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372 | Johannes Fuchsmagen
4. Mommsens kryptische Aussage, wonach die von Apianus/Amantius (erstmals, wie
er meinte) präsentierten Funde von Konrad Celtis „ad auctorem syllogae ducere“
stammen könnten1678, erweist sich ebenfalls als zutreffend, denn der verantwortliche
auctor der „Antiquus-Austriacus-Sammlung“, Johannes Fuchsmagen, war mit Celtis
nicht nur gut bekannt, sondern vielmehr eng befreundet. So hatte sich Fuchsmagen
gemeinsam mit Johann Krachenberger (Gracchus Pierius) sehr dafür eingesetzt, dass
Celtis nach Wien berufen wurde, wofür dieser fortan sehr dankbar war.1679 Fuchs-
magen half seinem Freund später sogar finanziell aus, als dieser an Syphilis erkrankt
war.1680 Dass Celtis umgekehrt Fuchsmagen bei seiner antiquarisch-epigraphischen
Sammeltätigkeit in irgendeiner Form unterstützt hat, ist zwar mit Berechtigung zu
vermuten, zumal er auch nachweislich an der Edition von Peutingers Augsburger
Inschriften reges Interesse gezeigt hat, aber bisher mit Ausnahme der beiden im
Codex Pragensis bzw. bei Apianus/Amantius erwähnten Fundstücke nicht konkret zu
belegen.1681
5. In einem letzten wichtigen Punkt sollte Mommsen ebenfalls in Grundzügen Recht
behalten, nämlich mit seiner Warnung, Augustinus Prygl Tyfernus mit dem soge-
nannten Antiquus Austriacus gleichzusetzen, und der damit verbundenen Fest-
stellung, dass Tyfernus von der anderen Sammlung in irgendeiner Form gewusst zu
haben scheint.1682
Trotz der Identifizierung von Johannes Fuchsmagen als Sammler der „Antiquus-
Austriacus-Inschriften“ behalten die bisherigen Überlegungen von Simoniti, Šašel
Kos und mir, wo mit unterschiedlicher Vehemenz eine Identität zwischen Augus-
tinus Tyfernus und dem sogenannten Antiquus Austriacus favorisiert wurde1683,
grundsätzliche Relevanz, denn Fuchsmagen und Tyfernus standen miteinander hin-
sichtlich des Austausches von Inschriftenmaterial nachweislich in engem Kontakt
und kannten auf diese Weise tatsächlich die Sammlung des jeweils anderen.1684
Aufgrund der auffallenden Komplementarität der Tyfernus-Codices und des CP XIII
G 141685 sowie der Tatsache, dass der CP XIII G 14 mit sämtlichen „Antiquus-
1678 CIL III, S. 477b. Vgl. auch Kap. 5.
1679 Vgl. den Brief von Konrad Celtis an Fuchsmagen und Krachenberger vom 1. November 1497,
ediert bei Rupprich, Celtis-Briefe 294–299 (Nr. 179).
1680 Vgl. ein entsprechendes Epigramm von Konrad Celtis, ediert bei Konrad Hartfelder (Hrsg.), Fünf
Bücher Epigramme von Konrad Celtes, Berlin 1881, hier: V 4. Dazu auch Bauch, Humanismus in
Wien 66.
1681 Vgl. Kap. 3.3.
1682 Vgl. Kap. 5.
1683 Siehe (in chronologischer Reihenfolge) Simoniti, Humanizem na Slovenskem 89–91, Šašel Kos,
Augustinus Tyfernus 1311b–1316b und Greinegger, Tyfernus/Boissard 71–75.
1684 Siehe Kap. 3.4 und 4.3. Damit muss die Ansicht von Marjeta Šašel Kos, Augustinus Tyfernus 1313a,
korrigiert werden. Sie meinte, die festgestellte Komplementarität der Sammlungen des „Antiquus
Austriacus“ und des Augustinus Tyfernus könne (im Gegensatz zu Mommsens Ansicht) nur ent-
weder zu dem Schluss führen, dass es sich bei den beiden auctores um eine einzige Person
handelte oder um zwei Personen, die zusammenarbeiteten, was aber nirgendwo belegt sei.
1685 Siehe v. a. Kap. 7.4.1.
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Titel
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Untertitel
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Autor
- Doris Marth
- Verlag
- Holzhausen Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Abmessungen
- 21.4 x 30.2 cm
- Seiten
- 572
- Schlagwörter
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548