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Petrus Apianus / Bartholomaeus Amantius | 321
wohl in der Handschrift als auch im Druckwerk unter den Inschriften von Celeia mit
derselben Detaillokalisierung „super port(ul)am burgi“ zu finden. Diese Wiedergabe
ist von wesentlich besserer Qualität und beruht ohne Zweifel auf einer Abschrift
durch eine kundigere Person.1435 Offensichtlich wurde jedoch Celeia – im 16. Jahr-
hundert vielfach Zel(l)ia genannt – mit (Bad) Zell im oberösterreichischen Mühl-
viertel verwechselt, wo sich der Stein eine Zeit lang befunden hat.1436 Auf wen dieser
Fehler zurückzuführen ist, kann derzeit nicht entschieden werden. Für den vor-
liegenden Zusammenhang ist es aber wesentlich festzuhalten, dass er im Prager
Codex in gleicher Weise zu finden ist wie im Druckwerk von Apianus/Amantius.
5. Besonderheiten und Fehler bei der Überlieferung einzelner Inschriften
Wenn man nun die norischen sowie die oberpannonischen Inschriften hinsichtlich
ihrer Textdetails im Werk von Apianus und Amantius mit dem Codex Pragensis ver-
gleicht, ist festzustellen, dass auffallend viele Besonderheiten bereits im Pergament-
codex enthalten sind bzw. auch Fehler im Druckwerk direkt auf die Handschrift
zurückgeführt werden können. Dazu wird im Folgenden eine aussagekräftige Aus-
wahl aus einer Fülle von möglichen Einzelbeobachtungen dargelegt.
Auf die idente Reihenfolge der acht Inschriften aus dem damaligen Herzog-
tum Krain ist oben bereits hingewiesen worden. Auch bei deren Texten sind
auffallend große Ähnlichkeiten zu beobachten: In beiden Quellen ist am Ende
der Inschrift CIL III 3861 der Vermerk „Illegibiles litterae“ zu finden, wobei die
beiden Wörter in der Handschrift links und rechts des einzigen, leserlich
gebliebenen Buchstaben „Θ“ stehen, bei Apianus/Amantius etwas ungenauer
in der Zeile darunter.1437 Bei der unmittelbar nachstehenden Inschrift CIL
III 3855 findet sich in beiden Vergleichsobjekten der analoge Hinweis „Caeterae
[sic!] litterae fluebant“ in der letzten Zeile.1438 Der Text des erhaltenen Stein-
1435 Mommsen führt an der relevanten Stelle des CIL III (S. 688) als Quelle den sog. Antiquus Austriacus
an, dessen Abschrift durch Choler und Apianus/Amantius erhalten geblieben sei. Auch hier be-
steht eine gewisse Unschärfe bei der Zuordnung der „Antiquus-Austriacus-Inschriften“, da im CIL
Inschriften, die nur bei diesen beiden Gewährsleuten überliefert sind, von ihm üblicherweise einer
Erweiterung dieser rekonstruierten Sammlung zugerechnet wurden. Vgl. Kap. 5 und 7.4.2.
1436 Die Inschrift befand sich wahrscheinlich vom Ende des 15. Jh. bis 1597 (als die Inschrift Richard
Strein geschenkt wurde) auf Schloss Windhaag, das wie der benachbarte Markt (Bad) Zell im
Besitz der Freiherren von Prag(er) stand. Vgl. Bauer, CIL III 5671, Faustmann, Reichard Streun 50–
62, und Zajic, Gedruckte Inschriftensammlungen 165.
1437 CP XIII G 14, fol. 177r,1 bzw. Apianus/Amantius, Inscriptiones 371,4.
1438 CP XIII G 14, fol. 177v,1 bzw. Apianus/Amantius, Inscriptiones 372,1. Bei dieser Inschrift sind im
Text zwei Abweichungen festzustellen, die im Druckwerk offenbar durch Analogiefehler zustande
gekommen sind. Dort ist in Z. 5 zweimal eine Ligatur für „AN“ zu finden, die im Codex
richtigerweise nur einmal vorkommt. Die erste Ligatur ist in „LASCIOANTIE“ zu finden, die
zweite in „SVBLOANI“. Die Herausgeber des CIL wiesen bereits darauf hin, dass der weibliche
Name bei Apianus/Amantius in der Form „LASCONCIAE“ auch in CIL III 3895 vorkommt
(Inscriptiones 372,4), übernahmen aber mangels weiterer Vergleichsbelege beide Ligaturen. Da das
Druckwerk vor dem Bekanntwerden des Prager Codex als Erstbeleg zu führen war, konnte auch
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Titel
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Untertitel
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Autor
- Doris Marth
- Verlag
- Holzhausen Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Abmessungen
- 21.4 x 30.2 cm
- Seiten
- 572
- Schlagwörter
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548