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Codex Pragensis XIII G 14 | 207
einander dermaßen gut ergänzen: Beide auctores kannten das Werk des jeweils
anderen sehr gut.890
7. Theodor Mommsen hätte Recht, wenn er meint, dass Augustinus Tyfernus im
Fall der Welser Inschrift CIL III 5631 vom sogenannten Antiquus Austriacus
abzuhängen scheint.891
8. Wie sich gezeigt hat, steht Johannes Fuchsmagen mit der Genese des
CP XIII G 14 in engstem Zusammenhang.892 Bei diesem Pergamentcodex
handelt es sich um die einzige bisher bekannte handschriftliche Sammlung,
die sämtliche Inschriften enthält, welche von Mommsen der „Antiquus-
Austriacus-Sammlung“ oder ihrer Erweiterung zugeschrieben worden sind,
sowie jene, deren Zuordnung im CIL nicht eindeutig erfolgt ist.893
9. Unter den eigenhändigen Zusätzen von Johannes Fuchsmagen im
CP XIII G 14 befinden sich sowohl „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ als auch
eine Inschrift, die Mommsen der Erweiterung dieser Sammlung zuschrieb.
10. Es würde in das Gesamtbild passen, dass die beiden Inschriften auf Schenkel
und Schild des sogenannten Jünglings vom Magdalensberg (gefunden 1502)
und die fünf römerzeitlichen Steindenkmäler der Grazer Burg (wohin sie vor
bzw. um die Jahrhundertwende auf kaiserlichen Befehl gebracht worden
waren) erstmals in der von einem engen Mitarbeiter des Kaisers zusammen-
gestellten Sammlung Erwähnung finden.894
11. Fuchsmagens bisher bekannter schriftlicher Nachlass beschränkt sich neben
einer Unzahl an eigenhändigen Randbemerkungen in diversen Codices (die
u. a. sein großes epigraphisches Interesse widerspiegeln) auf eine Aufstellung
römischer und oströmischer Herrscher und ein daran anschließendes Ver-
zeichnis römischer Münzen (CVP 8419). Es würde seinem Arbeitsstil entspre-
chen, dass er vorhandene, d. h. von anderen angefertigte Inschriftenkopien –
möglicherweise ergänzt um eigene – in einer größeren Sammlung vereinigte.
Wie oben gezeigt werden konnte, sind die von Johannes Fuchsmagen manu
propria ergänzten Inschriften im CP XIII G 14 von unterschiedlicher Qualität.895
890 Bereits Theodor Mommsen (CIL III, S. 477a-b) war zu der Erkenntnis gelangt, dass Augustinus
Tyfernus „huiusce syllogae notitiam aliquam iam videatur habuisse“.
891 Hier müssten Zwischenstufen angenommen werden, denn wie oben dargelegt sind die Wieder-
gaben dieser Inschrift im CP XIII G 14 und im CVP 3528 einander zwar sehr ähnlich, aber in eini-
gen Punkten voneinander abweichend. Möglicherweise ist jedoch gerade durch das (wiederholte?)
Weiterreichen dieser Inschrift ihre richtige Lokalisierung verloren gegangen und Augustinus
Tyfernus überschrieb sie mit einer Angabe, an die er sich zu erinnern glaubte: „Non longe a
Schwatz“. Wie wir noch sehen werden, wird dieser Stein auch Linz und Melk zugewiesen; vgl.
Kap. 8.3.3 und 11.2.
892 Siehe Kap. 7.2.3 und 7.3.
893 Vgl. weiter oben in diesem Kapitel.
894 Die Inschrift CIL III 5215 wurde vermutlich bereits unter Friedrich III. auf die Grazer Burg ge-
bracht (vgl. Kap. 3.2.) und scheint daher als einziges der fünf Denkmäler auch bei Peutinger,
einem anderen engen Mitarbeiter Maximilians I., auf (SuStBA, 2° Cod. H 24, fol. 61rb,1). Peutinger
bringt auch in einer nicht datierbaren Ergänzung auf fol. 50r seines um 1505 geschriebenen Cod.
hist. 2° 243 der WLB die beiden Inschriften der Jünglingsstatue, jedoch von ihrem späteren Stand-
ort Salzburg (siehe Kap. 8.1).
895 Siehe Kap. 7.3.1. Vidman war die Identität von Hand II noch unbekannt und er differenzierte auch
nicht hinsichtlich der Qualität der einzelnen Überlieferungsbelege.
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Titel
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Untertitel
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Autor
- Doris Marth
- Verlag
- Holzhausen Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Abmessungen
- 21.4 x 30.2 cm
- Seiten
- 572
- Schlagwörter
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548