Seite - 172 - in Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi - Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
Bild der Seite - 172 -
Text der Seite - 172 -
172 | Codex Pragensis XIII G 14
den.718 Von diesen ist heute nur noch eines vorhanden: Es wurde anstelle eines Nach-
satzblattes auf die Innenseite des hinteren Buchdeckels geklebt. Das Register erwähnt
zusätzlich Inhalte auf zwei weiteren Blättern, die im Prager Codex in seiner heutigen
Gestalt ebenfalls nicht (mehr) zu finden sind. Dabei soll es sich um Fundstücke von
Konrad Celtis handeln: „Nuper A Conrado Celti Inventum ..... 209“ bzw. „Nuper Ab
eodem Con(rado) Cel(ti) fol. ….. 210”.
Eine rekonstruierende Untersuchung der Pergamentlagen gibt Aufschluss darüber,
wie der hinterste Teil des Codex zu seinem heutigen unvollständigen Erscheinungs-
bild gelangte: Die letzte Lage des CP XIII G 14 bestand ursprünglich aus fünf
Doppelblättern (zehn folia), wobei die letzten drei folia leer geblieben waren. Vor oder
auch während des Bindevorgangs sind die offenbar losen Blätter durcheinanderge-
raten, d. h., fol. 204/h. 225 und 205/h. 226 mit ihren jeweils leeren Gegenblättern sind
in die Lagenmitte gerutscht. Dadurch gerieten die beiden Blätter mit den Celtis-
Funden zwischen die drei leeren Blätter. Als man – wie an anderen Stellen – am Ende
des Codex die unbeschriebenen Pergamentblätter entfernen wollte, wurden die bei-
den beschriebenen Hälften der Doppelblätter (früher fol. 209 und 210) übersehen,
versehentlich abgetrennt und gingen dadurch verloren.719 Während das ursprünglich
letzte unbeschriebene Blatt (das Gegenstück zu fol. 206/h. 222) auf den hinteren
Deckel geklebt wurde, wurden die übrigen lose gewordenen Einzelblätter in ihrer
heutigen Reihenfolge gebunden: Fol. 206/h. 222, 207/h. 223 und 208/h. 224 stehen vor
204/h. 225 und 205/h. 226.
Die kodikologische Untersuchung des CP XIII G 14 bestätigt also genauestens die
Angaben des CVP 3255* hinsichtlich der ursprünglichen Form der Inschriften-
sammlung. Auch der Inhalt der Sammlung lässt keinen Zweifel offen, dass sich das
Register des CVP 3255* unmittelbar und direkt auf die Prager Handschrift in ihrer
originalen Form bezieht: Das heute hinten stehende fol. 225 des CP XIII G 14 trägt
auf der Recto-Seite die Überschrift „Elogia Petovina“. Diese passt bestens auch zu den
Blättern 223 und 224.
Die richtige Reihenfolge der letzten Pergamentlage des Prager Codex müsste somit
nach der heutigen Nummerierung „fol. 225–226–222–223–224“ lauten, gefolgt von
zwei weiteren, heute verlorenen Blättern. Am Ende dieser außergewöhnlichen
Inschriftensammlung standen demnach ursprünglich drei Denkmäler aus dem Stift
Melk720 sowie die beiden erwähnten Funde von Konrad Celtis.
718 CVP 3255*, fol. 131v: „Restant tria folia vacua“.
719 Durch das Werk von Apianus/Amantius lässt sich allerdings rekonstruieren, was Konrad Celtis
gefunden hat: Siehe Kap. 3.3 und 10.5.3 (Pkt. 1).
720 CIL III 5667 und 5668 sowie die mittelalterliche Grabinschrift der Markgrafenfamilie der Baben-
berger. Siehe dazu auch Kap. 7.3.1.
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Titel
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Untertitel
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Autor
- Doris Marth
- Verlag
- Holzhausen Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Abmessungen
- 21.4 x 30.2 cm
- Seiten
- 572
- Schlagwörter
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548