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220 | Codex Pragensis XIII G 14
Aventinus im CLM 282, fol. 143v, „COSSONIS“, im CGM 1560, fol. 169r, urspr. auch
COSSONIS, jedoch wurde das zweite „O“ eradiert und durch „I“ ersetzt:
„COSSINIS“; im CLM 967, fol. 13v und im CLM 281, fol. 17v ist „COSSONIVS“ zu
lesen. Bei CIL III 5533 ist in den Handschriften CLM 967, fol. 12v, und CLM 281,
fol. 16v „TOGI SIMVS“ zu finden, im CLM 282, fol. 143v, wurde „SIMVS“ sichtbar zu
„SVMMVS“ interpoliert, und im CGM 1560, fol. 170r, steht schließlich nur
„SVMMVS“. Auch der CP XIII G 14 hat an den relevanten Stellen „COSSONIS“ bzw.
„SVMMVS“. Nun hat Aventinus im (älteren) CLM 967 als einzigem Manuskript un-
ter anderem bei diesen beiden Inschriften das Jahr hinzugefügt, in dem er sie gefun-
den hatte. Ein Grund, am Wahrheitsgehalt dieser Angaben zu zweifeln, besteht nicht.
Durch die Nennung von 1512 als das Jahr, in dem Aventinus die beiden Denkmäler
gesehen hat, verlieren die Gemeinsamkeiten zwischen Aventinus’ Codices und dem
Codex Pragensis an Relevanz, da die letztgenannte Handschrift erwiesenermaßen mit
der Tätigkeit von Johannes Fuchsmagen in Beziehung steht und dieser im Jahre 1510
verstorben ist.
Auf fol. 203r-v enthält der Prager Codex drei Inschriften aus St. Georgen bei Salzburg
(CIL III 5595, 5596 und 5598), die Aventin nach eigenen Angaben 1510 gefunden
hat951, was noch (knapp) vor der Entstehungszeit des CP XIII G 14 liegen könnte. Die
Reihenfolge der drei Denkmäler gleicht jener in den beiden älteren Aventinus-Hand-
schriften CLM 967 und 282.952 Die Ortsangaben sind sowohl bei Aventinus als auch
im Prager Codex ausführlich und zutreffend, doch ist bei Aventinus die Entfer-
nungsangabe exakter.953 Die entsprechenden Texte der ersten und dritten Inschrift
CIL III 5595 und 5598 sind hier ebenfalls gleichlautend, einschließlich der korrekten
Zeilentrennung und der auffälligen, aber fehlerhaften Ligatur am Wortanfang von
„PATRI“ in Zeile 5 (die aufgrund der Beschaffenheit des Steines leicht so gelesen
werden konnte). Bei der mittleren Inschrift CIL III 5596 sind jedoch größere Unter-
schiede festzustellen. Vor allem in den letzten beiden Zeilen erweist sich der Beleg
im Prager Codex als qualitativ wesentlich höherstehend. Während Aventin mehr
oder minder unsinnige Phantasieergänzungen hat, wurde im CP XIII G 14 an dieser
Stelle Platz freigelassen, um anzudeuten, dass die entsprechenden Buchstaben auf
dem Stein unleserlich waren.
Auch im Fall der Inschrift CIL III 5554 bietet der Prager Codex den wesentlich besse-
ren Text954, während bei CIL III 5550 einem gemeinsamen Fehler in Zeile 2
(„VIVENT“ für „VIVENI“) deutliche Abweichungen in Z. 3 folgen: „OBIIT Ө“ im
Codex Pragensis, „OBIT“ bei Aventinus.955
951 CLM 967, fol. 15r–17r.
952 CLM 967, fol. 15r–17r und CLM 282, fol. 145r. Eine abweichende Reihenfolge liegt vor im
CGM 1560, fol. 166r–167r (auch schlechteste Wiedergabe v. a. bei CIL III 5596) sowie im CLM 281,
fol. 18r, 19r und 29v.
953 Vgl. z. B. CLM 967 fol. 15r: „Inveni in templo divi georgii quod quattuor milibus passuum abest ab
oppido lauffen in ripa iuvavi fluminis sito Anno salutis MDX“ mit CP XIII G 14, fol. 203r,1: „In Ecclesia
quadam parochiali quae ad S. Georgium voc. uno miliar. distans ab oppido Lauffen iuxta fores.“
954 Vgl. CP XIII G 14, fol. 201r, 2 mit CGM 1560, fol. 172v,2.
955 CP XIII G 14, fol. 201v,2 bzw. CGM 1560, fol. 169v.
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Titel
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Untertitel
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Autor
- Doris Marth
- Verlag
- Holzhausen Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Abmessungen
- 21.4 x 30.2 cm
- Seiten
- 572
- Schlagwörter
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548