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Konrad Peutinger | 249
einer unsinnigen Lokalisierung erhält.1090 Bei der Ortsangabe zu CIL III 3822 aus Igg
(h. Ig) lässt Peutinger eine Präzisierung von Tyfernus („lapis mutilus“) weg.1091 Da-
durch, dass er im Übrigen seine Vorlage nicht verändert, ist das letzte, von Peutinger
nur noch sehr flüchtig mit „Epi“ wiedergegebene Wort als „Epitaphii“ zu ent-
schlüsseln (was sonst eher unklar bleiben würde). Bei einer Inschrift aus der Provinz
Germania, CIL XIII 7803 aus dem heutigen Remagen, kürzt Peutinger nicht nur die
genauere geographische Angabe seiner Quelle, sondern verschweigt auch Augus-
tinus’ Namen, den dieser zur Hervorhebung seines eigenen Fundes erwähnt.1092
Auch bei einer Inschrift aus der Gegend von Marburg war dem Augsburger die
ausführliche Angabe des Fundortes offenbar zu langwierig: „In finestra Sacrarii
parrochialis ecclesiae in Khtosch [sic] non longe a Marchburga lapis mutilus“1093 wird zur
schlichten Angabe „In Kotsch [sic] prope Marburg“1094. Dass Mommsen angesichts einer
derartigen Vorgangsweise zum Urteil gelangte, Peutinger habe Ortsangaben mehr
gekürzt als recht sei, ist wenig verwunderlich.1095
Mehrfach überlieferte Inschriften
Nicht wenige Inschriften werden von Konrad Peutinger doppelt oder gar dreifach
überliefert. Dies ist nicht nur auf das Abschreiben unterschiedlicher Quellen und Zu-
schriften zurückzuführen, sondern auch darauf, dass bereits seine Vorlagen Mehr-
fachnennungen enthielten. So übernahm er etwa aus dem von Johannes Fuchsmagen
zur Verfügung gestellten Material eine Inschrift aus Rom in kurzem Abstand zwei-
mal mit unterschiedlichen Ortsangaben.1096 Dass Peutinger bei seiner Sammeltätigkeit
grundsätzlich jedoch durchaus Aufmerksamkeit walten ließ, ist anhand der Inschrift
CIL III 5258 zu erkennen. Sie kam in seiner Quelle (Augustinus Tyfernus?) im Rah-
men einer Sequenz von Denkmälern aus Celeia ebenfalls doppelt vor. Peutinger be-
merkte dies, brach seine Abschrift ab und setzte anstelle des weiteren Inschrifttextes
den Verweis „ut sup.“.1097 Im Übrigen sind die für uns relevanten Mehrfachüber-
lieferungen Peutingers – es handelt sich um 13 Inschriften aus Noricum und Pannonia
Superior sowie die stets im selben Kontext mit aufscheinende Inschrift aus Sterzing1098
– auf gleichartige Zuschriften zu unterschiedlichen Zeitpunkten bzw. auf das Heran-
ziehen unterschiedlicher Quellen zurückzuführen: Den Abschriften des sogenannten
Antiquus Austriacus, der Sammlung des Augustinus Tyfernus und einer weiteren In-
1090 SuStBA, 2° Cod. H 24, fol. 86vb,1.
1091 SuStBA, 2° Cod. H 24, fol. 87ra,2 bzw. CVP 3528, fol. 72r,2.
1092 Vgl. Kap. 4.2.
1093 CVP 3528, fol. 65r,3.
1094 SuStBA, 2° Cod. H 24, fol. 85vb,3.
1095 CIL III, S. 479a: „[...] Peutinger [...] locorum indicationes in formam iusto breviorem redegit [...]“
1096 SuStBA, 2° Cod. H 24, fol. 27vb,2 und 28ra,3. Die Inschrift ist bereits aus der Sylloge Signoriliana be-
kannt (im CIL VI als Nr. 50 publiziert) und findet sich in zahlreichen weiteren Sammlungen mit
divergierenden Ortsangaben. Zur Sylloge Signoriliana siehe auch Kap. 2.
1097 SuStBA, 2° Cod. H 24, fol. 67rb und 67va. Zu den vermutlichen „Augustiniana“ vgl. den folgenden
Textabschnitt.
1098 CIL III 4030, 4041, 4056, 4071, 4075 und 4082 aus Pettau (h. Ptuj); 4729 und 4730 aus Kärnten; 5258
aus Cilli (h. Celje); 5629 und 5631 aus Wels sowie CIL V 5084 aus Sterzing/Vipiteno.
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Titel
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Untertitel
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Autor
- Doris Marth
- Verlag
- Holzhausen Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Abmessungen
- 21.4 x 30.2 cm
- Seiten
- 572
- Schlagwörter
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548