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306 | Petrus Apianus / Bartholomaeus Amantius
Nun ist eingehend jener Frage nachzugehen, die sich im Verlauf der vorliegenden
Arbeit bereits wiederholt gestellt hat: Ob und wenn ja, welche Beziehung zwischen
dem CP XIII G 14 und dem Werk von Apianus und Amantius festzustellen ist.
Folgende bisher bekannte Fakten lassen vorweg einen Zusammenhang zwischen den
beiden Überlieferungsträgern naheliegend erscheinen:
1. Die Tatsache, dass der Codex Pragensis nachweislich im Besitz von Philippus
Apianus, des Sohnes von Petrus Apianus, stand.
2. Die Tatsache, dass der Codex neben sämtlichen Inschriften des sogenannten
Antiquus Austriacus auch all jene Abschriften enthält, mit denen diese Samm-
lung später erweitert worden sein soll, sowie jene, für die bisher das Werk von
Apianus/Amantius als Erstbeleg geführt wurde.
3. Große Ähnlichkeiten in der äußeren Form der Überlieferung, die selbst bei
flüchtiger Betrachtung auffallen, obwohl es sich bei den Vergleichsobjekten
um eine Handschrift und einen Druck handelt.
Ladislav Vidman, der sich bisher als einziger der Handschrift angenommen hatte,
meinte jedoch am Beginn seiner Ausführungen, dass weder die Handschrift vom
Druck abgeschrieben sei, noch der Druck von der Handschrift. Davon könne man
sich gleich beim Abkürzungsverzeichnis überzeugen, wo nur die gemeinsamen
Quellen zu erwägen wären wie bei einem großen Teil der Inschriften.1363 Die von ihm
angekündigte genauere Darlegung bezieht sich in der Folge aber nur auf Teile der
Inschriftensammlung, nicht aber auf das in Handschrift und Druck enthaltene Ver-
zeichnis epigraphischer Abkürzungen. Vidman ist ferner der Ansicht, dass sowohl
der CP XIII G 14 als auch das Werk von Apianus und Amantius in Hinblick auf die
norisch-pannonischen Inschriften hauptsächlich von zwei nichterhaltenen Samm-
lungen abhängig wären, und zwar vom sogenannten Antiquus Austriacus und einem
anderen, unbekannten Autor, der einige Inschriften hatte, die auch der ältere Samm-
ler kannte, einige darüber hinaus (damit meint er v. a. jene Inschriften, für die bisher
nur die Inscriptiones als Belegstelle bekannt waren). Dies ist nach Vidman auch der
Grund, weshalb sowohl im Codex als auch im Druckwerk mancherorts Inschriften
zweifach enthalten sind.1364
Zu Vidmans Aufsatz sind allerdings einige neue, wesentliche Erkenntnisse hinzu-
gekommen. So machte Hermann Menhardt zufälligerweise im selben Jahr (1955) auf
den CVP 3255* mit seinem Inschriftenregister aufmerksam, in der Annahme, die
Handschrift würde wie zwei weitere Codices, die mit Kärnten in Beziehung stehen,
„wenigstens für die Geschichte der Archäologie, wenn schon nicht für den weiteren
Fortschritt der Wissenschaft erwähnenswert sein.“1365 Auf der Grundlage dieser
knappen Ausführungen von Menhardt fand der Codex auch knappe Beachtung von
Ekkehard Weber, der am Rande seines „Beitrags zum Beginn der altertumskund-
lichen Forschung in der Steiermark“ auf das Inschriftenverzeichnis hinweist mit der
1363 Vidman, Epigrafický Rukopis Pražský 63.
1364 Vidman, Epigrafický Rukopis Pražský 71.
1365 Menhardt, Wiener Handschriften 220.
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Titel
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Untertitel
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Autor
- Doris Marth
- Verlag
- Holzhausen Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Abmessungen
- 21.4 x 30.2 cm
- Seiten
- 572
- Schlagwörter
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548