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Codex Pragensis XIII G 14 | 205
herangezogen hatte, mit dem Prager Pergamentcodex eine vierte tritt, deren
Verhältnis zu den übrigen im weiteren Verlauf der vorliegenden Arbeit noch zu
klären ist.
Unser Interesse hat im nächsten Schritt der Frage zu gelten, aus welcher Hand die
„Antiquus-Austriacus-Inschriften“ sowie jene aus der „Antiquus-Austriacus-Erweite-
rung“ im CP XIII G 14 stammen: Drei der Inschriften, die nach Mommsen erst später
zur „Antiquus-Austriacus-Sammlung“ hinzu kamen, wurden im Prager Codex von
der Haupthand (Hand I) geschrieben und sind verstreut unter den Inschriften aus
Celeia zu finden.882 Nur die vierte Inschrift aus Poetovio hat Johannes Fuchsmagen
selbst ergänzt.883 Damit kann es sich bei Fuchsmagens Zusätzen im CP XIII G 14 nicht
um die „Antiquus-Austriacus-Erweiterung“ an sich handeln, weil die Originalab-
schriften von drei der vier Denkmäler bereits von Hand I im Rahmen der Haupt-
sammlung kopiert wurden und daher (geringfügig) älter sein müssen. Auch die vier
weiteren Inschriften, die genau genommen nach Mommsens Kriterien ebenfalls zur
„Antiquus-Austriacus-Erweiterung“ zu zählen wären, stammen aus Hand I im Prager
Codex.
Umgekehrt sind auch bei jenen Inschriften, die von Mommsen dem sogenannten
Antiquus Austriacus zugeschrieben wurden und vollzählig im Prager Codex aufschei-
nen, beide Schreiberhände festzustellen: Während der überwiegende Teil dieser
epigraphischen Texte von Hand I geschrieben wurde, stammen immerhin drei
„Antiquus-Austriacus-Inschriften“ aus Fuchsmagens Hand.884 Anders formuliert heißt
dies: Johannes Fuchsmagen hat in der Pergamentsammlung eigenhändig Inschriften
ergänzt, die nach Mommsen auf die Sammeltätigkeit des sogenannten Antiquus
Austriacus zurückgehen bzw. auch auf jemanden, der diese Sammlung erweitert ha-
ben soll. Daraus ist abzuleiten, dass zwischen Johannes Fuchsmagen und dieser
Person respektive diesen Personen eine wie auch immer geartete Verbindung be-
stehen muss.
Die Annahme dieser Verbindung (Johannes Fuchsmagen – „Antiquus Austriacus“) ist
auch für die von Hand I geschriebene Hauptsammlung des Prager Codex von Rele-
vanz: Die nachweislich mit Fuchsmagen in engstem Kontext stehende Zusammen-
stellung enthält ebenso wie seine eigenhändigen Zusätze sowohl „Antiquus-Austria-
cus-Inschriften“ als auch Denkmäler aus der „Antiquus-Austriacus-Erweiterung“.885
Man könnte nunmehr mit Vidman auf Basis von Mommsens Äußerungen versuchen,
zumindest bei den Inschriften aus Poetovio zwischen den beiden Sammlungen – jener
des „Antiquus Austriacus“ und dessen angeblicher Erweiterung – zu differenzieren.
Doch möglicherweise ist es gar nicht nötig, eine Grenze zu suchen, wo keine ist:
882 CIL III 5262 (CP XIII G 14, fol. 183r,1), CIL III 5234 (fol. 184v,3) und CIL III 5154 (fol. 185v,1).
883 CIL III 4071 (CP XIII G 14, fol. 222r,2).
884 CIL III 4560 (CP XIII G 14, fol. 220v,2), CIL III 4561 (fol. 221r), CIL III 5667 (fol. 224r,1).
885 Auch Vidman, Epigrafický Rukopis Pražský 74, konstatierte, dass die Hand II des Codex – Fuchsma-
gens Hand – aus den gleichen Quellen geschöpft hat, die dem von Hand I geschriebenen Teil des
Codex zugrunde lagen.
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Titel
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Untertitel
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Autor
- Doris Marth
- Verlag
- Holzhausen Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Abmessungen
- 21.4 x 30.2 cm
- Seiten
- 572
- Schlagwörter
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548