Seite - 454 - in August Wilhelm Ambros - Musikaufsätze und Rezessionen 1872-1876

454 April 1873 5 10 15 20 25 Erläuterungen 13 Marini] Andrés Marín (1843–1896), span. Tenor; in Italien, wo er erstmals 1868 gastierte, und in London, wo er ab 1874 immer wieder zu sehen war, nannte er sich Andrea Marini. ◼ 40f. seit Peter Schlemihl … rechnen] Adelbert von Chamisso, Peter Schlemihls wundersame Geschichte – Märchenerzählung von einem Mann, der seinen Schatten verkauft. ◼ 52 Wagner-Orkane des vorigen Mai] zum Wagner-Konzert am 12.  Mai 1872 → Nr.  40. ◼ 63 Döbler: … ein Sträuß- chen“] Ludwig Döbler (1801–1864), Zauberkünstler. Döblers Worte „Hier ein Sträußchen, da ein Sträußchen, noch ein Sträußchen…“ beim Paradestück „Floras Blumenspende“ wurden in Wien zur Redensart. ◼ 71 on m’étouffe de roses] Original: „l’on m’étouffe; mais c’est sous des roses“ („Ich ersticke unter Rosen.“) Mémoires et anecdotes pour servir a l’histoire de Voltaire […], Bd.  1, Paris 1780, S.  44. ◼ 93 Bertram-] Figur in Meyerbeers Robert le diable. ◼ 94 Arie „à l’Italienne“] „Fanciulle che il core schiudete all’amore“ („Ihr Mädchen, wenn’s Herze sich sehnet“) – Canzonetta in II,1 (der zweiten it.  Fassung). 113. WZ 1873, Nr. 98, 26. April a. (Dr. Schmid.) Wieder ist ein tüchtiger Künstler und biederer, ehrenwerther Mann aus dem Leben geschieden. Freitag, am 25. d.  M., starb der Hofopernsänger Dr. Schmid im 48.  Lebensjahre nach längerem Kränkeln an einer plötzlichen Herzlähmung. Schmid war von Geburt ein Schweizer, Sohn eines protestantischen Pastors und hatte den ärztlichen Beruf zu seiner Lebensaufgabe gewählt. Zu Ende der vierziger und Anfangs der fünfziger Jahre war die Prager Universität, deren medicinische Autoritäten (Hyrtl, Oppolzer u. s. w.) auch im Auslande großen Rufes genossen, von zahlreichen Studenten aus der Schweiz, Ober-Italien u. s. w. besucht. Auch Schmid vollendete seine Studien in Prag und promovirte. Bis dahin hatte er den Gesang nur als Dilettant zu seinem und seiner Freunde Vergnügen betrieben. Seine herrliche Baßstimme erregte Aufmerksamkeit, er wurde ermun- tert, sein Glück als Opernsänger zu versuchen. Bald hieß es: ein junger Doctor der Medicin werde als Sarastro debutiren. Das Theater war überfüllt. Gefiel schon die stattliche Erscheinung des hochgewachsenen jungen Mannes, so erregte gleich sei- ne erste gesungene Anrede an Pamina einen Sturm von Beifall und entschied ein für alle Mal für ihn. Bald folgten Rollen wie Bertram, Marcel u. s. w. und die (damals!) trefflich bestellte Oper in Prag besaß an Schmid eine höchst tüchtige Kraft. Seine feine und kraft seiner gründlichen ärztlichen Studien auch wissen- schaftlich respectable Bildung machten den „Doctor Schmid“, wie er ein für alle Mal genannt wurde, in den geachtetsten Häusern und Familien Prags zu einem gerne gesehenen Gast. Was sich in Prag hundert Mal zugetragen, ereignete sich wieder: Wien übte seine unwiderstehliche Anziehungskraft und die Hauptstadt Böhmens hatte bald einen Auswanderer mehr zu beklagen. Am 8.  Juli 1855 trat Schmid im Kärntnerthor-Theater als Sarastro mit ungewöhnlichem Erfolge auf, welcher sofort sein Engagement veranlaßte. Seitdem hat er bis an sein Lebensende Wien angehört. Seine kräftige, wohltönende Baßstimme, deren Umfang vom tie- fen E (auch wohl D) bis zum eingestrichenen F in gut ausgeglichenen Registern