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222 | Codex Pragensis XIII G 14
ersten beiden, auf relativ hohem Niveau, aber doch deutlich schwankt. Dadurch
manifestiert sich, dass in Gestalt dieses Pergamentcodex eine Inschriftensammlung
im ureigensten Sinn des Wortes vorliegt, d. h. (auch innerhalb der Gruppen) eine Zu-
sammenstellung aus Abschriften unterschiedlicher Herkunft und – mit berechtigter
Vermutung – eigenen Arbeiten des Autors.
Zahlreiche Hinweise im Codex selbst – kodikologische wie inhaltliche – haben zu der
Schlussfolgerung geführt, dass es sich bei dieser Person um Johannes Fuchsmagen
handeln muss. Er hat eigenhändige Spuren hinterlassen, und zwar sowohl in der
Pergamenthandschrift selbst (Hand II) als auch Form von Randbemerkungen oder
weiterführenden Verweisen in jenen Manuskripten, die ganz offensichtlich als Quelle
herangezogen wurden.958 Namentlich genannt wird in der Sammlung lediglich Otto
von Freising959 – weil er bzw. sein Werk zur damaligen Zeit bereits als historische
Quelle galten.
Die Werke, die für den Codex Pragensis als (punktuelle) Quellen identifiziert wurden,
oder zu denen zumindest ein inhaltliches Naheverhältnis festgestellt werden
konnte960, passen bestens zu seiner Art der humanistischen Tätigkeit und den zahl-
reichen Kontakten, die er in seinem Wiener Haus und im Zuge der Ausübung seiner
Ämter und damit verbundener intensiver Reisetätigkeit pflegte.961
Dieser Gesamtbefund spricht damit neuerlich sehr stark für die These, dass sich so-
wohl hinter den Inschriften des „Antiquus Austriacus“ als auch hinter jenen Ab-
schriften, die nach Mommsen später zu dieser rekonstruierten Sammlung kamen
(„Antiquus-Austriacus-Erweiterung“) sowie hinter jenen 58 Inschriften, für die bisher
andere Werke (v. a. jenes von Apianus/Amantius) als Erstbelege galten, Fuchsma-
gens Sammeltätigkeit römerzeitlicher Inschriften verbirgt.
Für eine von Johannes Fuchsmagen aus mehreren Quellen zusammengestellte
Sammlung spricht nicht zuletzt die Tatsache, dass im norisch-(ober)pannonischen
Teil des Codex Pragensis fünf Inschriften doppelt aufscheinen:
CIL
III Fuchsmagen, CP XIII G 14
Hand heutiger
Verwahrort
folio Ortsangabe
5056 199v,2 In Neunmarckt apud idem oppid(um) I Neumarkt im
Tauchental,
Pfarrkirche
223 v Sine loco
(sc. Ad S. Martinum Petoviae) II (Fuchsmagen)
5425 195v,2 Ibid. (sc. In ead. arce in Grecio quam
Burgum vocant) I verschollen
958 CC Cim. 3, fol. 1r sowie CVP 3334, fol. 17r, 82v und 162v – siehe Kap. 7.3.
959 CP XIII G 14, fol. 211v.
960 Es sei zusammenfassend erinnert an (die Werke des) Berchtold von Kremsmünster, Antonio
Bonfini, Otto von Freising sowie an den CT 3569 („Codex Gar“) aus Fuchsmagens Besitz,
Peutingers Handschrift 2° Cod. H 24 und (die Sammlung von) Augustinus Prygl Tyfernus.
961 Vgl. auch Kap. 11.2.
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Titel
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Untertitel
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Autor
- Doris Marth
- Verlag
- Holzhausen Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Abmessungen
- 21.4 x 30.2 cm
- Seiten
- 572
- Schlagwörter
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548