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Johannes Fuchsmagen | 353
das heute als „oberösterreichischer Zentralraum“ bezeichnete Gebiet zu nennen
ist.1596 Besonders oft kam Fuchsmagen im Zuge von Amtsgeschäften bzw. im Gefolge
seiner obersten Dienstherren Friedrich III. und Maximilian I. nach Linz und Wels.
Vor allem Linz hatte als Residenzstadt Friedrichs sowie unter Maximilian als
Zentrum landesfürstlicher Verwaltung große Bedeutung. Auch das Regiment der
„Niederösterreichischen“ Länder, dem Fuchsmagen angehörte, hatte hier seinen Sitz
von 1501 bis 1510. Nicht zuletzt dadurch konnte sich diese Stadt zu einem wichtigen
Knotenpunkt für gelehrten Austausch und humanistische Aktivitäten vor allem in
literarischer und naturwissenschaftlicher Hinsicht entwickeln.1597
Nicht wenige seiner erhaltenen Briefe sandte Fuchsmagen aus Linz, so beispielsweise
am 28. Februar 1493 an Johannes Reuchlin1598 oder im Sommer 1504 an Konrad Celtis,
in dem es um die Entwicklung von Buchstabenformen für antikisierende Inschriften
geht.1599 Weitere 17 Schreiben, vor allem aus Linz und Wels, bezeugen seine gute
Bekanntschaft mit dem Kremsmünsterer Abt Johannes Schreiner, der als Vertreter
des Prälatenstands seines Landes ebenfalls eine hohe Position einnahm. Die Briefe
dokumentieren einen relativ engen und wiederholten Kontakt zwischen den beiden
Männern und berichten sogar von gegenseitigen kulinarischen Geschenken (Wein
und Rebhühner) und einem in Aussicht genommenen gemeinsamen Ausritt.1600
Schreiber war wie andere Äbte dieser Zeit humanistisch sehr interessiert, weshalb
sich in diesem Zusammenhang sogar der Begriff „Klosterhumanismus“ etabliert
hat.1601 Höchstwahrscheinlich wurde Fuchsmagen bei einem Besuch im Stift Krems-
münster die dort befindliche Handschrift von Berchtold gezeigt und er fügte unter
dessen nicht ganz gelungener Überlieferung der Inschrift CIL III 5671 einen erklä-
1596 Von 4.4.1505 bis 12.1.1506 hatte Fuchsmagen sogar gemeinsam mit dem ebenfalls aus Tirol
stammenden und unter Maximilian I. in hoher Position dienenden Paul von Liechtenstein Schloss
Schlüßlberg (zwischen Bad Schallerbach und Grieskirchen) als kaiserliches Lehen inne, wie aus
zwei Urkunden des OÖLA hervorgeht (Herrschaftsarchiv Schlüsselberg/Hauptbestand, Nr. 90
bzw. 92). In diesem Zusammenhang gebührt mein herzlicher Dank Gerhard Steininger (OÖLA)
für umgehende und fundierte Auskünfte.
1597 Davon zeugen u. a. die zum Geburtstag von Blasius Hölzel am 1. Februar 1501 verfassten Ge-
dichte, wo eine sodalitas litteraria Linciana als Autorenkollektiv eines Epigramms auftritt:
Complurium eruditorum vatum carmina, Augsburg 1518, C ii. Dieser Kreis blieb jedoch eine eher
lose Vereinigung, vgl. u. a. Andreas Brandtner, Linzer Humanistenkreis, online im Internet (URL):
http://www.stifter-haus.at/lib/publication_read.php?articleID=228 [abgerufen am 31.08. 2015] und
ausführlich Wacha, Linz unter Maximilian I.
1598 Von Reuchlin in seine erstmals 1514 in Tübingen gedruckte Sammlung aufgenommen: Clarorum
virorum Epistolae latinae, graecae et hebraicae variis temporibus missae ad Johannem Reuchlin Phorcensem
LL doctorem. Vgl. die am selben Ort erschienene Ausgabe von 1558, hier: 10v–11r. Zur Form dieses
Schreibens siehe Christina Antenhofer, Lukas Oberrauch, Brief, in: Martin Korenjak u. a., Tyrolis
Latina I, 130–142, hier: 139–140.
1599 Rupprich, Celtis-Briefe 567–568 (Nr. 314). Zu Oberösterreich als Knotenpunkt für die humanisti-
sche Produktion literarischer und tatsächlich in Stein ausgeführter Inschriften siehe demnächst
grundlegend und umfassend Zajic, Epigramm und Epitaph. Vgl. auch Kap. 3.3.
1600 Siehe Newald, Humanismus in OÖ 205–223.
1601 Dazu v. a. Newald, Humanismus in OÖ 171–193.
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Titel
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Untertitel
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Autor
- Doris Marth
- Verlag
- Holzhausen Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Abmessungen
- 21.4 x 30.2 cm
- Seiten
- 572
- Schlagwörter
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548