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Petrus Apianus / Bartholomaeus Amantius | 303
Tyfernus untypischerweise auf die fehlerhafte Interpretation oder Information einer
Quelle zurückgeht.1348 Bei Peutinger ist die Inschrift mit der Angabe „Non longe a
Suacio“ überschrieben, bei Apianus/Amantius fast ident mit „Non longe a Svuatio“.1349
Der Text dieses Denkmals steht bei Peutinger am Beginn eines längeren Abschnittes
von Tyfernus-Inschriften.
Aus den obigen Ergebnissen ergeben sich nun weitere Fragen, denen in der vor-
liegenden Arbeit nachzugehen ist: Erstens, aus welcher Quelle die übrigen neun
Inschriften bei Apianus/Amantius stammen, die das Druckwerk mit Augustinus
Tyfernus gemeinsam hat. Im CIL wird teils der sogenannte Antiquus Austriacus ge-
nannt, teils derjenige, der diese Sammlung erweitert haben soll, im Fall von CIL
III 4082, 5424 und 5435 jedoch gar keine Angabe gemacht.
Zweitens wird eine Erklärung dafür zu suchen sein, wieso nicht mehr Inschriften, die
auf Erstabschriften von Augustinus Tyfernus zurückgehen, bei Apianus/Amantius
zu finden sind bzw. wieso auch die übrigen fehlen, die Peutinger von Augustinus
hat. Insgesamt handelt es sich also um nur 13 Inschriften, die sowohl in den
Tyfernus-Codices als auch in der Sammlung von Apianus/Amantius vorkommen –
eine Zahl, die in Anbetracht der insgesamt aus Noricum und Pannonia Superior darge-
botenen Inschriften – etwa 200 bei Apianus/Amantius und rund 70 in den Tyfernus-
Handschriften – als auffallend gering zu bezeichnen ist.1350 Von diesen 13 Inschriften
wiederum kann lediglich für vier (CIL III 5113, 5114, 5453 und 5631) ein Nahever-
hältnis zwischen den Belegen in den Sammlungen von Apianus/Amantius, Konrad
Peutinger und Augustinus Tyfernus festgestellt werden. Apianus/Amantius müssen
demnach für den Großteil ihrer norisch-(ober)pannonischen Inschriften eine andere
Grundlage der Peutinger-Handschrift 2° Cod. H 24 vorgezogen und letztere ver-
nachlässigt haben.1351 Es wird zu klären sein, ob die gesuchte Quelle in Gestalt der
Prager Handschrift CP XIII G 14 vorliegt.
1348 Siehe Kap. 4.3 und Kap. 7.4.1.
1349 Apianus/Amantius, Inscriptiones 453,4 bzw. SuStBA 2° Cod. H 24, fol. 85v,2. Das „c“ in „Suacio“ ist
in der Handschrift nur mit der Lupe als solches zu erkennen und kann sehr leicht für ein „t“
gehalten werden.
1350 Die genannten Zahlen beinhalten auch die mehrfach überlieferten Inschriften (15 bei Apianus/
Amantius, vier bei Augustinus Tyfernus). Nach Marjeta Šašel Kos (Augustinus Tyfernus, S. 1312a)
besteht hingegen „[...] no doubt, that Apian’s sylloge contains many inscriptions collected by Tyfernus.“
Auf nähere Details geht sie allerdings nicht ein, sondern nennt neben „other indications“ nur die
drei besprochenen Inschriften CIL III 5113, 5114 und 5453. Peutingers Handschrift 2° Cod. H 24
stand ihr offenbar nicht zur Verfügung.
1351 Dass Apianus/Amantius den Peutinger-Codex H 24 grundsätzlich gekannt haben, geht aus der
Übernahme von CIL III 5113, 5114 und 5453 hervor (vgl. Kap. 4.3). Tab. 12.10 (siehe Anhang) zeigt
ferner, wie sehr Apianus/Amantius ihre Inschriftensammlung im relevanten Abschnitt durch
(systematisches) Heranziehen des Peutinger-Codex H 24 hätten erweitern können.
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Titel
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Untertitel
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Autor
- Doris Marth
- Verlag
- Holzhausen Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Abmessungen
- 21.4 x 30.2 cm
- Seiten
- 572
- Schlagwörter
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548