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Konrad Peutinger | 257
stehenden Inschriften aus dem (ehemaligen) Kloster der Stadt wurden im Prager
Codex zusammengezogen.1131 Die Inschrift CIL III 4069, der sogenannte Pranger von
Pettau, findet nur bei Peutinger Erwähnung. Dieser geht kurz auf den Auf-
stellungsort und das äußere Erscheinungsbild des Steines ein und berichtet, dass der
Inschrifttext selbst verwittert ist.1132 Fuchsmagen ließ sie offensichtlich genau aus die-
sem Grund im Prager Codex unberücksichtigt.1133
Nun zu den Ortsangaben der gemeinsam überlieferten „Antiquus-Austriacus-
Inschriften“. Die Zusammenstellung zeigt auf, dass trotz aller Ähnlichkeiten nur
wenige völlig idente Formulierungen in den beiden Handschriften vorhanden sind
wie etwa bei CIL III 5158 oder 5230.1134 Viel häufiger sind kleinere oder größere
Unterschiede festzustellen. Diese Divergenzen können im Wesentlichen in drei
Gruppen zusammengefasst werden:
1) Kleinere Abweichungen hinsichtlich der Wortwahl bzw. der Art der For-
mulierungen,
2) Kürzungen bei Peutinger und
3) inhaltliche Abweichungen, d. h. unterschiedliche Ortsangaben.
Ad 1) Abweichende Formulierungen
Unterschiede in der Formulierungsweise ohne oder mit nur geringem Sinnunter-
schied sind am häufigsten zu beobachten. Als Beispiel möge hier CIL III 4979 dienen,
wo Peutingers Ortsangabe „Karinthiae in S. Vito in domo“ lautet, jene im Prager Codex
„In Oppido S. Viti Carinthiae“.1135 Bisweilen bestehen die Unterschiede auch nur in der
Abänderung eines Wortes. So verwendete Fuchsmagen gerne den Begriff „sacellum“,
während Peutinger an der betreffenden Stelle entweder das Substantivum „capella“
oder schlicht gar nichts hat, wie die folgenden Beispiele illustrieren:
CIL
III Peutinger, 2° Cod. H 24 Fuchsmagen, CP XIII G 14
folio Ortsangabe folio Ortsangabe
4883 57vb,2 In Vaelkirch Carinthiae in capella
prope forum 187 v,1 In Velkirch in quodam sacello in foro
4939 57va,5 Ad S. Vitum super coemiterio
ecclesiae parroch. in capella 190 r,1 In S.Viti oppid. sacello quodam iuxta
parrochialem Ecclesiam
4857 57va,3 Ad S. Vitum extra portam ad S.
Iohannem 189 v,1 Iuxta id. oppid. In sacello S. Joannis
5246 55vb,5 Celeie ad Sanctum
Maximilianum in Choro 182 r,2 In Sacello S. Maximiliani extra Celeiam
1131 So wohl arrangiert wie Peutingers Augsburger Inschriftensammlung von 1505 bzw. 1520 ist
Fuchsmagens Prager Codex in seinen einzelnen Stadtbereichen allerdings nicht. Siehe Kap. 7.5.
1132 SuStBA, 2° Cod. H 24, fol. 58rb,2: „Ante Opidum est lapis magnus cum figuris hominis et animalium,
verum et inscriptio eius propter Vetustatem collapsa est“.
1133 Vgl. auch Kap. 7.4.2.
1134 Siehe Tab. 12.8 im Anhang.
1135 SuStBA, 2° Cod. H 24, fol. 57rb,7 bzw. CP XIII G 14, fol. 188v,1.
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Titel
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Untertitel
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Autor
- Doris Marth
- Verlag
- Holzhausen Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Abmessungen
- 21.4 x 30.2 cm
- Seiten
- 572
- Schlagwörter
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548