Seite - 488 - in August Wilhelm Ambros - Musikaufsätze und Rezessionen 1872-1876

488 Juli 1873 20 25 5 nehm überraschte Fräulein Proch durch ihr entschieden ausgesprochenes Talent für große dramatische Partien, wozu sie das leidenschaftliche Feuer und der emp- findungsvolle Ausdruck ihrer Vortragsweise durchaus befähigt. Fräulein Wieder- mann ist dagegen ein eben so ausgesprochenes Talent für die leichtere Spieloper und gefiel durch lebendigen Gesangsvortrag und frisches Spiel in der Scene aus Maillards Oper ungemein. Fräulein Wiedermann hat auch schon ein Engagement gefunden und zwar bei der komischen Oper in Wien, für welche sie ohne Zweifel eine glückliche Acquisition bildet. Minder wollte einer vierten Elevin die große Arie der Isabella aus „Robert“ glücken, obwohl Talent und Schule auch hier nicht zu verkennen waren. Das Zöglingsorchester spielte unter Herrn Concertmeister Hellmesbergers Leitung die so überaus schwere Leonoren-Ouverture Beethovens ausgezeichnet gut; außerdem Aubers Ouverture zum „Pferd vom Erz“, an deren graziösen Motiven und echt französischer Eleganz wir uns sehr erfreuten. Rezensierte Veranstaltung Konkurs für gesanglich-dramatische Darstellung am Konservatorium der GdM, 19.  Juli 1873, MVkl. Rezensierte Werke Auber: Ouvertüre zu Le Cheval de bronze (Das Pferd von Erz) ◼ Beethoven: Ouvertüre  III zu Leonore op.  72a ◼ Gounod: „Depuis hier je cherche en vain mon maître!“ („Seit gestern such ich meinen Herrn vergebens!“) aus Roméo et Juliette ◼ Halévy: „Du cardinal voici l’ordre suprême“ („Nach des Kaisers Befehl und Willen“) aus La Juive (Die Jüdin) ◼ Maillart: Arie [näher nicht er- mittelt] aus Les Dragons de Villars (Das Glöckchen des Eremiten) ◼ Meyerbeer: „En vain j’espère“ („Umsonst mein Hoffen“) aus Robert le diable, „Schattentanz“ aus Le Pardon de Ploërmel, „O beau pays de la Touraine!“ („O glücklich Land, ihr Saatenwellen“) aus Les Huguenots Erläuterungen 5f. Maillards „Glöcklein des Eremiten“] Louis-Aimé Maillart (1817–1871), Les Dragons de Villars. ◼ 24 einer vierten Elevin] Antonia Schreiber (Gesangs- und Klavierstudium). 121. WA 1873, Nr. 167, 22. Juli Weltausstellung 1873. Musikinstrumente. I. Die Musikinstrumente spielen in der Weltausstellung eine ganz bedeutende Rolle, ja sie machen sich beinahe bemerkbarer, als irgend eine andere Classe von Ausstel- lungsgegenständen, denn man kann die weiten Räume des Industriepalastes kaum zu irgend einer Zeit durchschreiten, ohne von irgend einer Gegend her die Klänge des Pianoforte, die vollströmenden Accorde der Orgel oder ihres Diminutivs, des