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Petrus Apianus / Bartholomaeus Amantius | 317
für diesen Stadtbereich aber auch Differenzen in der Reihenfolge der Inschriften vor:
Die jeweils ersten beiden Denkmäler entsprechen einander, dann wurden bei
Apianus/Amantius zwei weitere örtlich passend nach vorne gezogen, da sie sich wie
die zweite Inschrift in nächster Nähe eines Stadttores befanden.1407 Es folgen Denk-
mäler aus dem weiteren Stadtbereich (Schule, Spital, Friedhofstor, Burgtor), aus des-
sen engerer Umgebung („In Sacello S. Maximiliani extra Cele.“), schließlich wieder aus
Celeia selbst, vor allem aus der Burg, aber auch aus dem übrigen Stadtgebiet. Beim
Vergleich mit der Anordnung im Codex Pragensis zeigt sich, dass die Inschriften bei
Apianus/Amantius in ihrer Abfolge nicht gänzlich differieren, sondern offensichtlich
(klein-)gruppenweise neu arrangiert wurden, d. h., häufig scheinen zwei bis vier
Inschriften in derselben Ordnung auf. Auch wenn nach den Maßstäben von Martin
Ott1408 dadurch keine exakte Form einer antiken Stadtbeschreibung erreicht wurde,
steht die Anordnung dieser norischen Inschriften einer solchen doch ein weiteres
Stück näher als die ersten dahingehenden Versuche im Prager Codex. Da die
gedruckten Inschriften aus Celeia – wie im Folgenden noch ausführlicher dargelegt
werden wird – in ihren übrigen Merkmalen (v. a. bei den Ortsangaben und Beson-
derheiten im Inschrifttext) bemerkenswerte Übereinstimmungen mit den Belegen in
der Prager Handschrift aufweisen, scheint die Schlussfolgerung unumgänglich, dass
die Herausgeber des Druckwerkes hier bewusst die bisherige Anordnung teilweise
aufgelöst und neu arrangiert haben. Dadurch erklärt sich auch einerseits das Fehlen
zweier Denkmäler, die beim Umgruppieren schlicht übersehen wurden (CIL III 5249
und 5267), andererseits das Vorhandensein einer zusätzlichen Inschrift (CIIL III
5209), die vermutlich aus Aventin stammt und geographisch passend zwischen die
vorletzte und letzte Inschrift aus Celeia gereiht wurde.1409 Im Übrigen ist festzuhalten,
dass auch Peutingers 2° Cod. H 24 und Cholers CLM 394 bereits dadurch als Quelle
für Apianus/Amantius ausscheiden, da in diesen Handschriften nicht alle relevanten
Celeiana enthalten sind. Darüber hinaus steht das Druckwerk in der Reihenfolge
dieser Inschriften dem Pergamentcodex wesentlich näher als den bei Choler über-
lieferten Inschriften, die, wie oben dargelegt1410, auf Vorarbeiten zu dieser Prunk-
handschrift zurückgehen müssen.
3. Beobachtungen zu den Ortsangaben
Dass zwischen den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis und dem CP XIII G 14 eine
unmittelbare Beziehung besteht, wird bei den Ortsangaben der norischen und (ober)-
pannonischen Inschriften besonders deutlich sichtbar: Wie aus Tabelle 12.111411
hervorgeht, sind diese weitestgehend ident formuliert, d. h., es findet sich in beiden
Werken meist exakt derselbe Wortlaut. Dieser Umstand zeigt sich sehr schön bei den
bereits besprochenen Denkmälern aus Kärnten, aber auch bei jenen aus Cilli
1407 Vgl. Tab. 12.11 (Anhang).
1408 Siehe Ott, Entdeckung des Altertums, passim.
1409 Vgl. auch Vidman, Epigrafický Rukopis Pražský 72.
1410 Kap. 9.2.3.
1411 Siehe Anhang.
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Titel
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Untertitel
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Autor
- Doris Marth
- Verlag
- Holzhausen Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Abmessungen
- 21.4 x 30.2 cm
- Seiten
- 572
- Schlagwörter
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548