Seite - 240 - in August Wilhelm Ambros - Musikaufsätze und Rezessionen 1872-1876

240 August 1872 5 10 15 20 25 Volk!“] „O einziges, herrliches Volk! Das hast Du gedichtet, und Du selbst bist dieser Wieland! Schmiede Deine Flügel, und schwinge Dich auf!“ – Schlusssätze von Wagners Das Kunstwerk der Zukunft, in: Wagner, GSD, Bd.  3, S.  210. ◼ 209 Appretirun- gen] veredelnde Bearbeitungen (hier ironisch). ◼ 211 Blume] Original: Blumen. ◼ 218f. Riehl wäre der Mann dazu] Wilhelm Heinrich Riehl (1823–1897) hat zur Volkskunde u. a. mit Die Naturgeschichte des Volkes als Grundlage einer deutschen Social-Politik (4  Bde., Stuttgart u. a. 1851–1869) und Culturstudien aus drei Jahrhunderten (Stuttgart 1859) beigetragen. ◼ 219 „musi- kalischen Charakterköpfen“] → Nr.  7/Erl. zur Z.  24; Musikalische Charakterköpfe. Ein kunst- geschichtliches Skizzenbuch. Zweite Folge, Stuttgart/Augsburg 1860. 56. WA 1872, Nr. 189, 19. August ά–ς (Hofoperntheater.) Der Bariton des Berliner Operntheaters Herr Betz ist uns schon von früher her zu vortheilhaft bekannt, als daß wir das Gastspiel, das er im k. k. Hofoperntheater mit dem Hans Sachs in Wagners „Meistersingern“ be- gonnen, mit dem „Holländer“ Wagners fortgesetzt hat und morgen mit der Partie des „Hans Heiling“ weiter fortsetzen soll, nicht mit freudigem Antheil begrüßen sollten. Betz ist ein Künstler von echtem Schrot und Korn, als Sänger vorzüglich, als Schauspieler kaum minder ausgezeichnet, dazu (wie der Tenor Niemann) einer der großen Wagner-Sänger unserer Tage. Sein Hans Sachs ist eine mustergültige Leistung von Anfang bis zu Ende, – sollte er auch im „Tannhäuser“ auftreten, würde er sich als ein nicht minder trefflicher Wolfgang von Eschenbach bewähren. Bei halb oder ganz unheimlichen Rollen, wie der Holländer, Heiling (Marschners Lord Ruthven könnte der Dritte im Bunde sein) haben wir seine Leistung eben auch als eine höchlich anzuerkennende befunden, nur scheint dabei die, man möchte sagen, gesunde Natur des Künstlers das Dämonische oder Gespenster hafte dieser Rollen vielleicht zu wenig vortreten zu lassen – und wenn man Senta’s Nei- gung für den höchst stattlich und edel auftretenden Fremdling, wie ihn Betz auf- faßt, völlig begreift, so wundert man sich im Heiling beinahe, wie Anna den Jäger der eben auch stattlichen und edlen Erscheinung dieses Heiling vorziehen mag. Des Don Juan, wie ihn Herr Betz giebt, erinnern wir uns als einer ganz vortreffli- chen Leistung, in welcher die Bedeutung dieses Charakters ganz anders hervor- tritt, als wenn er, wie bei anderen Darstellern so oft, eben nur als Bonvivant auf der Bühne herumgaukelt. Alles zusammengefaßt müssen wir Herrn Betz unter den deutschen dramatischen Sängern der Gegenwart mit in erste Reihe stellen. Die Senta im „Holländer“ gab Frau Dustmann, sie war von je eine der besten Darstel- lerinnen dieser Partie. Der Jäger Erik ist eigentlich ein sogenannter „verlorener Posten“. Herr Walter wendete die löblichste Sorgfalt an die wenig dankbare Aufga- be. Im Uebrigen war die Aufführung eine des Kunstinstitutes würdige. Rezensierte Veranstaltungen Richard Wagner, Die Meistersinger von Nürnberg, 14. August 1872, Hofoper ◼ Ders., Der fliegende Holländer, 17. August 1872, ebd.