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Johannes Fuchsmagen | 371
Auch der Text des CP XIII G 14, fol. 189r,1 ist als gut zu bezeichnen, da er im Wort-
laut korrekt abgebildet wird. Es wurden nur in Z. 1 zwei hederae anstelle von puncta
dargestellt und in Z. 8 die zweite Ligatur von „ET“ aufgelöst.1675 Choler kümmerte
sich um die Schmuckelemente nur am Rande, versuchte aber dafür, ein Versehen des
Steinmetzen auszubessern, indem er das fehlende „se“ in Z. 8 des Originals ergänzte,
wo die Formel zweifellos „pro se et suis“ hätte lauten sollen. Apianus/Amantius
wiederum haben die (geringen) Fehler aus dem Codex Pragensis übernommen und
zusätzlich die Ligatur am Wortanfang von „PRIMITIVA“ in Z. 6 vernachlässigt, was
zur weiteren Verschlechterung einer ursprünglich einwandfreien Abschrift bei-
getragen hat.
Auch wenn sich also Fuchsmagens Codex Pragensis als nicht ganz frei von Fehlern
präsentiert, erscheint es durchaus lohnend, ihn für die Neuedition der relevanten
Teile des CIL heranzuziehen. Bei den sogenannten Antiquus-Austriacus-Inschriften
und den früher nur aus den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis bekannten Denk-
mälern wird man aus der Pergamenthandschrift bei der Überprüfung von Schreib-
weisen, Zeilentrennung und Konjekturen nicht unbeträchtlichen Gewinn schöpfen
können.1676
3. Mommsen dachte bereits an die Möglichkeit, dass die Inschriften, die bei Peutinger
gänzlich und bei Choler größtenteils fehlen, einen Teil der Sammlung des „Antiquus
Austriacus“ dargestellt haben, die aus irgendeinem Grund von Peutinger ausgelassen
wurden, sei es, dass es eine eigene Sammlung war, sei es nur eine Ergänzung dazu,
vielleicht sogar von denselben Autoren erstellt.1677 Er favorisierte aber schließlich die
Überlegung, dass die besagten Inschriften etwas später zur „Antiquus-Austriacus-
Sammlung“ gekommen seien und eine eigene Sammlung darstellen. Darin sah er
auch den Grund, warum so manche Inschrift bei Apianus/Amantius doppelt über-
liefert wird (eben weil die Herausgeber aus zwei verschiedenen Quellen geschöpft
haben). Nun stellt sich die Situation so dar, dass beide Gedankengänge Mommsens
in Teilen richtig sind, denn fünf Inschriften scheinen bei Apianus/Amantius deshalb
zweifach auf, weil sie bereits im Codex Pragensis doppelt enthalten sind und von dort
ungefiltert übernommen wurden. Andere Duplikate gehen tatsächlich auf eine
zweite Quelle zurück, und zwar auf Peutingers Handschrift, die wiederum auf dem-
selben gemeinsamen Ausgangsmaterial des Humanistenkollektivs basiert. Insofern
war auch Mommsens einzig an der oben erwähnten Stelle geäußerte Vermutung, es
könnten mehrere Personen an der Sammlung der norischen und oberpannonischen
Inschriften beteiligt gewesen sein, richtig.
1675 Vgl. auch Kap. 7.4.2.
1676 So bestätigt der CP XIII G 14, fol. 177v,1, beispielsweise Mommsens Konjektur zu CIL III 3855 aus
Emona, das nach dem jüngsten Fund eines antiken Grenzsteines von Marjeta Šašel Kos (SAZU
Ljubljana) Italia (Regio X) zugeordnet wird; vgl. die Einleitung zur vorliegenden Arbeit (dort auch
Nennung der diesbezüglichen Publikationen).
1677 CIL III, S. 477b.
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Titel
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Untertitel
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Autor
- Doris Marth
- Verlag
- Holzhausen Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Abmessungen
- 21.4 x 30.2 cm
- Seiten
- 572
- Schlagwörter
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548