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168 | Codex Pragensis XIII G 14
III 3855 und CIL III 3865 sowie auf fol. 187r,2 bei CIL III 4727. In diesen Fällen musste
er das Ende der Ortsangabe neben die erste Zeile des zugehörigen Inschrifttextes
setzen. Auf dem Blatt wäre im letzten Beispiel grundsätzlich zwar noch genug Platz
gewesen, doch die Einhaltung des Schriftspiegels war für den Schreiber oberstes
Gebot. Bei der Ortsangabe zu CIL III 5254 (fol. 181v,2) bemerkte er sogleich, dass der
vorhandene Platz nicht ausreichen würde, und setzte ihren Anfang unmittelbar
neben die letzte Textzeile der voranstehenden Inschrift (CIL III 5230).
Die Minuskeln von Hand I sind generell als sehr sorgfältig zu bezeichnen, die ver-
wendeten Abkürzungen entsprechen den Gepflogenheiten des späten 15. und frühen
16. Jahrhunderts. Die Majuskeln sind ebenfalls penibel ausgeführt – sie ähneln
beinahe der antiken „Capitalis quadrata“. Dieser Schreiber war sichtlich um Genauig-
keit bemüht, verfügte aber anscheinend über keine historischen bzw. epigraphischen
Kenntnisse. Dadurch kam es bisweilen zu kleineren Versehen bei einzelnen
Inschriften.711
Die Wiedergabe von Ligaturen und die Berücksichtigung der Zeilentrennung bei den
einzelnen Inschrifttexten waren dem Schreiber zwar ein Anliegen, letztere aber nur
in eingeschränkter Form: Der Einhaltung des Schriftspiegels wurde teilweise Vor-
rang eingeräumt. Um eine in Folge dessen abweichende Zeilentrennung der Vorlage
zu kennzeichnen, wurden mit dünnerer Feder und hellerer Tinte senkrechte Striche
in die Inschrifttexte eingefügt.712 Aus derselben Feder stammen kleinere ornamentale
Verzierungen in den Texten (z. B. Hederae) und die übrigen Zeichnungen. Auch für
eigene Anmerkungen wählte der Schreiber diese Feder und eine geringe Schrift-
größe, so etwa fol. 55r: „Grecam inscriptionem omisi quod erat tota depravata.“ Zusatz-
bemerkungen, die offenbar bereits in der Vorlage enthalten waren, wurden hingegen
in normaler Schriftgröße und farbiger Tinte in den Text integriert.713
Hand II tritt im Codex wesentlich seltener auf. Mit Ausnahme einer ganzen Lage im
vorderen Teil der Inschriftensammlung (fol. 79r–86v) nutzte sie von Hand I freige-
lassene Stellen für die Ergänzung von Inschriften oder auch für Verweise auf solche.
Der Schluss des Manuskripts (fol. 220v–226v) stammt durchgehend von Hand II. Ob
auch diesem Schreiber eine Vorlage zur Verfügung stand oder ob er aus eigenem
Wissen schöpfte, wird noch Gegenstand einer Untersuchung sein.714
711 Z. B. „PLI“ statt „PII“ bei der Inschrift CIL III 4784, Z. 3 (fol. 188r,1).
712 Diese Trennstriche bzw. die tatsächliche Zeilentrennung in den Inschrifttexten des CP XIII G 14
sind von großer Relevanz für alle Untersuchungen im Zusammenhang mit der Frage, welche
Sammlungen dieser Handschrift als Vorlage dienten bzw. welchen sie selbst als Quelle zur Verfü-
gung stand.
713 Z. B. fol. 201r: „Hic aliquae litterae silent” in roter Tinte.
714 Siehe Kap. 7.3.1.
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Titel
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Untertitel
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Autor
- Doris Marth
- Verlag
- Holzhausen Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Abmessungen
- 21.4 x 30.2 cm
- Seiten
- 572
- Schlagwörter
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548