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252 | Konrad Peutinger
Ob es sich hier tatsächlich um Verluste, d. h. um verlorene, eigene Abschriften von
Augustinus Tyfernus („Augustiniana mera“1107) handelt, muss allerdings aufgrund der
doch deutlich niedrigeren Qualität der Inschriftenkopien von fol. 66 und 67 bezwei-
felt werden. Es ist vielmehr die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, dass sich hinter
diesen „Augustiniana“ (teilweise?) älteres, mehrfach weitergereichtes Material ver-
birgt, das gerade dadurch Teile seiner ursprünglichen Güte eingebüßt hat.
Für diese These sprechen einige Faktoren: Zunächst die Tatsache, dass vier der rele-
vanten Abschriften von fol. 66/67 in Peutingers Codex bereits auf fol. 58 in fast
identer Reihenfolge unter den „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ enthalten sind:
CIL III 4056, 4075, 4030 und 4041 (alle aus Poetovio). Während CIL III 4075 beide Male
weitgehend deckungsgleich wiedergegeben wird, variieren die übrigen Belege in
ihrer Zuverlässigkeit: Bei CIL III 4056 ist fol. 58ra,8 der Vorzug zu geben, bei
CIL III 4030 und 4041 hingegen fol. 67va,8 bzw. fol. 67vb,1, Peutinger hat diese Unter-
schiede auch bemerkt und auf fol. 58 neben den Text von CIL III 4041 den Vermerk
„melius infra“ angebracht.
Zudem steht am Beginn der entsprechenden Sequenz bei Peutinger (fol. 66vb) die
Inschrift CIL III 5154. Deren erste zwei Zeilen waren offenbar schwer lesbar, wie aus
den zahlreichen Textvarianten bei den übrigen auctores antiquissimi zu schließen
ist.1108 Der Text dieser Inschrift ist auch in den beiden erhaltenen Abschriften der
Augustinus-Tyfernus-Sammlung zu finden. Die von Peutinger durch Striche getilgte
Variante ist allerdings aus diesen Codices nicht erklärbar.
Ferner wird jene Sequenz der Tyfernus-Sammlung, die Grundlage für Peutingers
Abschriften von fol. 85v–87r war,1109 ausgerechnet von den Inschriften CIL III 5631 aus
Wels und CIL V 5084 aus Sterzing/Vipiteno eingeleitet, bei denen in der augustini-
schen Sammlung Bezüge zum sogenannten Antiquus Austriacus bzw. zu Johannes
Fuchsmagen festzustellen sind.1110
Schließlich sind in Fuchsmagens Prager Codex, der sonst kaum Überschneidungen
mit den augustinischen Codices aufweist1111, mit zehn Denkmälern aus Celeia auffal-
lend viele Inschriften enthalten, von denen Mommsen meinte, sie bei Peutinger auf
(heute verlorene) Abschriften von Augustinus Tyfernus zurückführen zu können:
CIL
III Peut., 2° Cod. H 24 Fuchsm., CP XIII G 14
Kommentar
folio Ortsangabe folio Ortsangabe
5267 67ra,2 Sine loco
(sc. Celeiae) 181 r,1 Ibidem (sc. Celeiae) Zeilentrennung nur im CP (bis auf die
letzte Zeile, die wohl aufgrund des
Schriftspiegels unterteilt wurde).
Text ident inkl. Ligatur
1107 CIL III, S. 479a.
1108 Siehe CIL III 5154.
1109 Abschriftlich erhalten in Form des CVP 3528, fol. 63v–73r.
1110 Siehe Kap. 4.3 und 7.4.1.
1111 Siehe Kap. 7.4.1.
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Titel
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Untertitel
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Autor
- Doris Marth
- Verlag
- Holzhausen Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Abmessungen
- 21.4 x 30.2 cm
- Seiten
- 572
- Schlagwörter
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548