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Johannes Fuchsmagen | 349
Stadt Augsburg in der Antike anhand ihrer Inschriften zu beschreiben, und an
Aventins Absicht, mit Bayern eine ganze Landschaft im Spiegel ihrer epigraphischen
Zeugnisse darzustellen, nicht erst Apianus und Amantius anknüpften, wie Martin
Ott in Unkenntnis der Prager Handschrift analysierte.1567 Tatsächlich wurde bereits
zur selben Zeit auf die heute als Codex Pragensis erhaltene Fuchsmagen-Sammlung
hingearbeitet. Diese enthält zwar alle 23 Augsburger Inschriften, die Peutinger 1505
im Druck herausgab, jedoch nicht in der veröffentlichten, wohlarrangierten Reihen-
folge. Im Vergleich mit Peutingers „Romanae vetustatis fragmenta in Augusta Vindelico-
rum et eius dioecesi“ erweisen sich die von Fuchsmagen präsentierten Augsburger
Inschriften in Hinblick auf eine intendierte topographische Ordnung gewissermaßen
ebenso als Rohmaterial wie die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ in Peutingers Codi-
ces. Diese Denkmäler finden sich dagegen im CP XIII G 14 im Verbund mit den übri-
gen norischen und oberpannonischen Inschriften der Fuchsmagen-Sammlung – es
handelt sich dabei um jene Inschriften, für die bisher die Inscriptiones den Erstbeleg
dargestellt haben – zumindest großteils in einer neuen Ordnung, die eindeutig topo-
graphischen Gesichtspunkten unterliegt.1568
Da die grundlegenden Gliederungsideen und -ansätze des CP XIII G 14 ganz offen-
sichtlich als (eine) wesentliche Vorlage für das Werk von Apianus/Amantius dienten,
ist die Prager Handschrift neben ihrem weitreichenden Umfang1569 auch in dieser
Hinsicht als Vorstufe oder besser als Vorarbeit für die Inscriptiones sacrosanctae
vetustatis zu klassifizieren. So wurde beispielsweise die Überschrift „NVNC QVAE IN
ILLYRIDE SVNT REPERTA. LAIBACI quae Civitas est Caput Carniolae [...]“1570 von
Apianus/Amantius zu „INSCRIPTIONES CARNIAE“ umgearbeitet und die im Codex
nachstehende Ortsangabe um einen gelehrten Zusatz erweitert: „Libaci in Carnia ex
nomine fluuii [sic!] vicini quem Plinius Neuportum appellat, alii nouidurum vocant, quae
Civitas est Caput Carniolae [...]“1571. Die Reihenfolge der zugehörigen Inschriften
wurde beibehalten. Ergänzend zu obiger Umformulierung wurde die Ortsangabe der
Inschrift CIL III 4732 („In Illyr. in Valle quae Lurenfeldt nuncupatur“)1572 aufgewertet
und mit den nachstehenden Inschriften aus Liburnien sowie fälschlicherweise auch
jenen aus St. Leonhard am Forst1573 zu einer eigenen Überschrift „INSCRIPTIONES
IN ILLIRIDE ET LIBVRNIA“ zusammengezogen und weiter vorne platziert. Bei den
Inschriften aus Celeia wiederum wurde die Überschrift wörtlich aus dem Pergament-
codex übernommen, allerdings als solche typographisch nicht hervorgehoben.1574
Dafür wurde die Reihenfolge der zugehörigen Inschriften (klein)gruppenweise ab-
geändert, um dem mittlerweile etablierten Schema für antike Stadtbeschreibungen
1567 Ott, Peutinger und Inschriften des röm. Augsburg 287.
1568 Vgl. die vorherige Anmerkung.
1569 CP XIII G 14 enthält (in unterschiedlicher Quantität) Inschriften aus Italien, Spanien, Kleinasien/
Kilikien, Dalmatien, Rätien, Germanien, Noricum und Pannonien; siehe Kap. 7.
1570 CP XIII G 14, fol. 176v.
1571 Apianus/Amantius, Inscriptiones 371.
1572 CP XIII G 14, fol. 178v.
1573 CIL III 5663 und 5664; im CP XIII G 14, fol. 179r-v, wie erwähnt ohne Ortsangabe; vgl. dazu
Kap. 10.5.2 (Pkt. 1).
1574 CP XIII G 14, fol. 180r,1 bzw. Apianus/Amantius, Inscriptiones 373,1; vgl. Kap. 10.5.2 (Pkt. 3).
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Titel
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Untertitel
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Autor
- Doris Marth
- Verlag
- Holzhausen Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Abmessungen
- 21.4 x 30.2 cm
- Seiten
- 572
- Schlagwörter
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548