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Codex Pragensis XIII G 14 | 189
Abschrift auf fol. 199v jener auf fol. 223v vorzuziehen, da sie neben der korrekten
Zeilentrennung auch den Text fast einwandfrei wiedergibt.795
Von besonderem Interesse ist der Inhalt von fol. 224. Das Blatt war ursprünglich das
drittletzte der Inschriftensammlung (vor der Erwähnung der Funde von Konrad
Celtis). Obwohl auf dem vorangegangenen fol. 223 noch Platz gewesen wäre, fuhr
Fuchsmagen ganz bewusst auf einem neuen Blatt fort, was sich auch in einem gewis-
sen „Neuansatz“ im Schriftbild widerspiegelt. Dieses Blatt enthält drei Inschriften
aus dem Stift Melk: Die mittelalterliche Grabinschrift der Markgrafenfamilie der
Babenberger sowie die antiken Denkmäler CIL III 5667 und 5668. Für die letztge-
nannte Inschrift galt bisher die Publikation von Apianus/Amantius aus dem Jahr
1534, von der wie so oft Lazius und in weiterer Folge Gruter abhängen, als Erstbeleg.
Nun ist in Gestalt des Prager Codex eine ältere Abschrift bekannt, die in bemerkens-
werter Weise mit dem Zeugnis von Apianus/Amantius übereinstimmt. Auch bei der
Inschrift CIL III 5667 sind zwischen Fuchsmagens Beleg und der Wiedergabe im
Druckwerk (Inscriptiones 406,1) auffallende Gemeinsamkeiten festzustellen: Bis auf
eine fehlende Ligatur im Druckwerk (bei „SIBI“ in Z. 2) und einen geringfügig
abweichenden Zeilenumbruch (Z. 3/4) sind die Zeugnisse ident.796
Da beide Steine als verschollen gelten, ist die Beurteilung der Arbeitsweise Fuchs-
magens diesbezüglich gewissen Unsicherheiten unterworfen. Drei Indizien sprechen
jedenfalls dafür, dass Fuchsmagen diese Inschriften (wie auch die folgende mittel-
alterliche Babenberger-Inschrift) selbst vor der Aufnahme in den CP XIII G 14 in situ
kopiert haben könnte797:
1. die Tatsache, dass sich die Steine in Melk befanden – jenem Ort, an dem
Fuchsmagen verstorben ist;
2. die Genauigkeit beim Formulieren der Ortsangaben, die sich auch in Fuchs-
magens Ergänzungen und Randbemerkungen im CT 3569 manifestiert;798
3. seine Eigenart, sogar in der Wiedergabe römerzeitlicher Inschrifttexte nicht
auf die schriftlichen Usancen seiner Zeit zu verzichten.799
Hinsichtlich der Qualität der Inschriftenkopien aus Fuchsmagens Hand im
CP XIII G 14 kann kein einheitliches Urteil gefällt werden. Einerseits ist im Fall von
verschollenen Inschriften eine Beurteilung der Arbeitsweise nur eingeschränkt mög-
lich, andererseits sind auch bei den Abschriften erhaltener Denkmäler mitunter
795 Es ist lediglich in Z. 1 die Genitivform „BURANI“ statt „BURRANI“ zu lesen, was wiederum auf
fol. 223v richtig aufscheint.
796 Zu sämtlichen Gemeinsamkeiten zwischen Apianus/Amantius und dem CP XIII G 14 siehe aus-
führlich Kap. 10.5.
797 Diese Überlegungen sind insofern von Relevanz, als im CIL III für die Inschrift 5667 der sog.
Antiquus Austriacus als Quelle für insgesamt drei weitere Belegstellen bei Apianus/Amantius
(Inscriptiones 405,2) und Konrad Peutinger (SuStBA, 2° Cod. H 23, fol. 47r,5 bzw. 2° Cod. H 24,
fol. 55vb,6) genannt wird. Vgl. dazu Kap. 11.2.
798 Vgl. Kap. 3.3.
799 Z. B. „-ae“ für „-E“ oder die Kürzung „ppetue“ für „PERPETVAE“ (CT 3569, fol. 44v). Dies könnte
auch die Namensform „TERCIVS“ für „TERTIVS“ im CP XIII G 14, fol. 224r erklären.
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Titel
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Untertitel
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Autor
- Doris Marth
- Verlag
- Holzhausen Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Abmessungen
- 21.4 x 30.2 cm
- Seiten
- 572
- Schlagwörter
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548