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368 | Johannes Fuchsmagen
behren könne.1669 Diese Aussage ist zu bekräftigen und jedenfalls um den Prager
Codex zu erweitern. Denn auch wenn dieser von Apianus/Amantius für die In-
schriften Noricums sowie der südlich und östlich unmittelbar benachbarten Gebiete
als Hauptquelle herangezogen wurde, ist er im vorliegenden Zusammenhang nicht
als vollständiger Ersatz für das Druckwerk anzusehen, da er eben nicht die alleinige
Quelle darstellt. Das bedeutet, dass zur Texterschließung und Edition mittlerweile
verlorener Inschriften sinnvollerweise die Werke aller vier auctores antiquissimi
heranzuziehen sind, wobei mit entsprechender Sorgfalt und Kenntnis ihrer Arbeits-
weise vorzugehen ist:
Konrad Peutinger ist zwar grundsätzlich eine gewissenhafte Überlieferung der
Inschrifttexte zu attestieren, die sich unter anderem in der überwiegenden Berück-
sichtigung von Ligaturen (trotz Minuskelschreibweise) äußert, doch hat er in den
allermeisten Fällen bedauerlicherweise auf die Zeilentrennung seiner Vorlage ver-
zichtet und bei Ortsangaben oft über das verträgliche Maß hinaus gekürzt.
Johannes Choler wiederum präsentiert seine Inschriften vorwiegend in Majuskeln,
sofern seine Vorlage ebensolche enthielt, und zeigt sich beim Übernehmen von Liga-
turen und Zeilentrennung grundsätzlich sehr sorgfältig. Er arbeitete jedoch aus
unbekannten Gründen sehr selektiv (wodurch viele Denkmäler bei ihm fehlen),
kürzte gelegentlich bei Ortsangaben und interpolierte sogar fallweise im Text.
Bei Johannes Fuchsmagen dominiert grundsätzlich sehr große Sorgfalt die Wieder-
gabe der Inschriften, wobei deren Zuverlässigkeit wie bei Peutinger und Choler stark
von den zugrundeliegenden Quellen abhängt. Dies gilt gleichermaßen für Inschrif-
ten, die aus der Hand des Schreibers stammen, wie für Fuchsmagens eigenhändige
Ergänzungen. Ligaturen und Zeilentrennung der Inschrifttexte wurden beachtet,
letztere jedoch teilweise dem Schriftspiegel des Codex untergeordnet. Dieses Manko
versuchte der Schreiber bei manchen Texten durch Einfügen zarter Trennstriche an
den jeweiligen Stellen auszugleichen. Bei der teils (sehr) ausführlichen Formulierung
der Ortsangaben ist Fuchsmagens Bemühen um eine korrekte Arbeit erkennbar,
jedoch scheint ihm dies nicht durchgehend gelungen zu sein, wie die zweifelhafte
Ortsangabe „Rottenmann“ zeigt. Schließlich ist ihm die gänzliche Vernachlässigung
einiger Ortsangaben bei seinen eigenen Nachträgen anzulasten.
Genau dieser Umstand führte zu fehlerhaften Zuordnungen der betreffenden
Inschriften durch Apianus/Amantius. Zudem blieben die oben erwähnten Trenn-
striche in den Inschrifttexten des Prager Codex in ihrer Bedeutung unerkannt und
unberücksichtigt, wodurch im Druckwerk eine korrekte Zeilentrennung der Vorlage
mitunter gänzlich verloren gegangen ist. Schlussendlich sind in den Inscriptiones
sacrosanctae vetustatis zusätzlich zu den Versehen, die sich durch das Weiterreichen
und Arrangieren der Abschriften naturgemäß eingeschlichen haben, Schwierigkeiten
und Fehler bei der drucktechnischen Umsetzung hinzugekommen.
1669 CIL III, S. 477a.
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Titel
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Untertitel
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Autor
- Doris Marth
- Verlag
- Holzhausen Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Abmessungen
- 21.4 x 30.2 cm
- Seiten
- 572
- Schlagwörter
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548