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352 | Johannes Fuchsmagen
auch nicht gerade als hilfreich.1591 Die zweite, etwas jüngere Angabe in der Fuchsma-
gen-Sammlung trifft dagegen offenbar zu: Demnach hat sich dieser Römerstein einst
in Wien in seinem eigenen Haus befunden1592, ehe er die Bibliothek von Bischof Fabri,
dann das Universitätsgebäude zierte und schließlich (im Zuge von dessen Umbau
durch die Jesuiten 1622?) verloren ging.
Damit liegen offensichtliche Parallelen zum Schicksal der Ybbser Inschrift CIL III
5670a vor, die nach ihrer Entdeckung im Jahr 1508 nach Wien transportiert wurde,
um Fuchsmagens Wohnsitz in der Seilergasse zu schmücken. Von diesem Römer-
stein ist sogar bekannt, dass ihn Hans Geyer, oberster kaiserlicher Baumeister sowie
Pfleger und Mautner von Ybbs, seinem Freund Cuspinianus zukommen ließ.1593
Letzterer reichte die Inschrift an Fuchsmagen weiter, der sie – wie er in seinem
Codex mitteilt – nach Wien überstellen ließ.1594 Da Geyer auch als Pfleger von
Pöchlarn fungierte und zudem für den Umbau der Pfarrkirche Klein-Pöchlarn ver-
antwortlich zeichnete, halte ich es für nicht unwahrscheinlich, dass der oberste
Baumeister auch als Vermittler der Inschrift CIL III 5670 aus der damals noch be-
stehenden Peterskirche in Pöchlarn fungierte. Wie für CIL III 5670a aus Ybbs stellt
Fuchsmagens Codex für diese Inschrift nun anstelle der Inscriptiones von Apianus/
Amantius den ältesten Beleg dar. Sie ist dort sogar zweimal zu finden, jeweils ge-
schrieben von Fuchsmagens eigener Hand: Auf fol. 226v mit der Ortsangabe „In Aede
divi Petri extra Muros Oppidi Bechlar“, aber in minderer Qualität, d. h. ohne Ligaturen
und Berücksichtigung der Zeilentrennung, sowie auf fol. 215v ohne Ortsangabe, da-
für sehr sorgfältig wiedergegeben, vermutlich sogar nach dem (leider verschollenen)
Original.1595
Die Vermittlung der Inschrift aus Ybbs (und jener aus Pöchlarn?) lässt erahnen, wie
dicht und gut funktionierend Fuchsmagens humanistisches Netzwerk gewesen und
auf welchen Wegen er zu Originalinschriften und Abschriften gelangt ist. Auch zum
heutigen Oberösterreich pflegte Fuchsmagen intensive Beziehungen. Der kaiserliche
Rat hielt sich sehr häufig und auch über längere Zeiträume dort auf, wobei neben
dem oben erwähnten Salzkammergut und dem östlichen Hausruckviertel vor allem
1591 SuStBA 2° Cod. H 24, fol. 57ra,2. Zu den teilweise eklatanten Unterschieden zwischen einzelnen
Belegen von „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ siehe weiter unten.
1592 CP XIII G 14, fol. 214v bzw. darauf basierend Apianus/Amantius, Inscriptiones 402,2.
1593 An dieser Stelle habe ich abermals Andreas Zajic (ÖAW) zu danken, der mir die entsprechenden
Informationen aus seiner geplanten Publikation vorab übermittelt hat. Vgl. daher künftig Zajic,
Epigramm und Epitaph, mit weiterführenden Literaturangaben.
1594 CP XIII G 14, fol. 214v,3–215r: „Etiam in aedib(us) eiusdem Doctor(is) est lapis quem ex Ibs illuc
transtulit.“
1595 Vgl. Kap. 7.3.1 und 10.5.2 mit Abb. 63. Es hat fast den Anschein, als hätte Fuchsmagen den Text
dieser Inschrift das eine Mal von einem Mittelsmann erhalten (fol. 226v), das andere Mal (fol. 215v)
selbst kopiert und – ohne Ortsangabe, weil in seinem eigenen Haus befindlich? – im Codex an
einer zunächst freigebliebenen Stelle nachgetragen. Leider fehlen für dieses Denkmal weitere aus-
sagekräftige Quellen, denn Lazius hängt an dieser Stelle wie so oft von Apianus/Amantius ab und
deren Inscriptiones wiederum, wie gezeigt werden konnte, vom CP XIII G 14. Dem Beleg in den
„Picturae“ (4° Cod. H 26, fol. 46v) kann hier kein Gewicht attestiert werden; vgl. das Lemma zu
CIL III 5670.
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Titel
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Untertitel
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Autor
- Doris Marth
- Verlag
- Holzhausen Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Abmessungen
- 21.4 x 30.2 cm
- Seiten
- 572
- Schlagwörter
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548