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Johannes Fuchsmagen | 355
Stadtpfarrkirche eingemauert und befindet sich nun im Stadtmuseum Wels.1609 Zu-
nächst finden wir den Text dieser Inschrift bei Augustinus Tyfernus belegt, der hier –
wie die unüblicherweise verwendeten Minuskeln ebenso die unrichtige Ortsangabe
„non longe a Schwatz“ anzeigen – mit Sicherheit auf eine Quelle, vielleicht sogar über
Umwege auf Fuchsmagen selbst zurückgegriffen hat.1610
Während Choler das Welser Denkmal nicht in seinen Codex aufgenommen hat,
kommt es in Peutingers Handschriften gleich dreimal vor. Wie sich gezeigt hat,
können die Codices des Augsburgers an dieser Stelle nicht direkt voneinander ab-
hängen, denn Peutinger präsentiert bei jedem seiner drei Belege eine andere – und in
keiner Variante zutreffende – Ortsangabe1611:
Peutinger,
2° Cod. H 23 Peutinger,
2° Cod. H 24 Fuchsmagen,
CP XIII G 14 Apianus/Amantius,
Inscriptiones
folio Orts-angabe folio Ortsangabe folio Ortsangabe Seite Ortsangabe
47r,6 ibidem
(sc.
Melck)
[sub
5667] - - 204v,2 Ibidem
(sc. In oppido Wels)
in muro Ecclesiae
parrochialis 451,1 In oppido Wels in
muro ecclesiae
parochialis.
- - 55vb,7 In Lincz Duo
Lapides vetustate
collapsi. Unus ante
ianuam ecclesiae
alter iuxta fratres
minores in angulo
quodam unius
Domus [cf. n. 5629] - - 404,4 In Linz. Duo
Lapides vetustate
colapsi Unus ante
ianuam ecclesiae
alter iuxta fratres
minores in angulo
quodam Unius
domus. [cf. 5629]
- - 85va,2 Non longe a Suacio - - 453,4 Non longe a Svuatio.
Wie aus der obigen Tabelle ersichtlich ist, kommt die Inschrift auch bei Apianus/
Amantius dreimal vor. Die richtige Ortsangabe (Wels) haben die Inscriptiones nur
dort, wo sie vom CP XIII G 14, fol. 204v,2 abhängen. Bei den übrigen beiden Belegen
liegt eine enge Verwandtschaft mit Peutingers Cod. H 24 vor.
Die Inschrift wird demnach von den auctores antiquissimi mit vier (!) völlig unter-
schiedlichen Ortsangaben überliefert: Wels, Linz, Melk und die Umgebung von
Schwaz in Tirol. Auch der Inschrifttext weist teilweise größere Differenzen auf, etwa
beim Namen „Candidianus“, wobei der Prager Codex insgesamt den besten Wortlaut
bietet.1612 Mit drei Abweichungen vom Original ist allerdings auch dieser nicht ganz
1609 Inv. Nr. 2302. Zu dieser Reliefinschrift vgl. auch Lothar Eckhart, Die Skulpturen des Stadtgebietes von
Ovilava (CSIR III/3), Wien 1981, 46 (Nr. 54) mit Taf. 34.
1610 CVP 3528, fol. 63v,2. Vgl. v. a. Kap. 5 und 7.4.1.
1611 Siehe auch Kap. 8.1.
1612 Die Zeilentrennung stimmt bei keinem Beleg: weder im CP XIII G 14, wo auch die angegebenen
Trennstriche der Quelle unrichtig sind, noch bei Augustinus Tyfernus, noch – wie gewohnt – bei
Peutinger.
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Titel
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Untertitel
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Autor
- Doris Marth
- Verlag
- Holzhausen Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Abmessungen
- 21.4 x 30.2 cm
- Seiten
- 572
- Schlagwörter
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548