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Konrad Peutinger | 245
einsatz in Peutingers Schrift ist eine besondere Form der Rubrizierung festzustellen,
die er allerdings bald wieder aufgibt.1064
Aufgrund des beobachteten Charakters der Handschrift, wonach Peutinger inhalt-
liche Neuzugänge offensichtlich sofort oder zumindest bald nach Erhalt eingetragen
hat, erscheint die Vermutung nicht unberechtigt, dass die hier vorliegenden Ab-
schriften noch zu Lebzeiten Fuchsmagens entstanden sind. Sein Sterbedatum
(3. Mai 1510) würde demnach den Terminus ante quem für die Datierung dieser Ab-
schriften darstellen.
Die enge, mitunter sogar als freundschaftlich bezeichnete Verbindung zwischen
Peutinger und Fuchsmagen wurde bereits mehrfach thematisiert. Wahrscheinlich hat
Konrad Peutinger im Jahr 1506 sogar in Fuchsmagens Haus Quartier bezogen, als er
im Auftrag des Kaisers drei Monate in Wien tätig war, um dort „in Gemeinschaft mit
den kaiserlichen Räthen“ – d. h. gewiss auch mit Fuchsmagen – alte Briefe des
Hauses Österreich aufzuarbeiten.1065 Vor dem Hintergrund ihres häufigen und engen
Kontaktes erscheint es nur naheliegend, dass Peutinger von Fuchsmagen Inschriften-
kopien erhalten hat. Explizit erwähnt er dies allerdings nur in den beiden genannten
Abschnitten des Cod. H 24, die Denkmäler aus Italien mit den Schwerpunkten Rom
und Padua umfassen. Wie Fuchsmagen selbst zu diesen Abschriften gelangte, ist
unsicher.1066 Jedenfalls sind einige Besonderheiten und Parallelen im Vergleich mit
den entsprechenden Stellen in seinem Prager Codex zu konstatieren.1067 Wahrschein-
lich war es ebenfalls Johannes Fuchsmagen, der von Augustinus Tyfernus gesam-
melte Inschriften an Konrad Peutinger vermittelt hat: Er stand nachweislich mit
beiden Männern in engem Kontakt.1068 Allerdings besteht auch die Möglichkeit, dass
Peutinger den gewissenhaften Sammler norischer und oberpannonischer Inschriften
persönlich kennen gelernt hatte und somit direkt zu Abschriften von ihm gelangen
konnte. Aus einer eigenhändigen Notiz Peutingers in seinem Codex darf abgeleitet
werden, dass er bei der Bergung eines römerzeitlichen Brandgrabes im steirischen
Leibnitz persönlich zugegen war: „Graecii ad ollas et Cineres quos Leibnici [sic]
effodimus“1069. Für die Verlegung dieses Brandgrabes auf die Grazer Burg am
20. April 1506 verfasste er sogar den Text der heute noch erhaltenen Gedenkinschrift,
die Kaiser Maximilian aus diesem Anlass „venerand(ae) vetustati“ hatte setzen lassen.
Der Text dieser Inschrift ist (leicht gekürzt) in Peutingers Codex enthalten, versehen
1064 Es handelt sich um Absatzzeichen am Beginn der Ortsangaben und eine Unterstreichung des ent-
sprechenden Textes in roter Tinte. Im zweiten Abschnitt führt er dies sogar nur für die an erster
Stelle stehende Inschrift CIL XI 691* („Camerini inventum“, fol. 50ra) aus.
1065 Herrmann Arthur Lier, s. v. Peutinger, in: ADB 25 (1887) 565. Als Hinweis auf die Gastfreundschaft
nennt Großmann, Frühzeit des Humanismus 274–275, einen Eintrag Peutingers in einer Handschrift
Fuchsmagens (CVP 3334, fol. 94r).
1066 Siehe dazu ausführlicher Kap. 3.4.
1067 Kap. 7.3.2.
1068 Siehe auch Kap. 4.3.
1069 SuStBA, 2° Cod. H 24, fol. 82r.
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Titel
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Untertitel
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Autor
- Doris Marth
- Verlag
- Holzhausen Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Abmessungen
- 21.4 x 30.2 cm
- Seiten
- 572
- Schlagwörter
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548