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236 | Konrad Peutinger
wird.1021 Ein Vergleich der einzelnen Inschriftenkopien führt zu der Feststellung, dass
die beiden Handschriften Peutingers an dieser Stelle nicht direkt voneinander ab-
hängen können. Allein die Ortsangaben von CIL III 5631 sind zu unterschiedlich –
und in keiner Variante zutreffend.1022 Die zugehörigen Inschrifttexte weisen hingegen
größere Ähnlichkeit auf, vor allem in ihren Abweichungen vom Original.1023 Im
direkten Vergleich ist jedenfalls dem Cod. H 24 der Vorzug zu geben. In Hinblick
darauf, dass Mommsen mit einer Ausnahme1024 alle Belege Peutingers für CIL
III 5631 und 5667 auf den sogenannten Antiquus Austriacus zurückgeführt hat, sind
die Unterschiede zwischen den beiden Codices ein wenig erstaunlich. Auch in der
Gegenüberstellung mit dem Prager Codex, konkret mit der Abschrift von CIL
III 5631 durch Hand I und Fuchsmagens eigenhändiger Ergänzung der Melker
Inschrift CIL III 56671025, sind Differenzen festzustellen. Hierbei erweisen sich die
Belege von Peutingers Cod. H 23 als dermaßen minderwertig, dass ein unmittelbarer
Zusammenhang ebenfalls auszuschließen ist.1026
2° Cod. H 23, fol. 108r–110v
Unmittelbar auf einige stadtrömische Inschriften1027 folgt auf fol. 108r,3 die Welser
Inschrift CIL III 5630, die im Gegensatz zu den vorangehenden Inschriften von keiner
Ortsangabe eingeleitet wird. Ihr Text wird zunächst in Majuskeln wiedergegeben,
wobei bis auf drei Ligaturen in der fünften und sechsten Zeile auch alle anspruchs-
vollen Buchstabenverbindungen korrekt dargestellt werden, jedoch unter Vernach-
lässigung der Zeilentrennung. Unüblicherweise schließt eine Transkription desselben
Textes in Minuskeln an (wobei eine Zeile versehentlich ausgelassen wurde) und die
abschließende Bemerkung „Тελος“ (vgl. Abb. 47).
Dieser Beleg ist im CIL III nicht verzeichnet und wird auch in der neuesten
Literatur1028 nicht erwähnt. Mommsen nennt nur Peutingers Parallelüberlieferung im
Cod. H 24 und führt sie auf den sogenannten Antiquus Austriacus zurück. Für die
Abschrift dieses erhaltenen Welser Denkmals gilt dasselbe wie oben für CIL III 5631
aus derselben Stadt: Die beiden Peutinger-Codices können nicht direkt voneinander
abhängen und offenbar auch nicht unmittelbar auf dieselbe Quelle zurückgehen. Zu
1021 SuStBA, 2° Cod. H 24, fol. 56ra,1 bzw. CP XIII G 14, fol. 204v,1. Die beiden Welser Inschriften stehen
im Codex Pragensis lediglich in umgekehrter Reihenfolge.
1022 „Ibidem“ (sc. Melck, SuStBA, 2° Cod. H 23, fol. 47r,6), „In Lincz Duo Lapides vetustate collapsi. Unus
ante ianuam ecclesiae alter iuxta fratres minores in angulo quodam unius Domus“ (SuStBA, 2° Cod. H 24,
fol. 55vb,7) bzw. „Non longe a Suacio“ (SuStBA, 2° Cod. H 24, fol. 85va,2). Siehe dazu auch Kap. 11.2.
1023 Siehe etwa„Candibiano be“ für „CANDIDIANO BF“ in Z. 5/6.
1024 Den Beleg in Peutingers 2° Cod. H 24, fol. 85va,2 für CIL III 5631 bringt Mommsen mit Augustinus
Tyfernus in Zusammenhang: „Inter Augustiniana“.
1025 Siehe dazu Kap. 7.3.1.
1026 Zu Unterschieden zwischen den einzelnen Überlieferungsträgern der Antiquus-Austriacus-Inschrif-
ten siehe Kap. 11.2.
1027 Deren letzte stammt vom Vatikanischen Obelisken (CIL VI 882).
1028 Künast/Zäh, Peutinger-Kataloge I 434–435.
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Titel
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Untertitel
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Autor
- Doris Marth
- Verlag
- Holzhausen Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Abmessungen
- 21.4 x 30.2 cm
- Seiten
- 572
- Schlagwörter
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548