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248 | Konrad Peutinger
mäler aus Neapel auf fol. 77v, die in ganz ähnlicher Weise auch in den Abschriften
der Tyfernus-Sammlung zu beobachten ist.1084
Fehlendes bei Peutinger
Angesichts dieser teilweise völlig identen Reihenfolge in den Codices fällt umso
mehr auf, wenn in Peutingers Manuskript Inschriften fehlen, die Tyfernus hat. Diese
sind mit Ausnahme von Wildon im Murtal und Admont interessanterweise allesamt
der einstigen Untersteiermark zuzurechnen. So sucht man beispielsweise auf fol. 86vb
zwischen der zweiten und der dritten Inschrift drei Augustinus-Abschriften aus Igg
(h. Ig) in Slowenien vergeblich. Peutinger hat nur die vierte Inschrift CIL III 3820
unmittelbar unter der Ortsangabe „In Latere Sinistro cellae vinarie domus Sacerdotalis“,
die bei Tyfernus1085 für neun nachstehende Inschriften gilt. Der Augsburger kann
demnach keine der beiden heute vorhandenen Abschriften herangezogen haben, da
kein plausibler Grund zu finden ist, weshalb er den einen oder anderen Inschrifttext
ausgelassen hätte: Zum einen fehlen in diesem Teil nämlich nicht nur Inschriften, die
Peutinger schon weiter vorne notiert hat1086, zum anderen scheute sich dieser nicht,
Inschriften ein zweites oder auch drittes Mal abzuschreiben, wenn sie in seiner Vor-
lage enthalten waren.1087 Ein ergänzender Blick auf die italienischen Inschriften aus
Neapel und Umgebung bei den beiden auctores antiquissimi bestätigt die Schluss-
folgerung, dass Peutinger eine ältere Version der augustinischen Sammlung vorge-
legen haben muss. Diese wurde von Augustinus Prygl Tyfernus ergänzt, ehe auf
deren Grundlage die beiden erhaltenen Abschriften entstanden.
Ortsangaben
Die direkte Vergleichsmöglichkeit von Teilen der beiden Sammlungen lässt auch
Aussagen zu, wie Peutinger mit den Ortsangaben seiner Vorlage(n) umgegangen ist.
Grundsätzlich ist ihm das Bemühen um korrekte Abschriften nicht abzusprechen: So
fügt er bei der Ortsangabe von CIL III 3812 das Wort „Ianuae“ korrigierend am
oberen Zeilenrand hinzu, um seiner Vorlage Genüge zu tun.1088 Durch den Vorgang
des Abschreibens ergab sich allerdings bisweilen auch wenig Sinnhaftes: Beispiels-
weise hat Tyfernus neben den Text der (ohne eigene Ortsangabe stehenden) Inschrift
CIL III 3792 eine Detailinformation gesetzt, die diesen Platz auch in der Abschrift
einnimmt: „haec pars in muro“.1089 Diese Bemerkung übernimmt Peutinger zwar auch,
stellt sie jedoch leider der Inschrift voran, sodass sie in seinem Codex den Charakter
1084 Vgl. ausführlicher Kap. 4.3.
1085 CVP 3528, fol. 71r,2.
1086 Wie CIL III 4030 und 4075 auf fol. 58 und 67.
1087 Zu Mehrfachbelegen bei Peutinger siehe weiter unten.
1088 SuStBA, 2° H 24, fol. 87ra,3. Vgl. CVP 3528, fol. 72r,3.
1089 CVP 3528, fol. 70v,3.
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Titel
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Untertitel
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Autor
- Doris Marth
- Verlag
- Holzhausen Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Abmessungen
- 21.4 x 30.2 cm
- Seiten
- 572
- Schlagwörter
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548