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284 | Johannes Choler
ab, die hier offenbar auf Aventin zurückgeht.1270 Neben der auch heute noch zu-
treffenden Ortsangabe „Pataviae trans Aenum in Aede Divi Severini“ zeichnet sich der
Beleg durch eine korrekte Zeilentrennung und einen zuverlässigen Text aus. Neben
einer aufgelösten Ligatur in der dritten Zeile ist Choler lediglich ein Fehler in der
letzten Zeile unterlaufen („E TVS“ statt „EIVS“).
Ad 2: Fol. 115v–116r
Die nächsten im CLM 394 folgenden Norica aus der Diözese Salzburg sind ebenfalls
von italienischen Inschriften umgeben. Es handelt sich um CIL III 5583, 5568 (beide
aus dem Kloster Seeon) und 5567 (aus Eggstädt1271). Auch hier scheint es sich um
eigenständige Überlieferungen zu handeln, für CIL III 5567 gilt seine Wiedergabe
sogar als Erstbeleg.1272 Am Beispiel von CIL III 5567 lässt sich Cholers Arbeitsweise
gut dokumentieren, da der Stein ausreichend lange erhalten geblieben ist. Von acht
Ligaturen hat Choler vier berücksichtigt, die übrigen hat er (richtig) aufgelöst. Eine
Ligatur in der zweiten Zeile hat er fälschlich hinzugefügt („TF“ statt „F“), die Zeilen-
trennung ließ er unbeachtet.1273 Bei den anderen beiden Inschriften CIL III 5583 und
5568 ist – gemäß seinem eigenen hohen Anspruch – größeres Bemühen um eine
originalgetreue Wiedergabe der zum Teil schwer lesbaren Texte erkennbar, was sich
in einer teilweise korrekten Wiedergabe der originalen Textzeilen und der Ligaturen
sowie Andeutung einer unleserlichen Stelle in der dritten Zeile von CIL III 5568
widerspiegelt.
Ad 3/4: Fol. 135v–150r und 237r–240r
Während die beiden eben besprochenen Abschnitte des CLM 394 aus eigenständigen
Abschriften bestehen dürften, enthalten die anderen zwei hauptsächlich Inschriften,
die nach Mommsen auf den sogenannten Antiquus Austriacus und dessen „con-
tinuator“ zurückzuführen sind.1274 Wie erwähnt, fehlt auch hier jeglicher Hinweis
Cholers auf verwendete Quellen oder Mittelsmänner. Deshalb können Zusammen-
hänge mit anderen Handschriften nur aus dem Text und der Anordnung der einzel-
nen Inschriften rekonstruiert werden. Besonderes Augenmerk hat dabei dem Codex
1270 Apianus/Amantius, Inscriptiones 448,3.
1271 Später soll sich die Inschrift im nahen Mauerkirchen im Chiemgau befunden haben, ehe sie in das
Bayerische Nationalmuseum in München kam, wo sie durch Kriegseinwirkung im 20. Jh. zerstört
wurde.
1272 Nach ihm taucht sie mit der in der vorangegangenen Anmerkung erwähnten Ortsangabe „Maur-
kirchen“ erst in den Codices von Jean Jacques Boissard auf, die hier in einem engen Quell-
Zusammenhang mit Philipp Apians Topographie stehen dürften. Siehe dazu Greinegger,
Tyfernus/Boissard, v. a. 113–117.
1273 Auch bei der – wie er betont – von ihm selbst gefundenen Inschrift CIL III 5830 auf fol. 136v,2 ver-
nachlässigte er die originale Zeilentrennung, bietet aber dafür eine umso ausführlichere Orts-
angabe und Zusatzbemerkung.
1274 Vgl. Kap. 5.
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Titel
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Untertitel
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Autor
- Doris Marth
- Verlag
- Holzhausen Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Abmessungen
- 21.4 x 30.2 cm
- Seiten
- 572
- Schlagwörter
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548