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Codex Pragensis XIII G 14 | 179
Nun hat die Hand des betreffenden Schreibers (Hand I) zwischen diesen beiden In-
schriften aus Fuchsmagens Haus ungewöhnlich viel Platz gelassen und die Über-
schrift zu CIL III 5670a an den unteren Rand von fol. 214v gesetzt, damit der zuge-
hörige Text vollständig auf die folgende Seite (fol. 215r) passt.745 Den Leerraum von
fol. 214v nutzte schließlich Hand II, um auf weitere Inschriften aus Wien im hin-
tersten Teil des Codex zu verweisen, konkret auf fol. 220v (siehe Abb. 35).746 Dort
fallen – ebenfalls aus Hand II – nach der Grabinschrift für Rudolf IV. vor allem die
besonders ausführlich geschilderten Fundumstände der Inschrift CIL III 4560 auf, die
sich im Jahr 1493 ereignet haben sollen (siehe Abb. 36).
Aufgrund der Tatsache, dass Fuchsmagen just seit diesem Jahr in Wien wohnhaft
war, sowie aufgrund bisheriger Fingerzeige auf seine Person – es sei vor allem an die
Wasserzeichen im CVP 3255* erinnert, die auf Aufenthaltsorte Fuchsmagens und
eine Nähe zur kaiserlichen Kanzlei hinweisen747 – erschien es nicht unangebracht,
einen detaillierten Vergleich dieser Schreiberhand mit dem bekannten, von Fuchs-
magen eigenhändig hinterlassenen Schriftgut durchzuführen.
Diese Untersuchung erbrachte ein überaus aufschlussreiches Ergebnis: Bei Hand II,
aus der eine ganze Lage748 sowie zahlreiche Zusätze749 im CP XIII G 14 stammen,
handelt es sich eindeutig um die kalligraphische Schrift von Johannes Fuchsmagen.
Für entsprechende Vergleichszwecke unentbehrlich sind das Herrscherverzeichnis
und der Münzkatalog im heutigen CVP 8419, den Fuchsmagen eigenhändig für
Kaiser Maximilian angefertigt hatte, und zwar ebenfalls auf Pergament.750 Diese
Schrift unterscheidet sich nämlich sehr stark von der flüchtigen Gebrauchsschrift, die
Fuchsmagen für seine zahlreichen Randbemerkungen und Besitzeintragungen in
anderen Codices verwendete.751 Der Schriftduktus und die einzelnen Buchstaben-
formen weisen jedoch eindeutig auf dieselbe Schreiberhand hin: Beispielsweise der
Abstrich bei „x“, der geringfügig längere Anstrich und steilere Abstrich bei „A“ und
„M“ (wodurch beide Buchstaben leicht nach rechts hängen), die eckige Form des „c“,
die Schlinge des „g“ und der Duktus des „d“. Lediglich beim Buchstaben „r“ wählte
Fuchsmagen in der Kalligraphie eine andere Form. An einer einzigen Stelle im
CP XIII G 14 ist jedoch auch die Gebrauchsschriftvariante dieser Minuskel zu
entdecken, und zwar unmittelbar neben der kalligraphierten Form im Wort „terra“
bei der Ortsangabe zu CIL III 4560.752 Eine kleine Besonderheit stellt auch die Form
des „H“ in Fuchsmagens kalligraphischer Hand dar: Der Querbalken ist mit einem
zusätzlichen Bogen versehen. Dieses Merkmal ist in dem überaus sorgfältig
ausgeführten CVP 8419 sehr häufig zu finden, aber keinesfalls durchgängig, d. h.,
745 An zahlreichen anderen Stellen im CP XIII G 14 ist hingegen zu beobachten, dass eine Ortsangabe
oder der Text einer Inschrift nahtlos auf der folgenden Seite fortsetzen.
746 CP XIII G 14, fol. 214v: „Alia Vienne inventa quaere sequenti folio VI“.
747 Siehe Kap. 6.
748 Fol. 79r–86v.
749 Fol. 179r-v, 202v, 214v, 215v und 220v–226v. Vgl. auch die Beschreibung des Codex in Kap. 7.
750 Vgl. Kap. 3.4.
751 Siehe v. a. Kap. 3.4, Abb. 14.
752 CP XIII G 14, fol. 220v (siehe Kap. 7.2.3, Abb. 36).
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Titel
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Untertitel
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Autor
- Doris Marth
- Verlag
- Holzhausen Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Abmessungen
- 21.4 x 30.2 cm
- Seiten
- 572
- Schlagwörter
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548