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212 | Codex Pragensis XIII G 14
zwar auf dem Gebiet der heutigen Steiermark. Damit ist eine gute Ergänzung zur
„Antiquus-Austriacus-Sammlung“, noch mehr aber zu den von Augustinus Tyfernus
nachweislich kopierten Inschriften gegeben. Besonders deutlich zeigt sich dies bei
den einzelnen Regionen und Orten.918 Der CP XIII G 14 enthält bereits die acht ver-
schollenen Inschriften aus „Küendorf“, die im CIL als Erstbeleg von Apianus/
Amantius angeführt und dem ehemaligen Stadtbereich von Flavia Solva zugeordnet
wurden – in der Annahme, es handle sich um Kaindorf an der Sulm bei Leibnitz.919
Sieben weitere Inschriften aus Flavia Solva wurden von Mommsen der „Antiquus-
Austriacus-Sammlung“ zugerechnet und stammen (vermutlich) aus den heutigen
Stadtgemeinden Leoben und Leibnitz, darunter vier Inschriften aus dem heute
eingemeindeten Seggauberg.920 Erhalten geblieben sind nur die letztgenannten
Denkmäler, die sich auch heute noch (im Lapidarium) im Schloss Seggau befinden.921
Ob der Gruppe der nunmehrigen Erstbelege im Prager Codex Abschriften von
Augustinus Tyfernus zugrunde liegen, lässt sich derzeit nicht ausreichend belegen.
Der oben festgestellte regionale Schwerpunkt dieser Inschriftengruppe im
CP XIII G 14 ist und bleibt jedoch auffällig. Er passt tatsächlich sehr gut zu den zahl-
reichen Reisen, die Augustinus Prygl Tyfernus aufgrund seiner priesterlichen Ämter
in der Steiermark zu absolvieren hatte: Bemerkenswert viele Fundorte dieser In-
schriften liegen entlang seiner anzunehmenden Reiserouten, vor allem zwischen
Admont, Graz, Wien und Laibach (h. Ljubljana). Auch die große Zuverlässigkeit bei
den Inschrifttexten und ihren Zeilentrennungen sowie die Genauigkeit der Orts-
angaben, was im Folgenden noch genauer dargelegt wird, sprechen keinesfalls gegen
Augustinus als mögliche Quelle für Teile des Prager Codex.
Wie bereits erwähnt, liegt der besondere Wert dieser Inschriftengruppe im
CP XIII G 14 darin, dass mit ihr der älteste vollständige Beleg für knapp 60 norische
und oberpannonische Denkmäler vorliegt. Unter diesen ragt eines bedeutungsmäßig
deutlich heraus: Es ist der nach seinem Fundort benannte Jüngling vom Magdalens-
berg (CIL III 4815). Ergänzend zum bisherigen Erstbeleg für die Kärntner Ortsangabe
bei Apianus/Amantius922 konnten in der Vergangenheit bereits zwei handschriftliche
Nachweise bei Peutinger und Choler herangezogen werden.923 Fol. 188r-v des Prager
918 Siehe Tab. 12.5 im Anhang.
919 CIL III 5335, 5337, 5382, 5383, 5380, 5385, 5343 und 5339 in der Reihenfolge ihrer Überlieferung:
CP XIII G 14, fol. 197r,3–198r,2. Es dürfte aber doch Kaindorf im Bezirk Hartberg gemeint sein.
Siehe dazu Kap. 10.5.3.
920 CIL III 5373, 5370, 5347, 5326, 5319, 5371 und 5328 in der Reihenfolge ihrer Überlieferung:
CP XIII G 14, fol. 193v–194v,2.
921 Hier zeigt sich wieder einmal besonders schön der große Quellenwert der auctores antiquissimi, in
diesem Fall des Prager Codex.
922 Inscriptiones 397,4.
923 In einem der Codices aus Peutingers Nachlass wird ein (nur mit „die X Junii“ datierter) Brief von
Pietro Bonomo überliefert, welcher neben der Fundnachricht die Inschrift auf dem zugehörigen –
heute leider verlorenen – Schild enthält: SuStBA, 2° Cod. H 23, fol. 108r–109r. Auch in einem weite-
ren, bisher unbeachtet gebliebenen Codex aus Peutingers Bibliothek, der nun in der WLB als Cod.
hist. 2° 243 aufbewahrt wird, ist auf fol. 47r-v eine Abschrift desselben Briefes und eine wertvolle
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Titel
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Untertitel
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Autor
- Doris Marth
- Verlag
- Holzhausen Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Abmessungen
- 21.4 x 30.2 cm
- Seiten
- 572
- Schlagwörter
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548