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Petrus Apianus / Bartholomaeus Amantius | 313
voranstehenden Salzburger Inschrift CIL III 5532.1387 Durch diese
Positionierung gelangte die Inschrift zwar auch bei Apianus/Amantius zu den
Salzburger Inschriften, wurde dort jedoch aufgrund des auffälligen Abstandes
zur vorhergehenden Inschrift mit „Locus huius inscriptionis ignoratur“
überschrieben und an das Ende der Salzburger Inschriften – unmittelbar vor
die im Codex ebenfalls folgenden (!) Inschriften aus Lauffen – gesetzt.1388 Alle
weiteren auctores antiquissimi hängen laut CIL bei dieser Inschrift von
Apianus/Amantius ab, deren Werk dazu bisher als Erstbeleg geführt wurde.
Weil es bis heute keine weiteren unabhängigen Belege für diese Inschrift gibt,
muss die geographische Zuweisung dieser verschollenen Inschrift weiterhin
offen bleiben.1389
Auf fol. 214v findet sich mit etwas Abstand zwischen zwei Inschriften aus dem
Haus Fuchsmagens (!) folgender Verweis aus seiner Hand: „Alia Vienne inventa
quere sequenti Folio VI“. Er bezieht sich auf fol. 220v, wo weitere Inschriften aus
Wien zu finden sind.1390 Es ist festzustellen, dass beide Abschnitte mit Wiener
Denkmälern von Apianus/Amantius übernommen wurden, allerdings etwas
verändert in der Reihenfolge ihrer Anordnung: Im Druckwerk (Inscriptiones
401–403) wurde mit CIL III 4560 jene Inschrift an die Spitze der „Inscriptiones
Austriae“ gestellt, die (angeblich?) 1493 in der Wiener Wipplinger Straße
gefunden wurde, gefolgt von CIL III 4561, die auch im Prager Codex
unmittelbar anschließt, sodann jene vier Inschriften aus dem vorderen
Abschnitt der Handschrift (fol. 214r–215r) in derselben Reihenfolge, schließlich
drei Inschriften aus dem Wiener Stephansdom, wobei nur das in
Geheimschrift verfasste Epitaph Rudolfs IV. samt Entschlüsselung des Textes
dem Prager Codex entnommen wurde.1391 Die folgenden Grabinschriften –
1387 Siehe Kap. 7.3.1.
1388 Zur Ursache für teils unterschiedliche Zeilentrennung zwischen CP XIII G 14 und den Inscriptiones
siehe weiter unten: Kap. 10.5.2 (Pkt. 6).
1389 Nach Lazius habe sich die Inschrift einst „in pariete castri destructi Cherelburgi prope Rakendorfium,
qua per Carnuntum in insulam Schutt iter est“ befunden (zitiert in CIL III, S. 692). Damit muss das
heute wiederaufgebaute, aber nicht der Öffentlichkeit zugängliche Schloss Karlsburg im heutigen
Rusovce, einem Stadtteil von Bratislava gemeint sein. Eventuell wäre es lohnend, dort nach dem
weiteren Verbleib dieses aufgrund der keltischen Personennamen interessanten Denkmals zu for-
schen. Auf eine andere Spur könnte die Inschrift CIL III 11502 führen, die mit teils identischem
Namensmaterial an der Außenmauer der Filialkirche St. Michael in Villach erhalten geblieben ist.
1390 Vgl. Abb. 35 und 36 in Kap. 7.2.3 sowie Taf. 6 und 7.
1391 Zu diesen Wiener Inschriften im CP XIII G 14 siehe Kap. 7.3.1. Damit relativiert sich die Aussage
von Müller, Geheimschrift Rudolfs 49, wonach „Apian kein Aufhebens um die Entschlüsselung (sc.
der Geheimschrift) macht, sondern die Zeichen wie selbstverständlich in Klarschrift umsetzt“. Er
bzw. sein Kollege Amantius musste sie ja „nur“ aus dem Pergamentcodex übernehmen, wobei die
typographische Umsetzung hier gewiss eine besondere Herausforderung darstellte. Die von
Müller erwähnten „kleineren Lesefehler“ des Druckwerk wurden jedenfalls bereits aus der hand-
schriftlichen Grundlage übernommen: das unvollständige Zeichen für den Buchstaben „P“ sowie
die fehlenden Zeichen und die daraus resultierende mangelhafte Transkription von „fundator“.
Auch die Lesung „dominus“ bei Apianus/Amantius an der problematischen Stelle des Inschrift-
textes („DENS“) lässt sich durch einen Blick in den Prager Codex erklären: Fuchsmagens Text
bietet an dieser Stelle „dns“ mit einem Kürzungsstrich über dem „n“, was seit dem Mittelalter
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Titel
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Untertitel
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Autor
- Doris Marth
- Verlag
- Holzhausen Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Abmessungen
- 21.4 x 30.2 cm
- Seiten
- 572
- Schlagwörter
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548