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Johannes Choler | 289
Fassen wir die bisherigen Ergebnisse kurz zusammen: Zu Beginn des dritten rele-
vanten Abschnittes im CLM 394, respektive bei den sechs Inschriften aus Sterzing,
Wels und Cilli (fol. 135v–136v) steht Cholers Handschrift Peutingers Augsburger
Codex H 24 (fol. 55rb-va) auffallend nahe. In weiterer Folge aber (fol. 137v–146r) sowie
im vierten relevanten Abschnitt (fol. 237r–240r) weist sie wesentlich größere Paralle-
len zu Fuchsmagens Prager Codex auf, sowohl was die textlichen Merkmale als auch
die Reihenfolge der einzelnen Inschriften betrifft.
Wenden wir uns noch einmal den genannten sechs Inschriften zu, bei denen Cholers
Handschrift in engem Bezug zu jener von Peutinger steht. Diese Inschriften, die mit
Ausnahme von CIL V 50841293 von Mommsen alle auf die Sammlung des sogenann-
ten Antiquus Austriacus zurückgeführt wurden, sind auch im Prager Codex zu fin-
den, dort allerdings in abweichender Anordnung.1294 Auch die einzelnen Ortsanga-
ben machen zunächst einen heterogenen Eindruck, doch eröffnet sich bei genauerer
Untersuchung die Möglichkeit, dass es sich bei den abweichenden Formulierungen
im Codex Pragensis durchaus um das Produkt einer Überarbeitung handeln könnte:
Wie die nachstehende Tabelle zeigt, weist keine der Ortsangaben in der Prager
Handschrift zusätzliche Inhalte auf, die eine anderweitige Quelle erfordern würden.
CIL1295 Peutinger,
2° Cod. H 24 Choler,
CLM 394 Fuchsmagen,
CP XIII G 14
folio Ortsangabe folio Ortsangabe folio Ortsangabe
5254 55va,2 Iuxta eandem
Portam (sc. Portam
Sachsenfeld Versus
Celeiam) 136r,1 Iuxta Eandem
Portam (sc. Portam
Saxenfeld Versus
Celeiam) 181v,2 Item Cel. iuxta Civi.
Portam quae est
apud Burgum (sc.
Celeiae)
5271 55va,1 Iuxta Portam
Sachsenfeld Versus
Celeiam 135v,4 Iuxta portam
Saxenfeld Versus
Celeiam 182r,1 Aliud iuxta eandem
portam (sc. quae est
apud Burgum
Celeiae)
5221 55va,4 sine loco (sc. Celeiae
ad S. Maximilianum
ab exteriore parte
Chori) 136r,3 sine loco (sc.
Celeiae ad S.
Maximilianum ab
exteriore parte
Chori) 182r,3 Aliud in eodem loco
(sc. In Sacello S.
Maximiliani extra
Celeiae)
5219 (1) 55va,3 Celeiae ad S.
Maximilianum ab
exteriore parte Chori 136r,2 Celeiae ad S.
Maximilianum ab
exteriore parte - -
als Quelle genannt. In anderen, durchaus vergleichbaren Fällen werden Inschriften, die (nach da-
maligem Wissenstand) nur bei Choler und Apianus/Amantius überliefert werden, auf eine Er-
weiterung der „Antiquus-Austriacus-Sammlung“ zurückgeführt (siehe Kap. 5). Häufig findet sich
aber auch die Formulierung „Apianus [...] eodemque exemplo Choler [...] “ wie hier bei CIL III 3852
oder schlicht „Habent Choler [...]; Apianus [...]“ wie bei CIL III 3846. Auch dies zeigt wiederum
deutlich die Schwierigkeiten bei der Analyse der Überlieferungszusammenhänge auf, die sich be-
reits Mommsen und seinem Team gestellt haben.
1293 Hier werden auch im CIL nur die Belegstellen angeführt, ohne eine Beziehung zwischen den
einzelnen auctores antiquissimi zu nennen.
1294 CP XIII G 14, fol. 181v–182v; 204r und 205r.
1295 Sofern nichts anderes angegeben, beziehen sich die Zahlen auf CIL III.
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Titel
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Untertitel
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Autor
- Doris Marth
- Verlag
- Holzhausen Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Abmessungen
- 21.4 x 30.2 cm
- Seiten
- 572
- Schlagwörter
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548