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226 | Codex Pragensis XIII G 14
das formale Prinzip der Gliederung in Minuskeln für die (ebenfalls rubrizierten bzw.
in roter Farbe gedruckten) Ortsangaben und Majuskeln für die epigraphischen Texte
angewandt, während seine handschriftlichen Codices durchwegs in Minuskeln ver-
fasst wurden.972 Die topographische Intention der gesamten Sammlung, nämlich die
Beschreibung der Stadt Augsburg nach antikem Muster, wurde von Martin Ott über-
zeugend nachgewiesen.973 Es handelt sich dabei jeweils um die Aufnahme des
literarischen Prinzips einer Stadtbeschreibung, die sich aus „urbs et ager“ zusammen-
setzt und von Peutinger durch die Beschreibung von „urbs et eius diocesis“ interpre-
tiert wurde. Die Reihenfolge der Gebäude folgt typologischen Gesichtspunkten:
Sakralbauten (Kirchen und Klöster), Stadttore, Privathäuser (an erster Stelle
Peutingers eigenes Haus), Inschriften mit Ortsangaben knapp außerhalb der Stadt-
mauer und schließlich die Denkmäler aus der näheren und weiteren Umgebung.
Nun sind die relevanten 23 Augsburger Inschriften zwar auch im Prager Codex auf
fol. 206r–210r zu finden, doch wurden sie – wie die Reihenfolge der Denkmäler und
teilweise auch die Formulierungen ihrer Ortsangaben zeigen – offenbar nicht dem
wohlarrangierten Druckwerk Peutingers entnommen, wenngleich dies aus chrono-
logischen Gesichtspunkten durchaus möglich wäre.974
Fuchsmagens Intention beim Zusammenstellen der einzelnen Abschnitte der In-
schriftensammlung ist aber offensichtlich eine ganz ähnliche gewesen: Auch im
Prager Codex folgen in der Regel den einzelnen geographischen Überschriften sämt-
liche Inschriften, die demselben Ort zuzurechnen sind, ergänzt um diejenigen aus
der näheren und weiteren Umgebung. So lautet etwa die Abfolge bei den Inschriften,
die unter der Überschrift „In Grecio [...] civitate [...]“ zusammengefasst sind: Burg,
übrige Stadt, Umgebung.975 Ähnliches lässt sich für die Salzburger Inschriften
feststellen: Sakralbauten, übrige Stadt, Umgebung.
Um diese Form der Anordnung zu erreichen, mussten die Quellen in entsprechende
Teile aufgelöst und Einzelzuschriften passend eingefügt werden. Daher sind heute
im Prager Codex weder mögliche Grenzen zwischen den einzelnen Quellensamm-
lungen noch Reiseverläufe von Sammlern nachvollziehbar. Möglicherweise hat sich
gerade durch die Neuanordnung der Inschriften nach einem gestalterischen Prinzip
die eine oder andere falsche Ortsangabe in die Handschrift eingeschlichen. Auch die
zahlreichen Ergänzungen, die Fuchsmagen offenbar nach Zusammenstellung der
Sammlung zugegangen sind und nachzutragen waren, haben das Unterfangen nicht
unbedingt vereinfacht. So weist eine Bemerkung aus seiner Hand sehr schön auf die
972 Siehe dazu Kap. 8.1.
973 Ott, Entdeckung des Altertums, v. a. 165–170, und ders., Konrad Peutinger und die Inschriften des römi-
schen Augsburg. Die „Romanae vetustatis fragmenta" von 1505 im Kontext des gelehrten Wissens nördlich
und südlich der Alpen, in: Gernot Michael Müller (Hrsg.), Humanismus und Renaissance in Augs-
burg. Kulturgeschichte einer Stadt zwischen Spätmittelalter und Dreißigjährigem Krieg (Frühe
Neuzeit 144), Berlin/New York 2010, 275–289.
974 Peutingers Sammlung wurde 1505 gedruckt. Als terminus post quem für den Prager Codex konnte
das Jahr 1508 festgestellt werden – siehe Kap. 7.2.3.
975 CP XIII G 14, fol. 195r–197r,1, gefolgt von weiteren Inschriften der heutigen Steiermark.
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Titel
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Untertitel
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Autor
- Doris Marth
- Verlag
- Holzhausen Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Abmessungen
- 21.4 x 30.2 cm
- Seiten
- 572
- Schlagwörter
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548