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354 | Johannes Fuchsmagen
renden Zusatz ein.1602 Diese Lorcher Inschrift ist zweimal in Fuchsmagens Sammlung
enthalten, das eine Mal auf der Grundlage des Kremsmünsterer Codex (CP XIII G 14,
fol. 203v,2) das andere Mal vermutlich auf Basis einer fehlerhaften Übermittlung, bei
der (Bad) Zell im Mühlviertel aufgrund seiner damals gebräuchlichen Bezeichnung
„Zelia“ mit Celeia verwechselt wurde (CP XIII G 14, fol. 183r,1).1603
Dieselbe Situation könnte auch bei einem anderen oberösterreichischen Denkmal
gegeben sein: Für die Inschrift CIL III 5622, die sich heute in der Sakristei der Pfarr-
kirche Altmünster am Traunsee befindet, stellt Fuchsmagens Codex Pragensis den
Erstbeleg dar, ehe sie dadurch in die Inscriptiones von Apianus/Amantius gelangte.1604
Hier wurde möglicherweise das von Altmünster nicht allzu weit entfernte Petten-
bach fehlerhaft mit Poetovio gleichgesetzt. Ob Fuchsmagen selbst dieses Missver-
ständnis zuzuschreiben ist oder einer anderen Person, welche die (Information zur)
Inschrift an ihn übermittelte, lässt sich nicht entscheiden.1605
Jene Belege der Lorcher Inschrift CIL III 5671, welche die Inschrift, wie oben erwähnt,
nach Celeia lokalisieren, wurden von Mommsen auf den sogenannten Antiquus
Austriacus zurückgeführt. Nach den von ihm selbst festgelegten Kriterien hätten sie
eigentlich der späteren Erweiterung dieser Sammlung zugeordnet werden müssen,
denn sie finden sich nur bei Choler und Apianus/Amantius, nicht aber bei
Peutinger.1606
Auch bei zwei weiteren der insgesamt sechs „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ aus
dem heutigen Oberösterreich1607 ist die Vorgangsweise Mommsens in Hinblick auf
seine Zuweisung der einzelnen Belege zu dieser Sammlung etwas näher zu betrach-
ten. Denn bei CIL III 5629, besonders aber bei CIL III 5631 wurden mehrere, vor
allem in ihren Ortsangaben höchst unterschiedliche (!) Belege auf die Sammeltätig-
keit des Antiquus Austriacus zurückgeführt.1608
Dieser Grabstein des Iulius Exoratus und des Secundinius Candidianus (CIL III 5631)
aus dem Stadtgebiet von Ovilava/Wels war lange Zeit an der äußeren Wand der
1602 Siehe Kap. 1.3 mit Abb. 1. Nach Simader, Bücher der mittelalterl. Wr. Universität, weist zudem eine
heute noch in Kremsmünster befindliche Inkunabel Fuchsmagen als Vorbesitzer auf: Josephus,
Flavius, De antiquitate Judaica. De bello Judaico (Hrsg.: Hieronymus Squarzaficus, Drucker:
Reynaldus de Novimagio), Venedig 1481.
1603 Vgl. Kap. 7.3.2 und 10.5.2 (Pkt. 4).
1604 CP XIII G 14, fol. 193r,2 bzw. Apianus/Amantius, Inscriptiones 381,3 (im CIL nicht verzeichnet).
Siehe auch Kap. 10.5.2 (Pkt. 5).
1605 Eine römerzeitliche Besiedelung ist für beide Orte nachweisbar, wobei aus Altmünster zahl-
reichere Funde bekannt sind. Vgl. Nikolaus Hofer u. a., Fundberichte aus Österreich. Register der
Bände 1–50, in: FÖ 50 (2011) D2241–2355.
1606 Choler, CLM 394, fol. 239r,2 bzw. Apianus/Amantius, Inscriptiones 375,3. Vgl. Kap. 5.
1607 CIL III 5620 und 5621 aus Ischl, CIL III 5630 aus Lambach, CIL III 5629 und 5631 aus Wels sowie
CIL III 5671 aus Lorch.
1608 Vgl. auch Tab. 12.12 (Anhang).
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Titel
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Untertitel
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Autor
- Doris Marth
- Verlag
- Holzhausen Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Abmessungen
- 21.4 x 30.2 cm
- Seiten
- 572
- Schlagwörter
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548