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Johannes Fuchsmagen | 373
Austriacus-Inschriften“ und den nach Mommsen etwas später hinzu gekommenen
Abschriften („Antiquus-Austriacus-Erweiterung“) nicht nur die fünf erstmals von
Paolo Santonino beachteten Inschriften aus Celeia1686 enthält, sondern auch all jene
antiken Überreste, deren Fehlen bei Augustinus Tyfernus aufgefallen ist (Jüngling
vom Magdalensberg, Inschriften der Grazer Burg)1687, entsteht sogar der Eindruck,
als wären die Sammlungen der beiden Humanisten förmlich aufeinander abge-
stimmt gewesen. Man könnte vielmehr meinen, Fuchsmagen hätte für die Erstellung
des Pergamentcodex die in der Sylloge von Augustinus Tyfernus berücksichtigten
Inschriften absichtlich beiseite gelassen. Ging er etwa davon aus, dass diese Inschrif-
ten anderweitig – etwa über die Handschrift von Konrad Peutinger (2° Cod. H 24) –
in das geplante Druckwerk (das letztlich erst durch Apianus/Amantius realisiert
wurde) Eingang finden würden? Oder wurden gar zu diesem Zweck die beiden Ab-
schriften der Tyfernus-Sammlung erstellt, die heute als Ersatz für das verlorene
Original vorliegen?1688
Falls eine dieser leicht denkbaren Hypothesen zutrifft, war Fuchsmagens Intention
jedoch nicht von Erfolg gekrönt: Von den rund 200 in den Inscriptiones sacrosanctae
vetustatis präsentierten Inschriften aus dem relevanten Gebiet gehen offenbar nur
drei1689 – über die Zwischenstufe Peutinger – auf Abschriften von Augustinus
Tyfernus zurück, für eine1690 ist eine indirekte Beziehung zwischen Apianus/
Amantius, Peutinger und Tyfernus festzustellen und den (nur) neun übrigen Denk-
mälern, welche das Druckwerk mit den Tyfernus-Codices gemeinsam hat1691, liegt
der Prager Codex als Quelle zugrunde.1692 Offensichtlich haben Apianus/Amantius
Peutingers Cod. H 24 zwar gekannt, aber für das norische und oberpannonische
Gebiet (einschließlich der nun zu Italia zu zählenden Inschriften aus Emona/
Ljubljana) nicht als Quelle herangezogen, weil sie davon ausgingen, dass die
Inschriften aus dieser Region durch den CP XIII G 14 umfassend abgedeckt wären,
was aber nicht der Fall war. Die Originalsammlung von Augustinus Prygl Tyfernus
wurde für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis jedenfalls ebenso wenig herange-
zogen wie eine der beiden davon angefertigten Vervielfältigungen.
Möglicherweise sind im Werk von Apianus/Amantius dennoch Erstabschriften von
Tyfernus im Druck veröffentlicht worden, und zwar unter den ehemaligen Erstbe-
legen dieser Sammlung, die allesamt auf den Codex Pragensis XIII G 14 zurückgeführt
werden können: Bei dieser Inschriftengruppe hatte sich die Annahme, dass
Augustinus Tyfernus Beiträge dazu geleistet hat, einerseits aufgrund der außer-
1686 CIL III 5158, 5226, 5227, 5230 und 5262. Siehe Kap. 3.1.
1687 Siehe Kap. 5.
1688 An dieser Stelle sei an die Indizien erinnert, die auf einen Zusammenhang Fuchsmagens mit der
Erstellung bzw. frühen Geschichte der Wiener Codices 3528 und 3492+3540 hinweisen; dazu
Kap. 4.2.
1689 CIL III 5113, 5114 und 5453.
1690 CIL III 5631 (Wels).
1691 CIL III 4030, 4041, 4056, 4071, 4075, 4082 Ptuj, 5154 aus Celje, 5424 aus Wildon, 5435 aus Straß-
gang/Graz.
