Seite - 231 - in Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi - Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
Bild der Seite - 231 -
Text der Seite - 231 -
Konrad Peutinger | 231
Die Handschrift ist in Peutingers eigenen Katalogen nicht verzeichnet. Der Codex
wurde aus drei voneinander unabhängigen Faszikeln aus der ersten Hälfte des 16. Jh.
zusammengebunden.989
Für den vorliegenden Zusammenhang relevant sind fol. 38–51 (Faszikel II):
Format: ca. 225 × 160 mm
Die Handschrift enthält auf fol. 38r–47r Zeichnungen von römerzeitlichen Inschriften
und (teilweise zugehörigen) Reliefs, überwiegend aus Cilli (h. Celje), Graz und
Umgebung, vereinzelt auch aus dem übrigen Noricum. Fol. 47v–51v sind leer.
Datierung: spätes erstes, frühes zweites Drittel des 16. Jh.990
Theodor Mommsen nannte diesen Abschnitt der Handschrift wegen ihrer bildhaften
Darstellung der Inschriften und zugehörigen Reliefs und des Fehlens jeglicher Orts-
angaben „Picturae“.991 Geschrieben oder vielmehr gezeichnet wurde dieser Teil von
einer unbekannten Hand. Die Überschrift „Inscriptiones Antiquae“ (fol. 38r) dürfte von
einer Hand des 19. Jahrhunderts stammen. Nicht nur durch ihre besondere Form der
Inschriftenüberlieferung weisen die „Picturae“ sehr eigenständigen Charakter auf.
Auch inhaltlich sind keine näheren Beziehungen zu anderen Werken epigraphischen
Inhalts festzustellen, obwohl im 4° Cod. H 26 viele Inschriften enthalten sind, die
auch von anderen Sammlern Beachtung fanden.992 So liegt auch keinerlei Zusammen-
hang mit dem Prager Codex vor, obwohl 30 Inschriften in beiden Codices überliefert
werden.993 Erst zu den jüngeren Werken von Jean Jacques Boissard (1528–1602)
scheint eine Querverbindung in Gestalt einer gemeinsamen Quelle zu bestehen.994
Abgesehen von der Eigenständigkeit besteht der große Wert dieser Augsburger
Handschrift in der großen Detailtreue der Zeichnungen und der hohen Zuverlässig-
keit bei der Wiedergabe der Inschrifttexte. Durch die überwiegende Berücksichti-
gung von Zeilentrennung und Ligaturen wird das Manko der fehlenden Orts-
angaben deutlich gemindert.
989 Faszikel I ist ebenfalls epigraphischen Inhalts und enthält fol. 2r–35v Inschriften aus der Sylloge
des Nicolaus Mameranus (1500–1567) sowie fünf von ihm verfasste Epigramme (fol. 35v:
„Mameranus ab Lucemburgo”); fol. 36r–37v sind leer. Faszikel III enthält fol. 54v–67v „Consilium
Delectorum Cardinalium Et aliorum Praelatorium De Emendanda Ecclesia S.D.N.D. Paulo iij ipso iubente
conscriptum Et exhibitum MDXXXVij“ mit einer zugehörigen, ebenfalls datierten Druckerlaubnis
auf fol. 68v: „Imprimebatur Anno MDXXXViij“.
990 Faszikel II lässt sich aufgrund des häufig und über Jahrzehnte verwendeten Wasserzeichens nur
schwer datieren. Zum Motiv (ein Kreis/Kugel mit einkonturigem Reif, darüber einkonturiger
Stern) vgl. Briquet 3063 (belegt für Treviso 1521) und 3066 (für Innsbruck 1525–1532 mit Varianten
für Piacenza 1526 und Bergamo 1527). Piccard-Online bietet zusätzliche Belege für das ausgehende
erste Jahrzehnt des 16. Jh., doch jene für das dritte und vierte Jahrzehnt überwiegen deutlich
(räumliche Schwerpunkte sind Innsbruck und Augsburg).
991 Siehe CIL III, S. 587a. Die Handschrift wird dort unter ihrer früheren Signatur „Codex Augustanus
656“ geführt.
992 Für die verschollene Inschrift CIL III 5694 bilden die „Picturae“ allerdings die einzige Belegstelle
(SuStBA, 4° Cod. H 26, fol. 46v). Aufgrund seiner fehlenden Ortsangabe ist das Denkmal aber bis
heute nicht zuordenbar.
993 Siehe Tab. 12.6 im Anhang.
994 Vgl. Greinegger, Tyfernus/Boissard 117–125 und 138–140.
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Titel
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Untertitel
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Autor
- Doris Marth
- Verlag
- Holzhausen Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Abmessungen
- 21.4 x 30.2 cm
- Seiten
- 572
- Schlagwörter
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548