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358 | Johannes Fuchsmagen
aufsuchenden Männern wie Augustinus Tyfernus kopiert werden.1619 An einer
solchen, seit dem Mittelalter durchgängig frequentierten Stätte wurde die Inschrift
CIL III 5630 lange Zeit verwahrt, nämlich im Stift Lambach.1620 Aufgrund dieses
Standortes fand der Text des Römersteines schon im 14. Jahrhundert schriftliche
Berücksichtigung, wie aus dem C(odex) m(embraneus) L(ambacensis) LIV hervorgeht.1621
Da diese Pergamenthandschrift hauptsächlich wichtige Quellen zur Geschichte des
Stiftes Lambach enthält, ist davon auszugehen, dass sie auch von so manchem Be-
sucher des Stiftes gesehen bzw. benutzt wurde. Nicht zuletzt aufgrund der inten-
siven Kontakte von Konrad Celtis zu Lambach1622 und dem bereits erwähnten
Interesse der Äbte am Humanismus verwundert es nur wenig, dass jeweils ein Beleg
von CIL III 5630 bei Konrad Peutinger und Johannes Choler – jener, den Mommsen
auf den sogenannten Antiquus Austriacus zurückgeführt hat1623 – mit der Wiedergabe
im CmL LIV in engerer Beziehung steht. Dass auch diese „Lambacher“ Inschrift von
mehreren Humanisten kopiert worden ist, geht aus weiteren Handschriften hervor:
Peutingers zweiter Beleg (2° Cod. H 23, fol. 108r,3) fußt auf einer anderen Abschrift
vom Original, wie die diesfalls richtige Ligatur bei „Mansueti“ (Z. 5) anzeigt. Diese
Belegstelle wurde von den Herausgebern des CIL III übersehen, wäre aber wohl nach
ihren sonstigen Gepflogenheiten ebenfalls als Abschrift des „Antiquus Austriacus“
verzeichnet worden, denn auch bei CIL III 5667 aus Melk und bei der Wiener
Inschrift CIL III 4583 wurden die beiden Belegstellen – obwohl sehr heterogen – in
Peutingers Augsburger Handschriften Cod. H 23 und H 24 auf den „Antiquus
Austriacus“ zurückgeführt.
Dieser Umstand ist vor allem bei CIL III 4583 bemerkenswert, denn in ihrem Fall
konnten nicht nur maßgebliche Divergenzen zwischen den beiden Peutinger-Belegen
festgestellt werden1624, sondern auch die Tatsache, dass die Inschrift in seinem
Cod. H 24 im selben Kontext (mit vier Denkmälern aus den ehemals österreichischen
Ländern: CIL V 1772, 1764, 1767 und 1848) überliefert wird, in dem sie auch in der
Licinius-Sammlung und bei Giovanni Giocondo zu finden ist. Grundlage dafür sind
allerdings die Abschriften von Pankraz Caspar Bochensvanz und Ciriaco d’An-
cona!1625 Ferner sollen beide Belege bei Apianus/Amantius auf den sogenannten
Antiquus Austriacus zurückgehen, doch konnte gezeigt werden, dass für den ersten
(Inscriptiones 402r,1) zweifellos der Prager Codex (fol. 214v,1) Pate gestanden hat, für
den zweiten, schon auf der nächsten Seite stehenden (Inscriptiones 403,3) die Ab-
1619 Erinnern wir uns daran, dass Augustinus nach eigener Aussage sogar seine Angst überwand und
exakte 28 Stufen im Stift Rein emporkletterte, um eine Inschrift abschreiben zu können; vgl.
Kap. 4.1.
1620 Heute befindet sie sich wie CIL III 5629 und 5631 im Stadtmuseum Wels (Inv.-Nr. 14537). Analo-
ges gilt für die Inschrift CIL III 5667 aus dem Stift Melk, einer ebenso beliebten Reisestation.
1621 Siehe Kap. 1.4.
1622 Siehe dazu Georg Wacha, Sankt Adalbero – sein Grab in Lambach und Epigramme von Konrad Celtis für
Oberösterreich, in: Kulturzeitschrift Oberösterreich 39/I (1989) 43–46, sowie künftig Zajic, Epigramm
und Epitaph.
1623 Peutinger, SuStBA, 2° Cod. H 24, fol. 55rb,5 bzw. Choler, CLM 394, fol. 135v,3.
1624 Vgl. Kap. 8.3.1 und 8.3.3.
1625 Vgl. Kap. 6.1 und die entsprechenden Lemmata im CIL III.
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Titel
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Untertitel
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Autor
- Doris Marth
- Verlag
- Holzhausen Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Abmessungen
- 21.4 x 30.2 cm
- Seiten
- 572
- Schlagwörter
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548