1692 Siehe Kap. 10.3 und 10.5, bes. 10.5.3 (Pkt.2).
Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Titel
- Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi
- Untertitel
- Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum
- Autor
- Doris Marth
- Verlag
- Holzhausen Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-902976-43-7
- Abmessungen
- 21.4 x 30.2 cm
- Seiten
- 572
- Schlagwörter
- Antiquus Austriacus, Austria, Epigraphy, Humanism, Inscriptions, Manuscript Tradition, Roman Period, Antiquus Austriacus, Epigraphik, Humanismus, Inschriften, Österreich, Römerzeit, Überlieferung
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- 1 Zur historischen Entwicklung der Überlieferung lateinischer, insbesondere norischer Inschriften von den Anfängen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts 19
- 1.1 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung lateinischer Inschriften 19
- 1.2 Anfänge und Vorstufen der Überlieferung norischer Inschriften 23
- 1.3 Berchtold von Kremsmünster und die älteste Abschrift einer norischen Inschrift 26
- 1.4 Die Inschrift CIL III 5630 im Codex membraneus LIV des Stiftes Lambach 36
- 2 Neue Impulse aus Italien: Humanismus und Renaissance als „Geburtsphase“ der lateinischen Epigraphik 40
- 3 Die Ausbreitung und Etablierung humanistischen Gedankengutes im Ostalpenraum aus epigraphischer Sicht 56
- 4 Augustinus Prygl Tyfernus und die norischen Inschriften 99
- 5 Der sogenannte Antiquus Austriacus: Mommsens Pseudonym für den Verfasser der ältesten Sammlung norischer Inschriften 139
- 6 Die Wiener Handschrift CVP 3255* 147
- 7 Der Codex Pragensis XIII G 14 der Národní Knihovna, Prag 162
- 7.1 Das Verhältnis zwischen CP XIII G 14 und CVP 3255*: Eine Inschriftensammlung und ihr Register 170
- 7.2 Folgen aus dem Zusammenhang CVP 3255* – CP XIII G 14 174
- 7.3 Johannes Fuchsmagen und der CP XIII G 14 182
- 7.4 Zur Frage nach den Quellen für den CP XIII G 14 198
- 7.5 Codex Pragensis XIII G 14: Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse und Gesamtbetrachtung 221
- 8 Konrad Peutinger und die norischen Inschriften 228
- 8.1 Peutingers handschriftliche Inschriftensammlungen 230
- 8.2 Johannes Fuchsmagen als Peutingers Gewährsmann 244
- 8.3 Die „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ und die Inschriften von Augustinus Prygl Tyfernus in Peutingers 2° Cod. H 24 246
- 8.4 Zusammenfassung: Der Wert von Peutingers Handschriften für die Überlieferung norischer Inschriften 264
- 9 Johannes Choler und seine Inschriftensammlung 265
- 10 Die „Inscriptiones Sacrosanctae Vetustatis“ von Petrus Apianus und Bartholomaeus Amantius 295
- 10.1 Zur Intention und Gliederung des Werkes sowie zur Nennung seiner Quellen 300
- 10.2 Johannes Choler und die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 301
- 10.3 Die Inschriftensammlungen von Konrad Peutinger und Augustinus Prygl Tyfernus – Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis? 302
- 10.4 Johannes Aventinus als Quelle für die Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 304
- 10.5 Der Codex Pragensis XIII G 14 und sein Verhältnis zu den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 305
- 10.5.1 Das Verzeichnis epigraphischer Abkürzungen im CP XIII G 14 und bei Apianus/Amantius 307
- 10.5.2 Der CP XIII G 14 als Quelle für norische (und oberpannonische) Inschriften bei Apianus/Amantius 311
- 10.5.3 Konsequenzen aus dem unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem CP XIII G 14 und den Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 330
- 10.6 Parallel verwendete Quellen und mehrfach überlieferte Inschriften bei Apianus/Amantius 337
- 10.7 Zusammenfassende Betrachtungen zur Arbeitsweise von Apianus/ Amantius und Gesamtbewertung der Inscriptiones sacrosanctae vetustatis 345
- 11 Johannes Fuchsmagen und seine epigraphische Sammeltätigkeit 347
- 12 Anhang: Tabellen zur Überlieferung norischer und oberpannonischer Inschriften 376
- Einleitende Bemerkungen und Hinweise zur Benützung 376
- Tab. 12.1: Inschriften bei Paolo Santonino, Cod. Vat. Lat. 3795 379
- Tab. 12.2: Inschriften, die von Augustinus Tyfernus und vom sogenannten Antiquus Austriacus überliefert werden 380
- Tab. 12.3: Im CVP 3255* und CP XIII G 14 enthaltene Inschriften 386
- Tab. 12.4: Inschriften in den Codices von Augustinus Tyfernus im Vergleich mit dem CP XIII G 14 395
- Tab. 12.5: Inschriften-Erstbelege bei „Antiquus Austriacus“, Augustinus Tyfernus und im CP XIII G 14 415
- Tab. 12.6: Inschriften im 4° Cod. H 26 der SuStBA („Picturae“) im Vergleich mit dem CP XIII G 14 425
- Tab. 12.7: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 23 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 427
- Tab. 12.8: Inschriften in Peutingers 2° Cod. H 24 im Vergleich mit dem CP XIII G 14 428
- Tab. 12.9: Inschriften in Cholers CLM 394 im Vergleich mit Peutingers 2° Cod. H 24 und CP XIII G 14 437
- Tab. 12.10: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit Augustinus Tyfernus und Peutingers 2° Cod. H 24 443
- Tab. 12.11: Inschriften bei Apianus/Amantius im Vergleich mit dem CP XIII G 14 475
- Tab. 12.12: „Antiquus-Austriacus-Inschriften“ bei Peutinger, Choler, CP XIII G 14/Fuchsmagen und Apianus/Amantius 490
- Abkürzungs- und Siglenverzeichnis 503
- Quellen- und Literaturverzeichnis 508
- Abbildungsnachweis 539
- Indices 542
- Inschriftenindex 542
- Orts- und Personenindex 548