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268 | Johannes Choler
1577) erfahren.1186 Es ist zwar bekannt, dass er sich von 17. August 1500 bis
31. Oktober 1502 in Padua als Student des Kanonischen Rechts aufgehalten hat,
jedoch unbekannt, wo er sein Doktoratsstudium abgeschlossen hat.1187 In den Akten
der Universität Wien – allerdings jenen der Artistenfakultät – wird in einem Eintrag
vom 14. April 1509 ein „Joannes Kholer“ aus „Patavia“ unter jenen 48 Scholaren
genannt, die zur Determination (dem letzten Prüfungsakt vor der Erlangung des
Bakkalaureates) zugelassen wurden.1188 Dazu würde passen, dass Choler zum
relevanten Zeitpunkt als Probst von Passau belegt ist. Per 13. Oktober 1515 taucht ein
„Johannes Koler ex Lansperg“ in den Universitätsmatrikeln von Wien auf1189, ein Jahr
zuvor scheint eine Person dieses Namens unter den Immatrikulierten der Universität
Freiburg im Breisgau auf.1190 Da Choler auch zu Landsberg am Lech Verbindungen
hatte (es standen ihm die Pfründe der dortigen Pfarre zur Verfügung), ist auch in
diesem Fall eine Identität nicht auszuschließen.1191 Es bleiben demnach einige Fragen
im Zusammenhang mit Cholers Studien offen. 1192
Relativ spät, mit einiger Sicherheit erst in den Jahren 1523/24, hat Choler in Augs-
burg bei Luscinius1193 Griechisch gelernt. Der gebürtige Elsässer war nach einem
ersten Aufenthalt in dieser Stadt (1510/11), wo er im Haus von Konrad Peutinger
Aufnahme fand, 1523 nach Augsburg übersiedelt. Da auch Choler mit Peutinger und
anderen Bekannten von Luscinius verkehrte, ist es denkbar, dass er seinen Lehrer
schon früher kennengelernt hatte. Nach Studien über Sprachgebrauch und Eigen-
1186 Achilles Pyrminius Gasser, Annales Augustani (wegen Druckverbot unvollständiges Fragment), s.
l. 1596. Das Exemplar der Staats- und Stadtbibliothek Augsburg (Sig.: 2° Cod. Aug. 40) weist ein
handgeschriebenes Titelblatt auf.
1187 Im Stadtlexikon Augsburg (s. v. Koler Johann. Online im Internet: http://www.stadtlexikon-
augsburg.de/ [abgerufen am 31.08.2015]) schreibt Günter Hägele schlicht „1500–1502 Studium in
Padua (Dr. iur. can.)“ und verweist weiterführend auf Peter G. Bietenholz, Contemporaries of
Erasmus. A biographical register of the Renaissance and Reformation II, Toronto/Buffalo/London 1986,
269–270, sowie Elda Martellozzo Forin und Emilia Veronese, Studenti e dottori tedeschi a Padova nei
secoli XV e XVI: Giovanni Choler, il “candidus amicus” di Erasmo, tra studi e beghe canonicali (1500–
1502), in: Quaderni per la storia dell’università di Padova 4 (1971) 70–74. In der letztgenannten,
schwer zugänglichen Publikation heißt es ausdrücklich, Choler sei aus Padua weggegangen „senza
consequire la laurea“ (S. 70). Elda Martellozzo Forin konnte sich bei dieser Aussage auf die von ihr
herausgegebenen Acta Gymnasii Patavini stützen. Aus Bietenholz, Contemporaries II 269b, geht nur
hervor, dass Choler zumindest sein kirchenrechtliches Doktorat 1512 bereits erworben hatte: „He
[...] had obtained a doctorate of canon law by 1512, when he became provost of Chur [...]“.
1188 AFA IV, S. 116.
1189 MUW II, S. 424.
1190 Hermann Mayer (Hrsg.), Die Matrikel der Universität Freiburg i. Br. von 1460–1656 (Freiburg 1907–
1910, Ndr. 1976) I 1, 217. Vgl. auch Bietenholz, Contemporaries II 270a.
1191 Bietenholz, Contemporaries II 270a, hält es für denkbar, dass es sich nur um einen namensgleichen
Verwandten handeln könnte.
1192 Die Möglichkeit, dass er in Wien einem zivilrechtlichen Studium nachging, ist offenbar auszu-
schließen, da sein Name nicht in den Juristenmatrikeln aufscheint; vgl. Severin Matiasovits, Die
Matrikel der juridischen Fakultät der Universität Wien 1442–1557 (ungedr. Diss.), Wien 2014.
1193 Eigentlich: Ottmar Nacht(i)gall (1478/80–1537). Zu seiner Person vgl. v. a. ADB XIX, 655–657;
NDB XV, 531–532; Charles Schmidt, Histoire littéraire de l’Alsace a la fin du XVe et au commencement
du XVIe siècle II, Paris 1879, 174–208, sowie Hermann Arthur Lier, Der Augsburger Humanistenkreis
mit besonderer Berücksichtigung Bernhard Adelmann’s von Adelmannsfelden, in: ZHVSN 7 (1880) 68–
108, hier: 72–74.
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Titel
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Untertitel
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Autor
- Doris Marth
- Verlag
- Holzhausen Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Abmessungen
- 21.4 x 30.2 cm
- Seiten
- 572
- Schlagwörter
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548