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348 | Johannes Fuchsmagen
aus der sorgfältigen Art seiner Ausführung (auch bei den als Entwurf gedachten
Federzeichnungen), der Form seiner Ausgestaltung (mehrfarbige Tinte, Gold- und
Silberstaub), vor allem aber aus der Wahl seines Materials (Pergament). Der Codex
war jedenfalls nicht für Maximilian I. gedacht wie die anderen beiden bekannten
Fuchsmagen-Werke auf Pergament, die klar eine entsprechende Zueignung aufwei-
sen (CVP 8419).1562 Wie erwähnt, ging zwar die gesamte erste Lage des CP XIII G 14
verloren, doch ist durch das penibel erstellte, zugehörige Register im CVP 3255* eine
lückenlose Rekonstruktion möglich. Demnach lautete die Überschrift auf dem ersten
Blatt der Sammlung schlicht „Elogia in saxis vetustissimis Rome inventa hic ex ordine
sequuntur“.1563 Als Mäzen für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis konnte schließlich
Raymund Fugger gewonnen werden, der sich als erster aus dem Fuggergeschlecht
der Antike und ihren Kunstschätzen auch sammelnd zugewandt hatte.1564
In der Vorgangsweise, eine kalligraphisch besonders sorgfältig ausgeführte Perga-
menthandschrift gleichsam als Druckprobe zu erstellen bzw. von einem Schreiber
erstellen zu lassen, folgt Fuchsmagen zweifelsfrei zeitgenössischen Vorbildern. Zu
nennen sind hier insbesondere zwei Codices, zunächst eine 1500/1502 von Konrad
Celtis selbst in Wien verfasste Handschrift mit Epigrammen, die ursprünglich als
Druckvorlage gedacht war, dann aber vom Autor wieder zu einem Redaktions-
exemplar umfunktioniert und bis heute nicht ediert worden ist.1565 Das zweite Vor-
bild ist in einem Prunkcodex von Giovanni Giocondo zu sehen, der von seinem
Schreiber Bartolomeo Sanvito für Lorenzo de’ Medici im Jahre 1489 angefertigt
worden war.1566
Die Frage, weshalb zwischen der Fertigstellung des CP XII G 14 und der Publikation
der Inscriptiones etwa 25 Jahre vergingen, kann auf Basis der derzeitigen Quellenlage
nicht befriedigend beantwortet werden. So bleibt es vorerst schlicht bemerkenswert,
dass die Drucklegung der norischen Inschriften letztlich durch Apianus/Amantius
realisiert worden ist, denn die beiden späteren Herausgeber der Inscriptiones sacro-
sanctae vetustatis standen im Jünglings- bzw. Knabenalter, als wesentliche Grund-
lagen dafür bereits fertig gestellt waren. Das längere Zurückreichen der ersten Pläne
und Vorarbeiten zu den Inscriptiones bedeutet aber auch, dass an Peutingers Idee, die
1562 Siehe dazu v. a. Kap. 3.4, ferner Kap. 7.2.3.
1563 Vgl. Kap. 6.2 (mit Abb. 33) sowie Kap. 7.1 und 7.2.
1564 Vgl. Mark Häberlein, Die Fugger. Geschichte einer Augsburger Familie (1367–1650), Stuttgart 2006,
152. Möglicherweise wurden bereits 1509/1510 erste entsprechende Kontakte zu Raymund Fugger
geknüpft und Vorgespräche geführt, falls die Behauptung richtig ist, dass der spätere Mäzen der
Inscriptiones zu dieser Zeit als Vertreter seines Onkels Jakob Fugger, des permanenten Geldgebers
Maximilians I., am Kaiserhof als Finanzpolitiker tätig gewesen ist; ohne nähere Quellenangabe
erwähnt in einem Artikel zu Raymund Fugger, online im Internet, URL: http://de.wikipedia.org/
wiki/Raymund_Fugger [abgerufen am 31.08.2015].
1565 Universitätsbibliothek Kassel – Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel, 2°
Ms. poet. et roman. 7, Digitalisat online im Internet (persistente URL): http://orka.bibliothek.uni-
kassel.de/viewer/image/1298021706583/1/. Siehe dazu umfassend Zajic, Epigramm und Epitaph.
1566 Cod. Vat. Lat. 10228; vgl. dazu Kap. 6.1 und 7 sowie knapp Lucia A. Ciapponi, A Fragmentary
Treatise on Epigraphic Alphabets by Fra Gicondo da Verona, in: RenQ 32 (1979) 18–40, hier: 23, und Ott,
Entdeckung des Altertums 110.
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Titel
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Untertitel
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Autor
- Doris Marth
- Verlag
- Holzhausen Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Abmessungen
- 21.4 x 30.2 cm
- Seiten
- 572
- Schlagwörter
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548