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154 | Codex Vindobonensis Palatinus 3255*
Zunächst bestehen beide Codices aus jeweils zwei Teilen, wobei diese miteinander in
(jeweils indirektem, aber unterschiedlichem) Bezug stehen. Darüber hinaus sind
zahlreiche weitere, wesentlich aussagekräftigere Parallelen festzustellen:
1. Beide Codices enthalten einen umfangreichen Einleitungsteil, der in den
Abschriften aus Darmstadt und Uppsala nur fragmentarisch enthalten ist.657 Dieser
Einleitungsteil ist in beiden Handschriften weitestgehend ident, es fehlt lediglich im
CVP 3255* die von Hülsen unter Pkt. 12 genannte Inschrift CIL VI 91*, welche im
CS hist. 4° 316, fol. 69r, als cippus dargestellt wurde.658 An dieser Stelle sind im
CVP 3255* zwei Seiten frei geblieben (fol. 10v–11r). Es hat ganz den Anschein, als
habe ein Kopist zwar den Platz ausgespart, doch letztlich auf diese „Zeichnung“
vergessen. Damit ist ein erster Hinweis gegeben, dass die Wiener Handschrift nicht
die gesuchte Vorlage für den Stuttgarter Codex gewesen sein kann.
2. Die eigentliche Sammlung ist in beiden Handschriften hinsichtlich Umfang und
Reihenfolge mit kleinen Ausnahmen fast völlig ident. Nach dem umfangreichen
ausschließlich stadtrömischen Teil, dessen 306 lateinische und griechische Inschriften
die Basis für Hülsens Untersuchung bildeten, folgen Denkmäler aus Rimini,
Barcelona, Salona (h. Solin) und einige wenige abermals aus Rom. Die Reihe setzt
sich in beiden Handschriften mit Inschriften Italiens und angrenzender Länder fort.
Unter den insgesamt mehr als 520 Inschriften scheinen aus den (ehemals) öster-
reichischen Ländern fünf Denkmäler auf, die auch Eingang in zahlreiche weitere
Sammlungen fanden659:
CIL CVP 3255*
folio CS hist. 4° 316
folio Ortsangabe
V 1848 77v,2 130v,1 In provincia Stiriae ducatus Austriae in Frizaco florenti
oppido
III 4583 78r,1 131r,1 In Viena urbe clarissima ducatus Austriae
V 1772 78v,1 131r,2 In civitate Austriae dicta Cividatum in patria foriulien.
infra scripta epitaphia sunt
V 1764 78v,2 131r,3 In dicta civitate Austriae. Nunc Tergeste
V 1767 78v,3 131v,1 In marmore formoso prope portam maiorem dicti loci
Die Ortsangaben sämtlicher Inschriften sind in beiden Codices völlig ident.660 Die
wenigen geringfügigen Abweichungen sind auf Fehler, Ungenauigkeiten oder Eigen-
heiten der Schreiberhände zurückzuführen.
Einige Details, die Hülsen in seiner profunden Studie offen bzw. als Vermutung
stehen lassen musste, lassen sich nun durch die aktuellen Untersuchungsergebnisse
657 Siehe Hülsen, Sillogi epigrafiche 141a–142a.
658 Siehe Hülsen, Sillogi epigrafiche 142a.
659 Während die ursprüngliche Quelle für die Wiener Inschrift CIL III 4583 in Pankraz Caspar
Bochensvanz zu suchen ist (siehe Kap. 3.2), gehen die übrigen Denkmäler letztlich auf Abschriften
von Ciriaco d’Ancona zurück.
660 Eine Ausnahme bildet lediglich die Inschrift CIL V 1764, die im CS hist. 4° 316 über keine Orts-
angabe verfügt.
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Titel
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Untertitel
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Autor
- Doris Marth
- Verlag
- Holzhausen Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Abmessungen
- 21.4 x 30.2 cm
- Seiten
- 572
- Schlagwörter
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548