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206 | Codex Pragensis XIII G 14
Nämlich dann, wenn die „Antiquus-Austriacus-Sammlung“ und die „Antiquus-
Austriacus-Erweiterung“ auf ein und dieselbe Person zurückgehen:
- auf eine Person, deren Spuren inhaltlich in dem von Hand I und formal in
dem von Hand II geschriebenen Teil des Prager Codex nachzuweisen sind;
- auf eine Person, die als Sammler im ureigensten Sinn des Wortes tätig gewor-
den ist und neben eigenen Originalabschriften auch andere Quellen herange-
zogen hat (was Parallelen zu anderen Handschriften ebenso erklärt wie
Heterogenitäten in der Sammlung selbst);
- auf Johannes Fuchsmagen?!
Damit sind wir bei Überlegungen angelangt, die bereits vor der Untersuchung der
Prager Inschriftensammlung CP XIII G 14 und des zugehörigen Wiener Registers
CVP 3255* eine wesentliche Rolle gespielt haben.886 An dieser Stelle muss nun an
Hermann Menhardt erinnert werden, der festgestellt hatte, dass „der Verfasser der
Sammlung, zu welcher Kod. 3255* das Register bietet [...] mit dem [...] so genannten
Antiquus Austriacus nahe zusammengebracht werden muss.“887 Nun ist es im Verlauf
der vorliegenden Arbeit gelungen, die Prager Handschrift XIII G 14 als die dem
Register zugrunde liegende Sammlung und Johannes Fuchsmagen als ihren auctor zu
identifizieren. Damit sprechen in Verbindung mit den übrigen bisher dargelegten
Untersuchungsergebnissen tatsächlich bemerkenswert viele und bedeutsame Indi-
zien dafür, in Johannes Fuchsmagen jenen Mann zu sehen, der sich hinter der Be-
zeichnung „Antiquus Austriacus“ verbirgt:
1. Fuchsmagens biographische Daten – er hatte von 1493 bis zu seinem Tod im
Jahre 1510 seinen Lebensmittelpunkt in Wien – passen exakt zur Rekonstruk-
tion der „Antiquus-Austriacus-Sammlung“.888
2. Fuchsmagen sammelte nachweislich römerzeitliche Inschriften, und zwar so-
wohl in Form von Originalen als auch in Form von Abschriften.889
3. Sein Haus in der Wiener Seilergasse galt als Knotenpunkt eines großen huma-
nistischen Netzwerkes, das er nicht zuletzt durch seine Tätigkeit für den
Tiroler Herzog Sigmund, Kaiser Friedrich III. und Kaiser Maximilian I.
knüpfen konnte. Die über 200 im Cod. 664 der ULBT erhaltenen Zuschriften
bezeugen dies in eindrucksvoller Weise.
4. Fuchsmagen stand bereits sehr früh und auch laufend durch die gemeinsame
Tätigkeit für Maximilian I. mit Konrad Peutinger in Kontakt. Dieser erwähnt
Fuchsmagen explizit als Übermittler von Inschriftenkopien.
5. Auch zu Augustinus Prygl Tyfernus bestand eine Verbindung: Es existieren
Belege für wechselseitigen Inschriftentausch.
6. Es ließe sich schlüssig erklären, weshalb die Sammlungen des sogenannten
Antiquus Austriacus (Johannes Fuchsmagen?) und von Augustinus Tyfernus
886 Siehe Kap. 5.
887 Menhardt, Wiener Handschriften 222. Den Prager Codex kannte Menhardt offensichtlich nicht, ob-
wohl die erste entsprechende Publikation von Vidman 1954 und damit etwa ein Jahr vor
Menhardts Beitrag (1955) erschienen war.
888 Vgl. Kap. 5.
889 Dazu und zum Folgenden siehe Kap. 3.4.
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Titel
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Untertitel
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Autor
- Doris Marth
- Verlag
- Holzhausen Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Abmessungen
- 21.4 x 30.2 cm
- Seiten
- 572
- Schlagwörter
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548