Admonter Inschriften nach einem auffällig
großen Abstand auf die nächste Seite und ließ auch die Rückseite des Blattes frei.
Daraus darf abgeleitet werden, dass in Tyfernus’ Originalsammlung das Blatt mit
den drei Inschriften CIL III 5641, 5640 und 3922 erst später beschrieben oder auch
nachträglich eingefügt wurde. Diese These wird unterstützt durch eine Zusatzbe-
merkung, die auch nur im CVP 3492 zu finden ist. Darin betont Augustinus Tyfer-
nus, dass er selbst die beiden Inschriften kurz zuvor, und zwar am 13. November, im
Stift Admont gefunden habe.576 Die Jahreszahl hat er uns leider vorenthalten.
Konrad Peutinger dürfte die augustinischen Inschriften nicht vom Sammler selbst
erhalten haben, auch wenn die Möglichkeit einer persönlichen Zusammenkunft
durchaus besteht, sondern über seinen engen Bekannten Dr. Johannes Fuchs-
magen.577 Aus zwei Abschnitten einer Handschrift Peutingers geht hervor, dass ihm
574 Apianus/Amantius, Inscriptiones Bbv. Vgl. Kap. 10.1 und 10.3.
575 Vgl. CIL III, S. 477b, und Kap. 8.
576 CVP 3492, fol. 20r: „Hec duo nuperrime in idus Novembris hic in monasterio Admontensi a me inventa
fuere.“
577 Siehe Kap. 3.4 und 8.2.
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Titel
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Untertitel
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Autor
- Doris Marth
- Verlag
- Holzhausen Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Abmessungen
- 21.4 x 30.2 cm
- Seiten
- 572
- Schlagwörter
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548